Übersichtsarbeit


Medizinisch-ästhetische Lasertherapie 2020: ein Update

Medical-aesthetic laser therapy 2020: an update

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Summary

Even in times of the corona pandemic, medical aesthetic laser therapy is a dynamically developing discipline. Especially in the areas of the new picosecond technology and laser-assisted drug delivery (LADD), the clinical and scientific potential seems to be far from exhausted. In the following a short literature review for the past year 2020 will be given.

Zusammenfassung

Auch in Zeiten der Corona-Pandemie ist die medizinisch-ästhetische Lasertherapie eine sich dynamisch weiterentwickelnde Disziplin. Insbesondere in den Bereichen der neue Picosekundentechnologie und der Laser-Assisted-Drug-Delivery (LADD) scheint das klinische und wissenschaftliche Potential bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Im Folgenden soll ein kurzer Literaturüberblick für das vergangene Jahr 2020 gegeben werden.


Auch wenn die propagierte Überlegenheit von Picosekunden gegenüber Nanosekundenlasern aufgrund der uneinheitlichen Datenlage immer noch kontrovers diskutiert wird, gibt es nun doch eine zunehmende Zahl an kontrollierten Untersuchungen und Reviews die eine, wenn auch teils limitierte Überlegenheit von Picosekundensystemen demonstrieren. Eine aktuelle Übersichtsarbeit von Wu und Kollegen bewertet alle möglichen Indikationen für Picolaser und beziffert Evidenzlevel entsprechend der derzeit verfügbaren Studienergebnisse. Gutartige Pigmentläsionen erhalten einen Evidenzlevel von I-IV, Tätowierungen den höchsten Level I. Die Autoren bezeichnen Picolaser folglich als aktuellen Goldstandard für die Entfernung von Tätowierungen nahezu jeder Farbe [1].

 

Dies deckt sich mit den Ergebnissen einer neuen prospektive klinische Studie, die die Überlegenheit von 532 nm und 1.064 nm Picosekunden- gegenüber den entsprechenden Nanosekundenlasern für die Entfernung verschiedener Tattoofarben nachweist [2].

 

Picolaserimpulse der Wellenlänge 1.064 nm erwiesen sich für die Entfernung von schwarzen Tattoos als signifikant effektiver als alle anderen untersuchten Wellenlängen und Pulsdauern; gleichsam erwiesen sich 532 nm Picolaserimpulse als am effektivsten für die Entfernung aller anderen untersuchten Tattoofarben (hier: Rot und Grün).

 

Ein aktuelles Review von Mehrabi et al. listet als „Nicht-Tattooindikationen“ für Picolaser Pigmentläsionen von Lentigines und Cafe au Lait Flecken, über Nävus Ota, postinflammatorische Hyperpigmentierungen, periorbital darkening und Melasma, bis hin zu hyperpigmentierten  Narben [3]). Eine interessante Option zur effektiveren Entfernung heller Lentigines bietet eine Vorbehandlung mittels biophotonischer Fluoreszenzenergie. Hierdurch werden nicht nur Wundheilungsprozesse stimuliert, eine transiente leichte Hyperpigmentierung verdunkelt auch bestehende Lentigines und demaskiert subklinische Läsionen. Die gesamte Behandlung wird somit effektiver und sicherer [4].

 

Auch abseits der Behandlung von Pigmenten erscheint der Einsatz von Picosekundenlasern vielversprechend. Mögliche Indikationen reichen von epidermalen Nävi, über Striae bis hin zu atrophen (Akne-) Narben und Rejuvenation [4]. Die Reaktion des Picosekundenlaserimpulses mit Melaninpartikeln in der Haut resultiert in einem laser induced optical breakdown (LIOB) und einer konsekutiven Laser-induzierten Cavitation (LIC); es werden also mikroskopische Defekte in der Haut gesetzt, welche unter anderem die Kollagen- und Elastinneogenese anregen sollen (z.B. [5]). Eine aktuelle randomisierte, verblindete Split-Face-Studie konnte in diesem Zusammenhang eine signifikante Verbesserung von Aknenarben und assoziierten postinflammatorischen Erythemen nach drei  Behandlungen mit einem 755 nm Alexandrit-Picosekundenlaser nachweisen [6].

