Wirtschaftlichkeit in der Laserpraxis: Die Ästhetik-Matrix
Wie schon in den vergangenen Jahren hat die „Kosmetische Medizin“ in diesem Jahr einen Laserguide aufgelegt und wie schon in den Vorjahren scheint die Zahl verfügbarer Systeme nahezu unüberschaubar. Auch in der eigenen täglichen Praxis fällt es mitunter schwer zu bewerten, welcher Laser oder welche Indikation sowohl medizinisch aber nicht zuletzt auch wirtschaftlich funktioniert. Was sind Tipps von Kollegen? Welche Leistung hat sich in deren Praxis rentiert? Was sind die „Blockbuster“, die auch in der eigenen Praxis auf keinen Fall fehlen sollten? Spannend finde ich hier Fachvorträge auf Kongressen mit Titeln wie zum Beispiel: „Meine 5 erfolgreichsten Laserbehandlungen in der täglichen Praxis“. Für die kommende Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft in München vom 30. Mai bis 01. Juni in München hat mir Tagungspräsident PD Dr. Gerd Gauglitz genau einen solchen Vortrag zugedacht, Titel „Praxisrelevante Lasermedizin: meine 5 dankbarsten Indikationen für eine erfolgreiche Laserbehandlung“. Nun fällt mir spontan eine ganze Reihe „dankbarer Indiktionen“ ein, aber lässt sich diese persönliche Präferenz systematisch und anschaulich argumentativ untermauern? Was sind die Gründe, die eine Indikation zu einer dankbaren Indikation machen? Im Zuge einer Standortanalyse werden mitunter sogenannte Netz-Diagramme oder auch „Spider-Plots“ genutzt. Durchschnittswerte für Arztdichte, Alter der Bevölkerung oder Kaufkraft werden auf entsprechende sternförmige Achsen aufgetragen und anschließend verbunden. Je größer das Netz, desto besser der Standort.
Welche Parameter könnten nun also für den Wert einer Laserleistung für die eigene Praxis eine Rolle spielen? Aus meiner Sicht sind diese: i.) das Risiko für Nebenwirkungen; ii) der zeitliche und personelle Aufwand; iii) Erlösmöglichkeiten; iv) die antizipierte Zufriedenheit der Patienten mit dem Behandlungsergebnis und schließlich v) die Nachfrage sowie vi) der technische Anspruch der Indikation: Handelt es sich also um eine einfachere Anfängerindikation oder ist die Behandlung komplexer und gehört eher in die Hand des Experten? Die Parameter i) bis vi) können nun von 0, sehr schlecht, bis 10, sehr gut, bewertet werden. Über die Größe des entstehenden Netzes kann man schließlich aus dieser „Ästhetik-Matrix“ die Wertigkeit der einzelnen Indikation für die tägliche Praxis ablesen.
Eine Analyse der häufigsten Laserleistungen in unserer Klinik fördert dann Folgendes zu Tage: Das größte Netz ergibt sich hier für die 1. Ablation benigner Tumoren, gefolgt von 2. Laser-PDT, 3. Lentigines seniles, 4. Onychomykosetherapie und 5. Teleangiektasien und Angiome (Abb.). Für die Indikationen Tattoo, Epilation und fraktionales Laserresurfacing ergeben sich, Stand Oktober 2018, derzeit jeweils schlechtere Werte. Sollte die Laserentfernung von Tätowierungen aber entsprechend des aktuellen Referentenentwurfes zum Gesetz zum Schutz vor nichtionisierenden Strahlen bei der Anwendung am Menschen (NiSG) ab 2019 nur noch Fachärzten erlaubt werden, so würde die Nachfrage nach entsprechenden Leistungen in unserer Klinik wahrscheinlich signifikant steigen. In diesem Falle würde sich die Indikation „Tattoo“ vermutlich dann in der Top 5 hinter den Lentigines einreihen.
Aus dieser Analyse lässt sich meine ganz persönliche Empfehlung für die Ausstattung der medizinisch-ästhetischen Laserpraxis ablesen: das wichtigste System ist ein ablativer Laser in Form eines 2.940 nm Er:YAG- oder 10.600 nm CO2-Lasers. War die Nachfrage nach ablativ-fraktionalen Behandlungen in Sinne eines Resurfacings für die klassischen Indikationen Narben und Elastose lange Zeit in unserem Hause gering, so hat sich dies mit der Einführung der Laser Assisted Drug Delivery (LADD) und der Laser- bzw. Power-PDT deutlich geändert, sodass die Anschaffung eines Systems mit fraktionalem Modus aus unserer Sicht nun sehr sinnvoll erscheint. Lentigines seniles et solares lassen sich meiner Erfahrung nach am besten mit dem gütegeschalteten Rubin-Laser oder mittels IPL entfernen. Der Rubin-Laser würde gleichzeitig die Tattoos, das IPL mitunter Teleangiektasien, Angiome und die Epilation mitabdecken. Hier liegt die Entscheidung in der Präferenz des Anwenders. Ferner hat sich in unserer Klinik auch die nicht-ablative Lasertherapie der Onychomykose als Ergänzung zu pharmakologischen und physikalischen Standardmaßnahmen bewährt. Diese lässt sich entweder mit speziellen Nagellasersystemen oder auch mit langgepulsten Gefäßlasern (präferentiell 1.064 Nd:YAG) durchführen, die dann wiederum auch eine Behandlung von Teleangiektasien und Angiomen erlauben würden.
Natürlich fließt in die hier vorgestellte Analyse ein großer Anteil subjektiver Faktoren ein und so würde das Ergebnis für einen anderen Standort oder einen anderen Anwender vermutlich deutlich unterschiedlich ausfallen – der Ansatz einer systematischen Analyse mag aber bei der Entscheidung für oder gegen ein neues System oder auch bei der grundsätzlichen (Neu) Gewichtung von bereits in der eigenen Praxis etablierten Leistungen helfen. Diese muss sich dann eben auch nicht auf Laser beschränkt bleiben, sondern könnte das gesamte Leistungsspektrum, einschließlich oder anderer apparativer Leistungen, Botulinum- und Fillerinjektionen, Peelings, Medical Needling usw., umfassen.