Originalie
Dirk Brandl, Dirk Meyer-Rogge, Horst Grübmeyer, Johannes Müller-Steinmann, Margrit Lettko, Martina Herzog, Steffen Giesse
Kompositorische Ästhetik des Gesichts Teil 4: Die Fallstricke der Umsetzung
Compository aesthetics of the face part 4: The pitfalls of implementation
Keywords | Summary | Correspondence | Literature
Keywords
Compositional aesthetics, Face composition, full face approach, intervention level, intervention scale, treatment plan
Schlüsselworte
Behandlungsplan, Gesichtskomposition, Interventionsgrad, Kompositorische Ästhetik
Summary
In the first three parts the new approach of Compositional Aesthetic has been described in theory and steps to prepare the practical part have been performed. In the third part the participants of this experiment have presented their patients for treatments in the concept of Compositional Aesthetics and they have worked on patient analysis and treatment protocols. This fourth part should discuss on the one hand the difficulties with the implementation of the concept into medical practice, on the other hand first intermediate treatment results will be presented.
Zusammenfassung
In den vorangegangenen 3 Teilen wurde der neue Ansatz der Kompositorischen Ästhetik einer ganzheitlichen und schonenden Behandlung des Gesichts theoretisch vorbereitet und erste Schritte zur Umsetzung unternommen. Im letzten und dritten Teil haben die Teilnehmer an diesem Experiment ihre Patienten vorgestellt sowie die Analysen und Behandlungspläne erarbeitet. Dieser vierte Teil soll zum einen die Schwierigkeiten aufzeigen, die mit der Umsetzung verbunden sind und Lösungswege beschreiben, zum anderen können hier bereits erste Zwischenergebnisse betrachtet werden.
Brandl D, Giesse S, Grübmeyer H, Herzog M, Lettko M, Meyer-Rogge D, Müller-Steinmann J (2016) Kompositorische Ästhetik des Gesichts Teil 4: Die Fallstricke der Umsetzung. Kos Med 37: 104 – 108.
Verbesserung Analyse und Behandlungsbogen
Beide Materialien wurden bereits bei der Summer Academy 2016 auf Mallorca eingesetzt und von den Teilnehmern in der Praxis geprüft. Im Prinzip sind beide Materialien bereits auf einem sehr guten Niveau und deshalb ein wirkliches Hilfsmittel für die Praxis. Allerdings wurden beim Analysebogen seitens der Kursteilnehmer weitergehende Verbesserungsvorschläge gemacht, insbesondere die Analyse des Hautstatus betreffend, die gerade in die Formulare eingebaut werden, um eine noch bessere Unterstützung in der täglichen Praxis bieten zu können.
Probleme der Umsetzung
In zahlreichen Diskussionen konnten die Teilnehmer an dem hier präsentierten Experiment die Schwierigkeiten benennen, die sie mit dieser ersten Umsetzung der neuen Behandlungskonzeption gehabt haben. Es ist allen Beteiligten hoch anzurechnen, dass diese Schwierigkeiten hier Gegenstand sein dürfen.
Wenn wie in unserem Fall eine neue Herangehensweise erprobt werden soll – noch dazu vor einer fachkundigen Öffentlichkeit – gehört viel Mut dazu, im Prozess aufgezeigte Fehler oder Unzulänglichkeiten zu zeigen statt sie unter den Tisch fallen zu lassen. Natürlich wünscht man sich bei Beginn eines solch ambitionierten Projektes, dass man eine möglichst perfekte Performance abliefert.
Dies wäre jedoch höchst unrealistisch und wir glauben gerade, dass die Darstellung von Unzulänglichkeiten, Fehlern und Schwierigkeiten den Lesern mehr helfen wird als eine perfekte Darstellung von Vorher-Nachher Bildern mit Ergebnissen, die so umwerfend gut sind, dass eine Reproduktion durch andere schwer fällt.
Dabei sind die gemachten Fehler für jeden praktizierenden Arzt sofort nachvollziehbar. Sie bewegen sich meist in der Peripherie der Behandlung, nicht in deren Zentrum.
