Injektions-Lipolyse im Fokus

Douglas Grosse im Gespräch mit der medizinischen Direktorin des NETZWERK-Lipolyse Margrit Lettko und NETZWERK Sprecher Dirk Brandl.

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Abb. 1a und b: Kombinationsbehandlung BTX (Masseter) und Injektions-Lipolyse (Kinnlinie), Workshopprobandin, vor und nach zwei Behandlungen.

Abb. 1a und b: Kombinationsbehandlung BTX (Masseter) und Injektions-Lipolyse (Kinnlinie),
Workshopprobandin, vor und nach zwei Behandlungen.

 

 

KM: Frau Dr. Lettko, Herr Brandl, die Injektions-Lipolyse hat mittlerweile ein Niveau erreicht, dass man sich als Außenstehender fragt: Was soll da eigentlich noch kommen?

 

M. Lettko: Sie haben Recht mit dieser Frage, besonders Dank der Arbeit vom Kollegen Hasengschwandtner in den ersten 12 Jahren haben wir heute ein Behandlungsniveau erreicht, auf das wir Netzwerkmitglieder durchaus stolz sein können: Die Therapie ist akzeptiert, wird immer häufiger von Patienten nachgefragt, und wie unsere neueste, gerade im Journal für Ästhetische Chirurgie publizierte Statistik [1] auch nachweist, ist sie nebenwirkungsarm und effektiv. Allerdings gilt diese Effektivität nur für den Bereich der kleineren Fettpolster, auf die wir uns bislang fokussiert haben. Mit Lipolyse allein lassen sich die größeren Depots nur dann behandeln, wenn wir die Zahl der Sitzungen auf 5-8 erhöhen. Das ist aber wegen der längeren Behandlungsdauer (Anmerkung der Redaktion: 10-16 Monate) und der anfallenden Kosten nicht wirklich attraktiv für Patienten.

 

D. Brandl: Das Ziel, welches wir uns vor 3 Jahren gesetzt haben, war bestimmt dadurch, dass wir erfahren haben, dass immer mehr Patienten den Weg zum Chirurgen scheuen, um ihre resistenten Fettpolster los zu werden. Dieses Ziel lautete: Wie können wir es erreichen, dass wir auch größere Depots mit Lipolyse so effektiv behandeln können, dass wir den Patienten, die aus ästhetischen Gründen keine Operation durchführen lassen möchten, dennoch eine Alternative anbieten können?

 

 

KM: Und, haben Sie dieses Ziel erreicht und wenn ja, wie ist Ihnen das gelungen?

 

D. Brandl: So einfach liegt die Sache nicht. Betrachtet man dieses Ziel unter logischen Gesichtspunkten, dann müssen wir konstatieren, dass wir heute mit der Injektions-Lipolyse allein nicht weiterkommen, wie Margrit Lettko bereits erwähnt hat. Zwar arbeiten wir derzeit sehr intensiv daran, eine neue Formula Magistralis zu entwickeln, die uns verkürzte Behandlungszeiten ermöglicht und die Nebenwirkungen reduziert, so dass wir die Behandlungsdauer dadurch zu verkürzen hoffen. Allerdings war dies vor 3 Jahren noch nicht absehbar. Deshalb haben wir die Kooperation mit Spezialisten gesucht, die andere minimal invasive Verfahren für die Reduktion von Fettpolstern einsetzen. Unsere Idee war, zu untersuchen, ob Kombinationstherapien insgesamt durch Synergie verbesserte Ergebnisse bringen.

 

M. Lettko: Zu der Zeit haben wir von einem neuen Ultraschallgerät gehört, welches Dr. Ilja Kruglikov von Wellcomet entwickelt hat, dem dual-frequenten LDM Ultraschall und haben unser Mitglied Frau Prof. Tausch von der KOSMED Klinik gebeten, in einem Halbseitenvergleich zu untersuchen, ob wir bessere Ergebnisse mit einer Kombinationstherapie erreichen können. Und in der Tat: Frau Prof. Tausch konnte statistisch signifikant nachweisen, dass die Volumenreduktion beim kombinierten Therapieeinsatz um 65% besser war [2]. Unsere Idee, mit kombinierten minimal invasiven Verfahren Synergien zu erzeugen, hat sich damit erstmalig bestätigt.

