„Dermatovenerologie in einer sich verändernden Welt“ – 22. EADV Kongress in Istanbul

 

Vom 2. bis 6. Oktober fand unter dem Motto „Dermatology in a changing World“ in Istanbul der 22. Kongress der EADV – European Academy of Dermatology und Venerology – statt. Mit über 8.000 Teilnehmern war er gut besucht und auch die Zahl von 158 Ausstellern kann sich sehen lassen. Das Programm mit 746 Referenten war äußerst spannend und informativ und spiegelte die ganze Bandbreite des Faches Dermatologie wider. Auf der Pressekonferenz präsentierten Prof. Jana Hercogová (EADV-Präsidentin), Prof. Can Baykal (Kongresspräsident) und Andere, einen Überblick der auf der Tagung präsentierten Themen.

Psoriasis und kardiometabolische Komorbiditäten

Moderate bis schwere Psoriasis geht häufig einher mit Psoriasis arthritis und metabolischen Krankheiten, wie Übergewicht, Diabetes, Nicht-Alkohol induzierte Fettleber, Bluthochdruck, Dyslipidemie und dem metabolischen Syndrom. Obwohl die pathophysiologischen Mechanismen hinter dieser Assoziation noch unklar sind, könnte ein gemeinsamer genetischer Hintergrund, als auch der systemische inflammatorische Zustand von Psoriasis, einhergehend mit einem chronisch erhöhten Spiegel von Zytokinen, wie z.B. TNF-α, IL-6, IL-17, IL-20, IL-22 und IL-23, zur gesamten Morbidität beitragen. Ferner haben Patienten mit schwerer Psoriasis ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Daher ist das Verständnis um die Patienten im Kontext der Komorbiditäten äußerst wichtig, um ein maßgeschneidertes Behandlungsschema für den einzelnen Patienten aufzustellen, da manche etablierte Anti-Psoriatika die kardio-metabolischen Komorbiditäten negativ beeinflussen können, unterstrich Professor Paolo Gisondi (Verona, Italien).

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Einsatz von oralen und systemischen Anti-Aging-Produkten

Auch die kosmetische Medizin kam nicht zu kurz im Programm der Tagung. Professor Dimitrios Ioannides (Athen, Griechenland), gab einen Überblick über die oralen und topischen „Cosmeceuticals“ die heutzutage eingesetzt werden. Der orale Einsatz hat zwei Herangehensweisen: a. die Hormon-Ersatz-Therapie (HRT) und b. die Einnahme von verschiedenen systemischen Wirkstoffen (Neutraceuticals und Nutricosmetics), die alle Ebenen der intrinsischen und extrinsischen Alterungsprozesse beeinflussen können. Melatonin z.B. hat einen positiven Einfluss auf den Alterungsprozess, da es gewichtsreduktive Eigenschaften besitzt. Die Reduzierung der Nahrungsaufnahme steigert den Melatoninspiegel und reduziert so seinen altersbedingten Abfall. Die größte Kategorie der eingesetzten Systemika sind die systemischen Antioxidantien, die nicht nur hautverjüngende Eigenschaften besitzen, sondern auch durch oxidativen Stress bedingte Krankheiten, wie z.B. Krebs und kardiovaskuläre und neurodegenerative Krankheiten, positiv beeinflussen können.

Die topische Behandlung der Hautalterung mit sogenannten Cosmeceuticals reduziert ebenfalls die durch freie Radikale induzierte extrinsische und intrinsische Hautalterung. Dazu gehören Vitamine, Pflanzen (grüner Tee), Co-Enzym Q10, Alphaliponsäure, Retinoide, Peptide und Wachstumsfaktoren, die alle die Produktion von Kollagen und Fasern anregen. Am Ende kommt es immer auf den Hautzustand der zu behandelnden Person an, welche Produkte eingesetzt werden sollen.

Wegen Übertragung von Herpes genitalis ins Gefängnis

Prof. Colm O’Mahony (Chester, UK) über einen interessanten Justizfall, der sich letztes Jahr in England abgespielt hat. Ein junger Mann wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, da er angeblich seine Freundin mit Genitalherpes angesteckt haben soll. Dieses außergewöhnliche Urteil sorgte für einen Aufschrei im britischen Gesundheitswesen. Nach einer erneuten Prüfung des Falles wurde der Mann nach einem Monat im Gefängnis wieder frei gelassen. Es ist verständlich, wie die Übertragung von HIV kriminalisiert werden kann, aber für eine gewöhnliche Geschlechtskrankheit, die einen Großteil der Bevölkerung betrifft, war es eine Travestie der Justiz. Nur durch ein erneutes Gutachten in Zusammenhang mit der Aufklärung der mit dem Fall befassten Richter, über Geschlechtskrankheiten, konnte dem Mann geholfen werden. Könnte so etwas auch in anderen Ländern passieren? Professor O’Mahony verwies noch auf die Herpes Virus Association (www.hva.org.uk), die hervorragende Beratung für Patienten und Anwälte anbietet.

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