Case Study
Matthias Imhof, Ulrich Kühne
Entwicklung der minimal invasiven Verfahren – Von der Faltenkorrektur zum Modellieren des Gesichts
DEVELOPMENT OF MINIMAL INVASIVE TREATMENTS FROM WRINKLE CORRECTION TO THE MODELING OF THE FACE
Keywords | Summary | Correspondence | Literature
Keywords
Botulinum toxin A, Filler, Hyaluronic acid, Radiesse®, Volumizing
Schlüsselworte
Botulinumtoxin A, Filler, Hyaluronsäure, Radiesse®, Volumenaufbau
Summary
The following case report of a 52-year-old patient exemplifies the evolution of minimal invasive treatment options during the last seven years. In 2005, when the patient first came to the office, treatment focused on filling single wrinkles in the face. During the first year of treatment, the nasolabial folds were filled with a hyaluronic acid filler. Additionally, botulinum toxin A and a native hyaluronic acid were injected. In the following years, it became increasingly evident that the aging process is not confined to the skin surface but also involves all underlying structures, including the bone. Because of this the trend went away from filling of wrinkles towards volumizing the face, thus regaining the attributes of a youthful face. This development was backed by new products which enabled the volumizing effect, e.g. Radiesse®. The photos from 2010 demonstrate the impressive therapeutic success which can be expected from the combined approach as performed on this patient.
Zusammenfassung
Die folgende Kasuistik einer 52jährigen Patienten zeigt beispielhaft die Entwicklung minimal invasiver Verfahren in den letzten sieben Jahren auf. Im Jahr 2005, als die Patientin erstmals die Praxis aufsuchte, ging es insbesondere darum, einzelne Falten im Gesicht zu reduzieren. Im ersten Jahr wurden daher die Nasolabialfalten mit einem Hyaluronsäurefiller augmentiert und zusätzlich eine Behandlung mit Botulinumtoxin A und nativer Hyaluronsäure durchgeführt. In den nächsten Jahren setzte sich zunehmend das Bewusstsein durch, dass sich Alterungsprozesse nicht nur an der Hautoberfläche sondern auch in darunter liegenden Strukturen, einschließlich des Knochens, abspielen. Insofern ging der Trend von einer Faltenkorrektur hin zu einer Volumenauffüllung, um Kennzeichen eines jugendlichen Gesichts wieder zu gewinnen. Diese Entwicklung wurde durch neue Produkte, welche einen Volumenaufbau ermöglichten (z.B. Radiesse®), unterstützt. Die Bilder aus dem Jahr 2010 dokumentieren den eindrucksvollen Behandlungserfolg, der durch eine Kombinationsbehandlung, wie bei dieser Patientin durchgeführt, erwartet werden kann.
Die folgende Kasuistik veranschaulicht, wie durch einen integrativen Ansatz ein über Jahre anhaltender Behandlungserfolg erreicht werden kann. Sie zeigt zugleich die Entwicklung auf dem Gebiet der Gesichtsrejuvenation in den letzten Jahren auf. Im Jahr 2005 stellte sich die unten abgebildete Patientin im Alter von 52 Jahren erstmalig mit dem Wunsch vor, ihre stark ausgeprägten Nasolabialfalten korrigieren zu lassen (Abb. 1).
Darüber hinaus war ein deutlicher allgemeiner Elastizitätsverlust der Haut nachweisbar. Fehlendes Volumen im Bereich des Weichteilgewebes war damals lediglich von untergeordneter Bedeutung, in dieser Zeit beschäftigte man sich vorrangig mit der Faltenkorrektur. Dementsprechend wurde die Patientin beraten. Sie war zu Beginn sehr ängstlich und wollte nur „wenig machen lassen“. Die Nasolabial- und die Marionettenfalten wurden in Tunneltechnik, wie es damals üblich war, mit 1 ml Belotero® Basic pro Seite augmentiert. Zeitgleich erfolgte eine Kombinationsbehandlung mit nativer Hyaluronsäure (Hyal-System®) zwecks Optimierung der Hautelastizität. Dabei wurde zunächst eine Grundbehandlung mit 1 ml Hyal-System® im Bereich der unteren Wangen sowie der Marionettenfalten durchgeführt und nach zwei Wochen wiederholt. Die erste Auffrischungsbehandlung mit Hyal-System® fand nach 4 Monaten statt.
Auf den Abbildungen ist ersichtlich, dass die Veränderungen zwischen 2005 und 2006 diskret waren. Abb. 2 zeigt den Befund nach einem Jahr. Die relativ schwach ausgeprägten Verbesserungen sind auch dadurch erklärbar, dass die Patientin nur eine geringfügige Optimierung wünschte und dass man damals allgemein mit der Applikationsmenge der Filler weit zurückhaltender war als heutzutage.
Ab dem Jahr 2008 wurden bei der Patientin die Falten statt mit Belotero® Basic mit dem damals neu erschienenen Belotero ® Intense korrigiert. Aufgrund der höheren Viskosität und Elastizität verfügt Belotero® Intense über eine stärkere Hebekapazität.
