35. Kompetenzseminar der AADI e.V.: Fortbildung und Erfahrungsaustausch für Arzt und Personal
Auf dem 35. Kompetenzseminar der Arbeitsgemeinschaft Ästhetik und Dermatologische Institute AADI e.V. vom 16. bis 17. September in Duisburg informierten sich zahlreiche ästhetisch tätige Dermatologinnen und Dermatologen sowie ihr medizinisches Personal über Neuerungen im Fachgebiet. Auch der Austausch von wichtigen Erfahrungen aus dem Praxisalltag stand wieder im Fokus des Interesses der Teilnehmer.
Bereits am eher als Anreisetag wahrgenommenen Freitag, für den neben der Praxisbegehung bei Dr. Aurel Budde auch ein Besuch der sehr sehenswerten Skulpturensammlung im Duisburger Lehmbruck-Museum auf dem Programm stand, kam es bei der Diskussion um Fragen des Praxismanagements zu wertvollen Aha-Effekten bei manchen der Teilnehmer. Besonders die auch von Dr. Budde und dem AADI-Vorsitzenden Dr. Hans-Peter Prieur angewandte Praxis des Outsourcens der Sterilisation der OP-Instrumente an eine Klinik wurde lebhaft diskutiert. Dies lohne sich bereits oder zutreffender gerade, so Dr. Prieur, wenn nur relativ wenige Operationen über das Quartal anfallen, denn allein die Anschaffungskosten des Sterilisators, dessen Betrieb und die Einbindung des Praxispersonals schlügen enorm zu Buche. Wirtschaftlich effektiver sei es, sich die Instrumente doppelt anzuschaffen und die Sterilisation einer einen solchen Service anbietenden Klinik zu überlassen. Prieur und Budde sprachen von einer Art ‚Flatrate‘ in Höhe von lediglich 250 Euro pro Quartal. Eine Kostenanalyse durch den Steuerberater unter Berücksichtigung der Mitarbeitereinbindung sei daher unbedingt zu empfehlen.
Extrinsische Hautalterung – und was man dagegen tun kann
Der eigentliche Programmtag am folgenden Samstag galt den zahlreichen Workshops und Vorträgen für Ärzte sowie dem Parallelprogramm für das medizinische Personal. Der als ‚Tight Sculpting‘ bezeichnete lasergestützte Ansatz zur Fettreduktion und Hautstraffung fand dabei ein ebenso interessiertes Publikum wie der Laserkurs zur non-invasiven Lidstraffung mittels ‚Smooth Eye‘-Methode oder der Volumenaufbau mit einem neuartigen Dermafiller auf Agarose-Basis. Parallel zu diesen Workshops informierte sich das zahlreich anwesende Praxispersonal in Vorträgen über die sowohl für Praxis als auch Institut essentielle Fotodokumentation oder die richtige Auswahl und Handhabung von Laserschutzbrillen.
Im ersten an die Ärzteschaft gerichteten Vortrag des Tages sprach Univ.-Prof. Dr. med. Jean Krutmann vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung Düsseldorf (IUF) über neueste Erkenntnisse zur molekularen Hautalterung. So sei neben ultravioletter sowie infraroter Strahlung heutzutage besonders die Feinstaubbelastung und die Konzentration von Stickstoffdioxid in Ballungsräumen wichtige Faktoren der extrinsischen Hautalterung. In IUF-internen Kooperationen wurde in epidemiologischen Studien erstmals ein kausaler Zusammenhang zwischen Feinstaubbelastung und Hautalterung beschrieben, die aktuell an einer großen chinesischen Kohorte vertiefend untersucht und zudem mechanistisch aufgeklärt wird. Abhilfe könne etwa die Aufnahme von Urea verschaffen, da Urea genregulierende Eigenschaften besitzt und zu einer erhöhten mRNA- und Protein-Expression von Kollagen in humanen dermalen Fibroblasten führe.
