16. Heinrich-Teller-Vorlesung in Berlin

Peter Karl Kohl und Uwe Hillen

 

Am 05.12.2018 fand in Berlin die inzwischen 16. Heinrich-Teller-Vorlesung statt.

 

Prof. Dr. Heinrich Teller [1] leitete als Nachfolger von Erich Langer [2] von 1951-1975 die damalige Hautklinik Britz im West-Berliner Bezirk Neukölln. Die Neuköllner Hautklinik lag seit 1927 in mehreren Baracken untergebracht in der Blaschkoallee im Ortsteil Britz. Auf Betreiben Tellers entstand zwischen 1958 und 1966 auf dem Gelände des Britzer Krankenhausareales ein moderner Neubau für die Dermatologie, der zu jenen Zeiten zu den schönsten Hautkliniken Deutschlands gehörte wie Theodor Nasemann im „Hautarzt“ schrieb [3[. Neben der einzigen West-Berliner Kinderstation gehörten zwei Operationsbereiche und Funktionsbereiche für Andrologie, Phlebologie, Proktologie, Phototherapie und Röntgenweichstrahltherapie zur neuen Klinik. Auch Speziallaboratorien wie ein Allergietestlabor, ein mykologisches Labor, ein serologisches Labor und ein histologisches Labor wurden eingerichtet. Sogar ein Tierstall für tierexperimentelle Arbeiten stand zur Verfügung.

Abb. 1: Prof. Uwe Hillen, seit 2017 Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Venerologie am Vivantes Klinikum Neukölln übereicht die Heinrich-Teller-Urkunde 2018 an Herrn Prof. Uwe Wollina in den Räumen der Botschaft von Ungarn Unter den Linden in Berlin.

Abb. 2: Die 2018 anwesenden Henrich-Teller-Laureaten v. r. n. l. Prof. Wolfgang Christian Marsch, Prof. Evgenia Hristakieva, Prof. Uwe Wollina, Prof. Hans-Dieter Göring und Laudator Prof. Peter Karl Kohl.

 

Der gute Ruf der Teller’schen Klinik reichte damals weit über die Grenzen Berlins und der Bundesrepublik Deutschland hinaus. Die Schaffung der modernen Dermatologie in Britz muss als das große Lebenswerk von Heinrich Teller angesehen werden.

 

Die ärztliche Weiter- und Fortbildung sowie die wissenschaftliche Tätigkeit war ein weiteres besonderes Anliegen von Heinrich Teller. Bereits seit seinem Amtsantritt in Britz veranstaltete Teller viermal jährlich die „Britzer Demonstrationsabende der Hautklinik“. Sein langjähriger Oberarzt Kurt Winkler schrieb im „Zentralblatt für Haut- und Geschlechtskrankheiten“ [1], daß die Vorträge und Vorlesungen von Teller immer dynamisch und lebendig sowie klar und systematisch aufgebaut waren. Seine früheren Assistenten erinnern sich nicht nur an viele nächtliche Besprechungen im Hause ihres Chefs sondern auch an manche erholsame Segeltörn auf dem Wannsee mit ihrem Chef.

 

Dieses außergewöhnliche Lebenswerk einer herausragenden dermatologischen Persönlichkeit führte im Jahre 2002 zur Etablierung einer eigenen Vorlesungsreihe unter der Bezeichnung „Heinrich-Teller-Vorlesung“. In dieser Tradition haben seit dann viele Persönlichkeiten, die sich um das Fach Dermatologie und Venerologie verdient gemacht haben, in Berlin referiert [4,5,6,7]. Die folgende Tabelle listet die Referenten mit ihrem Vorlesungsthema auf.

 

Natürlich haben Gedächtnisvorlesungen einen eher nach-denklichen Zug so wie Wolfgang Christian Marsch im „Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft“ schreibt [7]. Dieser nicht unkritische Blick zurück bietet aber eine Möglichkeit, nicht nur über die ständigen Veränderungen unseres Faches und unserer Kliniken nachzudenken sondern auch in Form der Heinrich-Teller-Urkunde eine Auszeichnung an verdiente Personen der Dermatologie und Venerologie und deren Randgebiete zu verleihen.

Allein die Entwicklung einer kommunalen Klinik wie die der Hautklinik Neukölln zeigt exemplarisch den Wandel unseres Faches im Lauf der Jahrzehnte [8]: Gründung als Reaktion auf das Gesetz zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten, Entlassung des Chefarztes aus rassistischen Gründen, nach dem 2. Weltkrieg erneut Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, Gestaltung der modernen Dermatologie in einem modernen Neubau, Umzug 1:1 in ein zentrales Krankenhaus und zuletzt Einbeziehung in eine landesweite Krankenhaus GmbH.

 

In diesem Jahr hat Prof. Uwe Wollina, Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Allergologie in Dresden-Friedrichstadt und Herausgeber dieser Zeitschrift für „Kosmetische Medizin“ das breite Spektrum unseres Fachgebietes mit großer didaktischer Expertise eindrucksvoll dargestellt und damit den Geist Heinrich Tellers auch in der 16. Gedächtnis-Vorlesung weiter getragen. Wir begrüßen, daß der Verleger Douglas Grosse die 16. Heinrich-Teller-Vorlesung in dieser Ausgabe veröffentlicht.

 

Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Peter Karl Kohl
Facharzt für Dermatologie und Venerologie, Allergologie, Berufsdermatologie (ABD) und Dermatohistologie
Kurfürstendamm 218
D-10719 Berlin

 

Literatur:

  1. Winkler K. (1970), Prof. Dr. H. Teller zum 60. Geburtstag. Z. Haut-Geschl.Kr. 45(14): 529-531.
  2. Burgdorf WHC, Hoenig LJ, Plewig G, Kohl PK (2014) Erich Langer: The last jewish dermatologist in Nazi Berlin. Clinics Dermatol 32: 532-541.
  3. Nasemann T (1966) Einweihung der neuen Hautklinik in Berlin-Britz. Hautarzt 17(12): 554-555.
  4. Wepler C (2005) 3. Heinrich-Teller-Vorlesung in Berlin-Neukölln. Akt. Dermatol 31: 410-411.
  5. Redaktion kosmetische Medizin (2005) 4. Heinrich-Teller-Urkunde an Prof. Dr. Hans-Dieter Göring. Kosm Med 26: 235.
  6. Göring H-D (2007) Laudatio von Herrn Prof. Dr. med. Eckhard Hanecke aus Anlass seiner Heinrich-Teller-Vorlesung am 04.11.2006 in der Hautklinik Berlin-Neukölln. Kosm Med 28: 36-39.
  7. Marsch WC (2014) 11. Heinrich-Teller-Vorlesung in der Botschaft von Ungarn am 22.11.2013. Weshalb noch Gedächtnisvorlesungen? J Dtsch Dermatol Ges 12(5): 436-8.
  8. Ehlers G (1990) Die Abteilung Dermatologie und Venerologie am Krankenhaus Neukölln von Berlin: Hautklinik Britz. Dt Derm 38(11): 1356-1360.

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