 

Eine relevante Zahl von Studien wurde auch zum Therapieprinzip der LADD publiziert, also dem Einsatz ablativ-fraktionaler Lasersysteme und die epidermale Barrierefunktion der Haut herab- und somit die Bioverfügbarkeit topisch applizierter Wirkstoffe heraufzusetzen. So berichten Banzhaf et al. über die erfolgreiche Behandlung von nodulären und oberflächlich-multizentrischen Basalzellkarzinomen mittels der CO2-LADD von Ingenolmebutat [7]. Auch die kutane Bioverfügbarkeit des Chemotherapeutikums Cisplatin lässt sich laut einer aktuellen Studie durch die LADD erhöhen und könnte somit eine Option für die Behandlung oberflächlicher und tiefliegender Hauttumoren bieten [8]. Die gleiche Gruppe erbringt durch eine „Proof-of-Concept“-Studie an 20 Patienten mit unkomplizierten Basalzellkarzinomen den Nachweis, dass sich entsprechende Tumoren in der Tat effektiv durch die CO2-LADD von Cisplatin in Kombination mit 5-FU behandeln lassen [9]. Eine aktuelle retrospektive Studie zur Behandlung der Vitiligo erbrachte über den Beobachtungszeitraum von 12 Monaten ein Ansprechen von 40,3 Prozent der 1.026 Läsionen, die mit einem Kombination aus einem fraktionalen Erb:YAG-Laser und topischem Betamethason behandelt wurden [10]. Auch bei der androgenetischen Alopezie erhöht die Vorbehandlung mit dem fraktionalen CO2-Laser die Effektivität topisch applizierten Minoxidils [11].

 

Laut einem aktuellen internationalen Consensus-Papier sind Laser die erste Wahl bei der Therapie traumatischer Narben und Kontrakturen. Die Anwendung umfasst hier unterschiedliche Wellenlängen und Emissionsarten und reicht von der Behandlung von Erythemen und Gefäßen mittels vaskulärer Laser, über die ablative und nicht-ablative fraktionale Lasertherapie, bis hin zur LADD von Triamcinolon und/oder 5-FU [12].

 

Ein aktuelles Review zur Onychomykose spricht nicht-ablativen Laserverfahren Heilungsraten im Bereich von 10 bis 15 Prozent zu [13]. Die Strategie der LADD von Antimykotika wurde allerdings hier noch nicht mit erfasst. Tatsächlich erwies sich in einer aktuellen Studie die CO2-Laser-assistierte Applikation eine antimykotischen Creme mit einer Heilungsrate von 25% nach 24 Wochen als signifikant effektiver als die Applikation der Creme ohne Laser (3,75 Prozent Heilung) [14].

 

Ein fraktionaler CO2-Laser erwies sich als ebenfalls effektiv bei der Behandlung des Pruritus einer primären kutanen Amiloidose. Interessanterweise konnten die Autoren in behandelten Läsionen die Reduktion des Juckreizmediators IL31 und seines Rezeptors nachweisen – eine spannende neue grundlagenwissenschaftliche Assoziation für eine Laserbehandlung [15].

 

Bei der Behandlung des Melasma sind bemerkenswerterweise nicht Laser sondern immer noch topische bleichende Externa (Hydrochinon, ggf. auch in Kombination mit Retinoiden und Glukokortikosteroiden) laut einer  aktuellen Metaanalyse die Therapie der ersten Wahl. Chemical Peelings oder Laser sind allenfalls gleich, eher weniger wirksam und das bei deutlich ungünstigeren Nebenwirkungsprofilen. Systemische Tranexamsäure erscheint vielversprechend. Auch hier fehlen allerdings noch gut kontrollierte Studien [16].

 

Eine aktuelle Metananalyse schließlich fasst die Literatur zur Frage einer Isotretinioingabe und der Sicherheit von Laserbehandlungen unter dieser Therapie zusammen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, das sich die Risiken für Nebenwirkungen einer Laserbehandlung durch systemisches Isotretinoin nicht oder allenfalls gering erhöhen [17].

 

In Zusammenschau zeichnen sich auch in Zeiten der Corona-Pandemie viele spannende Entwicklungen im Bereich der medizinischen Lasertherapie ab. Das Feld festigt zunehmend seine Bedeutung als essentieller Bestandteil der modernen, ästhetisch-dermatologischen Praxis.

Korrespondenz-Adresse

Prof. Dr. med. Peter Arne Gerber, D.A.L.M.
Dermatologie am Luegplatz
Luegplatz 3
DE-40545 Düsseldorf
info@dermatologie-am-luegplatz.de

