Atopische Dermatitis und Mikrobiom im Fokus – Neue Wege in der Forschung

Die diesjährige 50. DDG-Jahrestagung* in Berlin, stellte in einem Mittagsseminar das Thema „Atopische Dermatitis und Mikrobiom“ in den Fokus. Das durch La Roche-Posay ausgerichtete Seminar präsentierte aktuelle Fortschritte aus der Mikrobiomforschung, Neuheiten in der aktuellen europäischen Leitlinie sowie den Stellenwert individueller Behandlungspläne.

 

Die Barrierefunktion der menschlichen Haut ist sehr komplex und basiert auf mehreren Komponenten. „Alle Ebenen regulieren sich gegenseitig. Wenn eine dieser Ebenen gestört ist, beeinflusst das alle anderen und somit auch die Funktion der Hautbarriere insgesamt“, erklärte Prof. Tilo Biedermann, TU München.

Zusammenspiel: Gestörtes Mikrobiom und Immunreaktionen

Aus einer aktuellen Studie geht hervor, dass das Mikrobiom nicht nur an der angeborenen kutanen Immunität beteiligt ist, sondern auch die adaptiven Immunantworten koordiniert [1]. „Die AD basiert auf einer Barriereschwäche der Haut und einer Th2Immunität“, so Biedermann. Th2sind eine Untergruppe von Entzündungszellen der Lymphozyten, die die Interleukine IL-4 und IL-13 freisetzen. Untersuchungen zeigten, dass spezielle Lysate, z. B. aus Vitreoscilla filiformis, Symptome der AD lindern können. Grund dafür ist, dass diese Lysate TLR2-Liganden enthalten, die die Produktion von IL-10 in den dendritischen Zellen des angeborenen Immunsystems anregen. Das produzierte IL-10 induziert regulatorische T-Zellen (iTreg) [2] und unterdrückt Entzündungen.

 

Durch die umfangreiche Mikrobiomforschung der letzten Jahre konnte aber auch gezeigt werden, dass die AD zwar nicht heil-, aber behandelbar ist. Eine Dysbiose-getriebene Entzündung kann mithilfe umfangreicher Behandlungsmöglichkeiten korrigiert werden, so dass eine Modulation des Mikrobioms und der Immunhomöostase möglich ist. Hierbei haben sich auch Pflegeprodukte als effektiv erwiesen. „Eine adäquate Hautpflege sollte bereits ab der Geburt erfolgen. Dies gilt besonders für Neugeborene mit einem erhöhten Risiko an AD zu erkranken“, berichtete Prof. Andreas Wollenberg, LMU München.

Tab. 1: Schweregrad-Klassifikation und Behandlungsempfehlung bei atopischer Dermatitis. Modifiziert nach Prof. Andreas Wollenberg [3].

Behandlungsansatz: Mit personalisierter Medizin zum Therapieziel

Anlässlich der neuen europäischen Leitlinie präsentierte Wollenberg aktuelle Therapieempfehlungen zur Behandlung der AD und in ersten Schritten, den Stellenwert der personalisierten Medizin in Hinblick auf Wirkstoffe und Basistherapie. „Bei der AD muss zunächst der Schweregrad ermittelt werden, so dass dem Patienten eine angemessene Therapie empfohlen werden kann“, so Wollenberg. Es wird zwischen drei Schweregrade unterschieden, die unterschiedlicher Behandlungen bedürfen.

 

Neues aus der Leitlinie:Emollients plus

Wollenberg merkte zusätzlich an, dass der Grundbaustein einer jeden AD-Behandlung die Basistherapie ist. Hierzu zählen Emollientien, Badeöle und das Vermeiden von Allergenen [4]. Wichtig ist, dass die Emollientien regelmäßig und in adäquater Menge aufgetragen werden. Empfohlen werden 250 g pro Woche bei Erwachsenen [4]. „Emollientien werden traditionell als Externa ohne aktive Inhaltsstoffe definiert und haben sich bereits in der Behandlung der AD bewährt“, so Wollenberg. Neu sind Emollientien mit aktiven Inhaltstoffe ohne Arzneimittelstatus, so dass in der aktuellen europäischen Leitlinie eine neue Kategorie Emollients plusgeführt wird. Hierunter fallen beispielsweise anti-inflammatorische Pflanzenextrakte und bakterielle Lysate, ergänzte Wollenberg. Aus einer klinischen Studie geht hervor, dass Emollientien mit bakteriellen Lysaten, wie Vitreoscilla filiformis, bei täglicher Anwendung über einen Monat zu einer Symptomverbesserung führten [5].

 

Unabhängig vom Schweregrad der AD ist eine tägliche aktive Basispflege essenziell [6]. Sie hat einen präventiven Nutzen, kann Entzündungsschübe vermindern und reduziert Ekzemherde, wodurch eine Verbesserung der Lebensqualität erzielt wird.

 

Mit freundlicher Unterstützung von L’ORÉAL Deutschland GmbH

Quelle:

Mittagsseminar „Atopische Dermatitis und Mikrobiom: Aus Forschung wird Fortschritt“ von La Roche-Posay am 2. Mai 2019 im Rahmen der 50. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Berlin.

 

Literatur:

  1. Naik S, Bouladoux N, Linehan JL et al (2015) Commensal-dendritic-cell interaction specifies a unique protective skin immune signature. Nature 520: 104-108.
  2. Volz T, skabytska Y, Guenova E et al. Nonpathogenic bacteria alleviating atopic dermatitis inflammation induce IL-10-producing dendritic cells and regulatory Tr1 cells. J Invest Dermatol 134: 96-104.
  3. Wollenberg A Vortrag 2. Mai 2019, 50. Tagung DDG, Berlin
  4. Wollenberg A, Barbarot S, Bieber T et al. (2018) Consensus-based European guidelines for treatment of atopic eczema (atopic dermatitis) in adults and children: part I.J Eur Acad Derm Venereol 2018; 32: 657-682.
  5. Gueniche A, Knaudt B, Schuck E et al. (2008) Effects of nonpathogenic gram-negative bacterium Vitreoscilla filiformis lysate on atopic dermatitis: a prospective, randomized, double-blind, placebo-controlled clinical study. Br J Dermatol 2008; 159: 1357-1363.
  6. Wollenberg A, Oranje A, Deleuran M et al. (2016) ETFAD/EADV Eczema task force 2015 position paper on diagnosis and treatment of atopic dermatitis in adult and paediatric patients.J Eur Acad Derm Venereol 30: 729-747.

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