 

D. Brandl: Mit dieser Erkenntnis haben wir nach weiteren Verfahren gesucht, die sich kombinieren lassen, vor allem natürlich die Cryolipolyse. Unser Mitglied Prof. Faulhaber hat uns den Kontakt zu dem wohl bekanntesten Cryo Spezialisten, Herrn Dr. Sandhofer, hergestellt, und wir haben ihn bei seinem Projekt der Untersuchung einer Kombinationstherapie unterstützen dürfen. In dieser Ausgabe der Kosmetischen Medizin haben Sie ja gerade die Ergebnisse dieser wichtigen Untersuchungen veröffentlicht, und es scheint so zu sein, dass wir mit einer Kombination von Cryo-, Injektions-Lipolyse und Stoßwelle schon sehr dicht an die Ergebnisse der Absaugung herankommen, was wir so wirklich nicht erwarten konnten.

 

M. Lettko: Hinzu kommt natürlich, dass auch die Reduktion kleinerer Korrekturbereiche durch Injektions-Lipolyse, die z.B. durch die Cryolipolyse nicht ganz erfasst werden, das Gesamtbild noch zusätzlich positiv beeinflussen können. Aus meiner Perspektive bahnt sich gerade Ähnliches mit dem Sculpsure Verfahren von Cynosure an. Den Kombinationstherapien gehört meiner Meinung nach in diesem Behandlungssegment – größere und voluminösere Fettdepots – die Zukunft.

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Abb. 2a und b: Indikation, die noch ohne Kombination mit zwei Behandlungen durchführbar ist. Behandlung F. Hasengschwandtner.

Abb. 2a und b: Indikation, die noch ohne Kombination mit zwei Behandlungen durchführbar ist.
Behandlung F. Hasengschwandtner.

 

KM: Sie meinen, wir werden bald mehrere Alternativen zur Verfügung haben?

 

M. Lettko: Genau, wir müssen noch viele Untersuchungen machen, was wirklich das Effektivste ist und was sich auch bezahlen lässt. Es sollte nicht so weit kommen, dass Cryolipolyse oder Injektions-Lipolyse nur noch in Kombination angeboten werden. Für kleinere Polster können mehrere Alternativen eingesetzt werden je nach Indikationsstellung, aber die größeren Depots sollten differenziert betrachtet werden: „Welche Möglichkeiten stehen in der Praxis zur Verfügung?“ und „Welche Kombinationen können optimalerweise für welche Indikationen eingesetzt werden?“ sind die wichtigsten Fragen für die Zukunft.

 

 

Das Thema Kombinationstherapien ist insgesamt topaktuell. Die Kollegen Steinert und Weidmann haben ein sehr gutes neues Kombinationsprotokoll für die DPD (Cellulite) Behandlung vorgeschlagen, welches nur mit der Kombination von mehreren Therapien arbeitet, ebenfalls in dieser Ausgabe veröffentlicht. Und auch die moderne Gesichtsbehandlung, mit der ich mich sehr intensiv befasse, ist nur mit Kombinationen denkbar, wobei die Injektions-Lipolyse dabei neben der Reduktion von Fettkompartimenten zusätzlich für die Feinmodellierung eingesetzt wird.

 

D. Brandl: Meine Meinung ist, dass wir gerade erst eine neue Tür aufgestoßen haben, aber es bedarf noch weiterer Untersuchungen, bis wir endgültige Empfehlungen für große Depots aussprechen können. Wir können uns nur bei den aktiven Kollegen wie Prof. Tausch, Dr. Sandhofer und Prof. Faulhaber bedanken, dass sie sich bei diesem Thema so engagieren und dies hoffentlich auch in Zukunft weiter so halten. Wichtig scheint mir noch bei den Kombinationstherapien ganz allgemein, dass wir genauer untersuchen sollten, welche Kombinationen gut miteinander harmonieren und welche vielleicht sogar kontraproduktiv sind.

 

 

Douglas Grosse: Frau Lettko, Herr Brandl, herzlichen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch.

 

Literatur:

  1. Weidmann M, Lettko M, Prantl L (2016) Injektionslipolyse, J Ästhet Chir DOI 10.1007/s12631-016-0047-2.
  2. Tausch I, Kruglikov I (2015) The benefit of dualfrequency ultrasound in patients treated by injection lipolysis. J Clin Aesthet Dermatol 8:42–46.

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