Wir möchten hier die beiden wichtigsten Fehler aufzeigen:
- Die Vorbereitung der Patienten auf die Dokumentation wurde so gestaltet, dass die hier gezeigten ersten Ergebnisse nicht immer oder nur sehr schlecht zu sehen sind: In einem Fall (S. Giesse) wurde die Patientin im Vorher Bild voll geschminkt gezeigt und im Nachher Bild ungeschminkt, so dass die Patientin vor der Behandlungssession beinahe besser aussieht – vor allem den Hautstatus betreffend – als nach der Behandlungssession, weil jetzt die Hautschädigungen erstmals richtig und ungeschminkt sichtbar werden. Obwohl mit PRP bereits eine Haut verbessernde Therapie eingesetzt wurde, fehlt einfach der Vergleich zum Status vor der Behandlung.
Bei Margrit Lettko gab es den umgekehrten Fall, dass ihre Patientin vor der Behandlung ungeschminkt gezeigt wurde und die nachher Fotos in geschminktem Zustand angefertigt wurden. Die Haut verbessernden Maßnahmen – hier vor allem die CO2 Skin Resurfacing Laser Behandlung ist noch nicht durchgeführt, sondern wegen der Sommerzeit natürlich erst für den Herbst geplant. In geschminktem Zustand sieht es aber so aus, als hätte die Behandlung bereits stattgefunden, weil die im Vorher Bild sichtbaren Flecken und Hautunregelmäßigkeiten nicht mehr sichtbar sind.
Beide Nachlässigkeiten sind natürlich durch mehrere Faktoren bedingt: Zum einen liegt die Konzentration des Behandlers naturgemäß auf seiner Behandlung, nicht aber auf der Präsentation der Ergebnisse. Gerade, weil es sich hier auch um eine der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellte Präsentation handelt, ist die Konzentration darauf, möglichst gute Behandlungsergebnisse zu erhalten, mehr als nachvollziehbar. Zum anderen ist der oft hektische Praxisbetrieb dazu angetan, diese peripheren Wahrnehmungen auszublenden. Es ist also keinesfalls eine Täuschungsabsicht vorhanden, sondern es handelt sich um Präsentationsunzulänglichkeiten verursacht durch falsche Präparation der Patienten. - Zum anderen gibt es Unzulänglichkeiten bei der Umsetzung der Fotodokumentation. Wenn eines der Fotos mit einem sehr guten Fotoapparat, das andere Foto mit einem iPhone angefertigt wird, können die Ergebnisse nicht verglichen werden. Andere Probleme, die die Standards der Fotodokumentation und damit auch die Vergleichbarkeit der Ergebnisse verringern, sollen hier nicht verschwiegen werden:
– In einem Fall wurde ein schwarzer (nachher) und ein weißer (vorher) Hintergrund verwendet
– Die Perspektiven der beiden Bilder sind nicht kongruent (Kameraneigung nach unten oder oben differierend)
– die Positionierung der Patienten vor der Kamera ist nicht in allen Fällen identisch, mal sind es 900 im Winkel, mal nur 750 oder 800.
– auch die Kopfneigung ist nicht überall gleich
– die Lichtverhältnisse haben geschwankt. Mal wurde mit, mal ohne Blitz fotografiert, mal fiel Tageslicht von der Seite zusätzlich herein und veränderte die Hautfarbe
Auch diese Fehler sind geradezu normal, und deshalb sollen sie hier auch gezeigt werden. Alle Teilnehmer haben mehr Wissen über Fotodokumentation als der übliche Arzt, deshalb kann man sich gut vorstellen, wie es um die Qualität der Fotodokumentation in der normalen Praxis bestellt ist.
Gerade die beiden hier beschriebenen Präsentationsfehler führen dann dazu, dass die eigentlich guten Behandlungsergebnisse nicht oder sehr viel schwieriger wahrgenommen werden können. Für die Ästhetik, die ja auch von der Vermarktung eigener Fähigkeiten lebt, ist dies ein existentielles Problem. Wenn nur der behandelte Patient eine Verbesserung seines Aussehens wahrnehmen kann, diese Verbesserung aber in der Bilddokumentation nicht sichtbar wird, nimmt man sich ein wichtiges Multiplikationsmedium für die Präsentation eigener Behandlungen.