Neben Urea wurde auch das vom Referenten Rainer Schroth, Namensgeber der Schrothkur, als ‚Power-Vitamin‘ bezeichnete Nicotinamid als Agens gegen die Hautalterung empfohlen. Nicotinamid reguliere die pro- und anti-inflammatorischen Cytokine und verbessere die DNA-Reparatur, die einer UV-Exposition folgt. In einer placebo-kontrollierten Studie konnte laut Schroth gezeigt werden, dass eine tägliche Dosis von 500mg Nicotinamid über 4 Monate das Risiko an nicht-melanozytärem Hautkrebs zu erkranken erheblich mindert. So kam es in der Verumgruppe zu lediglich 4 Fällen von weißem Hautkrebs, in der Placebogruppe hingegen zu 20 neuen Fällen. Weitere begleitende Indikationen für die Nicotinamid-Einnahme seien AD, Akne und Rosacea.
Patientenzufriedenheit und Patientenbindung
„Was bewegt den ästhetisch interessierten Patienten, wie empfindet er und wie sollte die Praxis bzw. das Institut darauf reagieren?“ – Diese maßgebliche Frage beantwortete Caroline Auffarth, indem sie praktische Tipps zur Erfüllung der Erwartungshaltung des Patienten gab. Im optimalen Falle habe der Praxisinhaber dafür gesorgt, dass
– die Praxis-Homepage auf die Kunden und Patienten zugeschnitten ist
– der Patient beim Besuch der Praxis ‚erlebt‘, was er auf der Homepage gesehen hat
– die Aufmerksamkeit für den Patienten durch die Mitarbeiter respektvoll und wertschätzend ist
– der Patient vom Arzt klare Aussagen und Empfehlungen zu seinen Wünschen erhält und die Gewissheit hat, dass der Arzt sich für die Behandlungsergebnisse verantwortlich fühlt
– der Patient das Angebot zur aktiven Begleitung seiner Behandlungswünsche erfährt.
Auch die Mitarbeiter sollten in der Lage sein, dem Patienten die ärztlichen Kompetenzen zu vermitteln. Der ästhetische Markt wachse, so Auffarth, da heute mehr Männer sich für ästhetische Korrekturen interessierten, die Generation 50+ eine steigende Akzeptanz gegenüber kosmetischer Medizin zeige und bei vielen jungen Leuten das Aussehen besonders im Fokus stehe. Man könne gegenwärtig, so prognostizierte Auffarth, aufgrund von Marktanalysen von einem jährlichen 10%-igen Wachstum des ästhetisch-medizinischen Marktes bis zum Jahr 2020 ausgehen.
Nächstes Kompetenzseminar in Berlin
Dr. Peter Arne Gerber aus Düsseldorf zeigte in seinem Vortrag die Vor- und Nachteile des als Nonplusultra in der Tattoo-Entfernung angepriesenen Picosekundenlasers auf. Das sehr teure Gerät schaffe laut Herstellerangaben auch die Entfernung der problematischen Tätowierungen blauer und grüner Färbung, doch hier kämen diese Geräte oft an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Eine in Kürze im British Journal of Dermatology publizierte Studie zum Vergleich des Picosekundenlasers und eines Nanosekundenlasers (doi: 10.1111/bjd.14962) komme sogar zu dem Fazit, dass ersteres Gerät gegenüber dem Zweiten kaum Vorteile abseits des geringeren Schmerzes erbringe.
Frau Rechtsanwältin Dr. Gemke wies in ihrem Vortrag darauf hin, dass von Seiten des Arztes verstärkt auf die Einhaltung der berufsrechtlichen Vorgaben, insbesondere auf die Trennung zwischen gewerblichem Kosmetikinstitut und Arztpraxis, geachtet werden müsse. Grund hierfür sei das Wirksamwerden des Antikorruptionsgesetzes, wodurch ärztliche Kooperationen zunehmend unter Beschuss gerieten. Gegenwärtig herrsche große Unsicherheit und es bleibe abzuwarten, wie die Rechtsprechung mit dem neu geschaffenen Paragraphen im Strafgesetzbuch umgeht.
Mit Vorträgen zu Nutzen des Arztbewertungsportals Jameda für Praxis und Institut und Neuigkeiten zum Steuerrecht endete das 35. Kompetenzseminar der AADI und konnte von Veranstaltern und Teilnehmern als voller Erfolg verbucht werden. Mitglieder der AADI und interessierte Dermatologinnen und Dermatologen reservieren sich schon einmal den 10. und 11. Februar 2017, wenn in Berlin das 36. Kompetenzseminar stattfindet. (ajm)