Conflict of Interests

Es besteht kein Interessenkonflikt

Literatur

1. Wu DC, Goldman MP, Wat H, Chan HHL. A systematic review of picosecond laser in dermatology: evidence and recommendations. Lasers Surg Med. 2020 Apr 13. doi: 10.1002/lsm.23244. Epub ahead of print. PMID: 32282094.
2. Kono T, Chan HHL, Groff WF, Imagawa K, Hanai U, Akamatsu T. Prospective comparison study of 532/1064 nm picosecond laser vs 532/1064 nm nanosecond laser in the treatment of professional tattoos in asians. Laser Ther. 2020 17;29(1): 47-52.
3. Mehrabi JN, Friedman O, Al-Niaimi F, Artzi O. Retrospective photographic review of nontattoo indications treated by picosecond laser. J Cosmet Dermatol. 2020 Mar 19(3): 612-621.
4. Scarcella G, Gerber PA, Edge D, Nielsen MCE. Effective removal of solar lentigines by combination of pre- and post-fluorescent light energy treatment with picosecond laser treatment. Clin Case Rep. 2020 Jul 11;8(8):1429-1432.
5. Yeh Y-T, Peng JH & Peng P (2020) Histology of ex vivo skin after treatment with fractionated picosecond Nd:YAG laser in high and low-energy settings, J Cosmet Laser Ther. 22(1): 43-47.
6. Wen X, Li Y, Hamblin MR, Jiang X. A randomized split-face, investigator-blinded study of a picosecond Alexandrite laser for post-inflammatory erythema and acne scars. Dermatol Ther. 2020 Jun 30:e13941. doi: 10.1111/dth.13941. Epub ahead of print. PMID: 32608151.
7. Banzhaf CA, Phothong W, Suku MH, Ulrich M, Philipsen PA, Mogensen M, Haedersdal M. Basal cell carcinoma treated with combined ablative fractional laser and ingenol mebutate - an exploratory study monitored by optical coherence tomography and reflectance confocal microscopy. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2020 Mar;34(3): 502-509.
8. Wenande E, Olesen UH, Boesen MR, Persson DP, Lerche CM, Stürup S, Gammelgaard B, Husted S, Anderson RR, Haedersdal M. Laser-assisted delivery enhances topical uptake of the anticancer agent cisplatin. Drug Deliv. 2018 Nov;25(1): 1877-1885.
9. Wenande E, Hendel K, Mogensen M, Bagger C, Mårtensson NL, Persson DP, Lerche CM, Husted S, Janfelt C, Togsverd-Bo K, Anderson RR, Haedersdal M. Efficacy and Safety of Laser-Assisted Combination Chemotherapy: An Explorative Imaging-Guided Treatment With 5-Fluorouracil and Cisplatin for Basal Cell Carcinoma. Lasers Surg Med. 2020 Sep 22. doi: 10.1002/lsm.23323. Epub ahead of print. PMID: 32960987.
10. Huang C, Li P, Wang B, Deng Y, Li J, Mao M, Jian D. Multi-factors associated with efficacy and adverse events of fractional erbium:YAG laser-assisted delivery of topical betamethasone for stable vitiligo: a retrospective analysis. Lasers Surg Med. 2020 Sep;52(7): 590-596.
11. Salah M, Samy N, Fawzy MM, Farrag AR, Shehata H, Hany A. The Effect of the fractional carbon dioxide laser on improving minoxidil delivery for the treatment of androgenetic alopecia. J Lasers Med Sci. 2020 Winter;11(1): 29-36.
12. Seago M, Shumaker PR, Spring LK, Alam M, Al-Niaimi F, et al. Laser treatment of traumatic scars and contractures: 2020 international consensus recommendations. Lasers Surg Med. 2020 Feb;52(2): 96-116.
13. Gupta AK, Stec N, Summerbell RC, Shear NH, Piguet V, Tosti A, Piraccini BM. Onychomycosis: a review. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2020 Apr 1. doi: 10.1111/jdv.16394. Epub ahead of print. PMID: 32239567.
14. Rajbanshi B, Shen L, Jiang M, Gao Q, Huang X, Ma J, Wang J, Hu Y, Lv H, Wu X, Zhao J. Comparative study of traditional ablative CO2-laser-assisted topical antifungal with only topical antifungal for treating onychomycosis: a multicenter study. Clin Drug Investig. 2020 Jun;40(6): 575-582.
15. Fawzi MMT, Gawdat HI, Mahmoud SB, El-Hawary MS, Rashed LA, Esmat SM. Fractional carbon dioxide laser is effective in amelioration of pruritus in primary cutaneous amyloidosis: a clinical and biochemical study. Lasers Surg Med. 2020 Aug 31. doi: 10.1002/lsm.23313. Epub ahead of print. PMID: 32865828.
16. McKesey J, Tovar-Garza A, Pandya AG. Melasma Treatment: An evidence-based review. Am J Clin Dermatol. 2020 Apr;21(2): 173-225.
17. Mirza FN, Mirza HN, Khatri KA. Concomitant use of isotretinoin and lasers with implications for future guidelines: An updated systematic review. Dermatol Ther. 2020 Jul 17:e14022. doi: 10.1111/dth.14022. Epub ahead of print. PMID: 32677092.

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