VOLUMENAUFBAU UND KOMBINATIONSBEHANDLUNGEN
Im Jahr 2008 begann verstärkt die Diskussion über die Wiederherstellung von Volumen im Bereich des Weichteilgewebes. Ab dieser Zeit wurde bei der Patientin neben der klassischen im Abstand von sechs- bis neunmonatigen Augmentation der Nasolabial- und Marionettenfalten, zusätzlich ein Wangenaufbau mit Belotero® Intense durchgeführt, um die Konvexität im Mittelgesicht wieder herzustellen. Auch in der Submalar- Region wurde Belotero® Intense zu diesem Zeitpunkt bereits tief subkutan injiziert (Gesamtmenge 3 ml, siehe Abb. 3).
Darüber hinaus ließ die Patientin ab 2006 ca. alle 6 Monate eine Auffrischungsbehandlung mit Hyal-System® vornehmen. Neben der Hautrejuvenation mit den Hyaluronsäuren fanden seit 2005 zudem alle 6 Monate Behandlungen mit Botulinumtoxin- A (BTX-A) statt. 12 U Xeomin®/Bocouture® wurden hierbei in den M. mentalis und den M. depressor anguli oris zwecks Entspannung des unteren Gesichtsdrittels appliziert.
Die Patientin erhielt die BTX-A-Therapie immer zeitgleich mit der Applikation von Belotero® in einer Sitzung. Seit 2009 wurde für den Volumenaufbau im Mittelgesicht Radiesse® statt Belotero® Intense verwendet, um eine noch effizientere Volumenaugmentation zu erzielen. Radiesse® ist aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften der Filler mit der höchsten Hebekapazität. Die Wirksamkeit konnte auch gegenüber Hyaluronsäurefillern in Vergleichsstudien gezeigt werden [1, 2]. Pro Seite wurden 1,5 ml Radiesse® gemischt mit 0,3 ml Lidocain 1% implantiert. Diese Therapie wurde ab 2009 einmal jährlich durchgeführt. Der Volumenaufbau im Bereich des Os zygomaticus hat als indirekte Wirkung auch eine Optimierung der Nasolabialfalten zur Folge.
Restliche oberflächlichere Falten wurden zudem mit Belotero® Basic korrigiert. Abb. 4 zeigt die Patientin 2010 nach 2maliger Therapie mit Radiesse®. Zuletzt konnte auf die Korrektur der Nasolabialfalten mit Belotero® Intense verzichtet werden, da dies als Folge der Volumenaugmentation mit Radiesse® nicht mehr nötig war.
KIEFERKONTURIERUNG FÜR EINE JUGENDLICHE GESICHTSFORM
Im Jahr 2010 wurde zur Konturierung des Unterkiefers („jaw line“) mandibulär zusätzlich pro Seite jeweils 1, 5 ml Radiesse® gemischt mit 0,3 ml Lidocain 1% verabreicht. Abbildung 4 zeigt die Patientin 2010 nach Behandlung der Malar- und Mandibularregion mit Radiesse®. Hierbei wird deutlich, dass durch Kombination von diversen Produkten und technischen Weiterentwicklungen das Erscheinungsbild weiter optimiert werden konnte.
Die dargestellte Kasuistik verdeutlicht, dass nach initial häufigeren Behandlungen letztendlich mit nur zwei Arztterminen pro Jahr ein langfristig überzeugendes Ergebnis erreicht werden kann.
In den letzten sieben Jahren haben sich zudem auch die Behandlungstechniken geändert: Der Volumenaufbau wurde insbesondere in den letzten beiden Jahren mit einer stumpfen, atraumatischen Kanüle (TSK-Nadel mit einer Länge von 38 mm und 25 Gauge) durchgeführt. Hierbei wird nach vorangegangener Inzision mit einer spitzen Nadel die stumpfe Kanüle fächerförmig, teils supraperiostal, teils subcutan in das Gewebe vorgeschoben und anschließend retrograd das Material gleichmäßig injiziert. Das Risiko von Hämatomen und intraarteriellen Injektionen wird hierdurch deutlich reduziert.
Diese Kasuistik spiegelt auch die Entwicklung in der ästhetischen Medizin wieder: Anfangs wurde nur auf vereinzelte Punkte geachtet und weniger in einem Gesamtkonzept gedacht. Durch Optimierung der Technik und durch den Einsatz unterschiedlicher Substanzen erfolgte die Entwicklung weg von der Falte hin zum Modellieren. Primär geht es in der letzten Zeit darum, verloren gegangenes Volumen zu ersetzen und nur sekundär Restfalten zu augmentieren.
Korrespondenz-Adresse
Dr. Matthias Imhof
Ästhetische Dermatologie im Medico Palais
Parkstraße 6
D-65812 Bad Soden
Literatur
1. Moers-Carpi MM et al. A multicenter, randomized trial comparing calcium hydroxylapatite to two hyaluronic acids for treatment of nasolabial folds. Dermatol Surg 2007;33:S144-51.
2. Moers-Carpi MM, Tufet JO. Calcium hydroxylapatite versus nonanimal stabilized hyaluronic acid for the correction of nasolabial folds: a 12-month, multicenter, prospective, randomized, controlled, split-face trial. Dermatol Surg 2008;34:210-5.