Wie könnte eine Lösung der hier beschriebenen Probleme aussehen? Es kann nicht verlangt werden, dass der behandelnde Arzt zusätzlich zur Behandlung auch noch seine Aufmerksamkeit auf diese peripheren Aspekte richtet, dies könnte zu viel gravierenderen Problemen führen. Hilfreich kann eine Checkliste für die Helferinnen sein, die entsprechend vorgegebener immer gleichbleibender Standards abgearbeitet wird, um die Qualität der Dokumentationen zu erhöhen und Fehler zu vermeiden. Ein systematisiertes Wissen um die Dokumentationsstandards und –abläufe ist sinnvoll, will man über Bilder nach außen wirken.
Die hier begangenen Fehler motivieren dazu, das Projekt fortzusetzen und sich Schritt für Schritt auch in der Präsentation der eigenen Ergebnisse zu verbessern. Nichts wirkt so intensiv wie eigene Behandlungsergebnisse. Sind diese im Bild nicht wahrnehmbar, wird viel Potential verschenkt.
Die Zwischenergebnisse in alphabetischer Reihenfolge
Ungeachtet der beschriebenen Unzulässigkeiten können einige der Zwischenergebnisse bereits sehr gut wahrgenommen werden. Wir möchten hier explizit keine eigene Bewertung abgeben, sondern stellen uns dem kritischen Urteil der Leser.
Steffen Giesse – Patientin 1
Bislang wurden folgende Behandlungen durchgeführt:
Implementierung von je 2 Fäden rechts und links zur Verbesserung der Kinnlinie (Cogs)
1 Behandlung Lipolyse Kinn
1 Behandlung PRP Haut
1 Behandlung mit Microdermabrasion
Horst Grübmeyer – Patientin 2
Bislang wurden folgende Behandlungen durchgeführt:
Insgesamt 6 ccm Radiesse® in Wangen, Mandibula und Marionetten
Je 0,5 ccm Belotero® Balance beidseits in die Nasolabialfalten
28 E Bocouture® Stirn und Glabella
1 Hydrafacial® Behandlung Haut
Martina Herzog – Patientin 3
Bislang wurden folgende Behandlungen durchgeführt:
Botulinum Toxin A Glabella, Brauen und Krähenfüsse
Mesotherapie mit MesoLift Gesicht und Hals
Fruchtsäurepeeling Hals
PDO Fäden Hals
Hyaluronsäure Filler Nasolabialfalte und Marionettenfalte
Margrit Lettko – Patientin 4
Bislang wurden folgende Behandlungen durchgeführt:
Oberflächenfiller zum Ausgleich von Unebenheiten
Tiefer Filler rechtes Jochbein und Tränenrinne
PRP Behandlung Haut
Beginn Laserbehandlung von Teleangiektasien
Dirk Meyer-Rogge – Patientin 5
Bislang wurden folgende Behandlungen durchgeführt:
Behandlung Kinn und Stirn mit Xeomin®
1 Behandlung Injektions-Lipolyse Kinnlinie
Auffüllung mit Voluma® am Jochbogen
Johannes Müller-Steinmann – Patientin 6
Bislang wurden folgende Behandlungen durchgeführt:
Botulinum Toxin A: Stirnfalten und Glabella
Jochbeinaugmentation: Jochbein mit Hyaluronsäure Filler
3 Behandlungen Injektions-Lipolyse Kinn, Hängebäckchen, Nasolabialwulst und Mundwinkelfalten
Korrespondenz-Adresse
Dipl.-Ing. Dirk Brandl
Mühlenstra.e 19
D-48317 Drensteinfurt
brandl@network-globalhealth.com
Conflict of Interests
Dirk Brandl ist Sprecher der Globalhealth Akademie für ästhetische Medizin Keine finanziellen Interessen beteiligt