„Die Kopie des Facelifts“
Exklusiv-Interview mit Dr. Jean-Louis Sebagh
KM: Was ist heute State of the Art bei Falten-Unterspritzungen?
Dr. Jean-Louis Sebagh: Wir können die verschiedenen Tiefen treffen und korrigieren. Wir haben neue Techniken und Geräte wie z.B. die Kanülen und sehr unterschiedliche Filler, die wir genau und zielführend anpassen können. Dadurch sind die Behandlungen viel präziser geworden. Das Ergebnis ist mehr und mehr natürliche Schönheit – mit den neuen Produkten geht es endlich nicht mehr darum, jeden Tag einen neuen Picasso zu schaffen. Auch ein interessanter Aspekt ist die Behandlung im Anschluss an einen chirurgischen Eingriff. Mit Fillern kann man das Ergebnis wirklich perfektionieren.
KM: Welche Trends gibt es in der ästhetischen Medizin?
Dr. Jean-Louis Sebagh: Vor allem den Trend zu ganz wesentlichen Fragestellungen: Was tun wir? Und warum tun wir es? Meiner Erfahrung nach wird es immer dann gefährlich, wenn die Selbstsicherheit eines Arztes zu groß wird. Wenn er anfängt, sich als Künstler zu verstehen. Die drei wichtigsten Fragen sind doch: Können wir den Alterungsprozess verlangsamen? Können wir ihn für die Patienten verbessern? Und können wir Operationen vermeiden? Die optimalsten Ergebnisse bei deutlichen Zeichen der Hautalterung und Erschlaffung erreiche ich heute durch die individuelle Kombination neuer Techniken – minimalinvasive Straffung der Muskulatur (z.B. mit hochfokussiertem Ultraschall), der Haut (z.B. durch Radiofrequenztherapie und Laser) und Filler-Injektionen zur Wiederherstellung bzw. als Ersatz für verloren gegangenes Volumen in den Fettdepots des Gesichtes. Ich nenne das die Kopie eines Facelifts.
KM: Wie beurteilen Sie die neuen Teoxane-Produkte mit RHA (Resilient Hyaluronic Acid)?
Dr. Jean-Louis Sebagh: Ich mag sie … Sie sind sehr interessant in der Anwendung, ein echter Durchbruch bei kleinen Faltenkorrekturen, super spannend für die Lippen und die feinen Linien an der Oberlippe. Außerdem sind sie großartig für Ärzte, die noch nicht so viel Erfahrung haben.
In gewisser Weise symbolisieren sie eine Rückkehr zu der ursprünglichen Idee der ästhetischen Medizin. Es ging ja ursprünglich nicht darum, das Gesicht zu voluminisieren, sondern zu verjüngen. Mit den Volumenpäckchen im Gesicht sind wir zu weit gegangen. Wir haben versucht, Gesichter in der Tiefe zu modellieren wie eine Skulptur. Direkt auf dem Knochen Volumen zu schaffen, wo keines hingehört. Das waren Tricks, das war artifiziell. Es ist viel natürlicher, wenn der Filler eine hohe Viskosität besitzt und sich mit bewegt. Und wenn man als Arzt schon bei der Injektion weiß: You see what you get.
Dr. Sebagh, vielen Dank für das Interview.