Case Study
Gerhard Kolde
Solitärer chronisch diskoider Lupus erythematodes am Unterlid
Keywords | Summary | Correspondence | Literature
Keywords
Schlüsselworte
Solitärer chronisch diskoider Lupus erythematodes, topisches Glukokortikoid, Unterlid
Summary
Zusammenfassung
42jährige Patientin mit geröteter und schuppen der Hautveränderung am rechten Unterlid. Die subjektiv asymptomatische Läsion hatte sich vor drei Jahren entwickelt und langsam an Größe zugenommen. Klinisch waren ein seborrhoisches Ekzem, eine Psoriasis und aktinische Keratose diagnostiziert worden. Topische Behandlungen mit Ketokonazol- und teerhaltigen Externa, Calcipotriol und 5-Fluorouracil waren ohne Erfolg.
Hautbefund
Am medialen rechten Unterlid (Abb. 1) fand sich ein relativ scharf begrenztes, im Durchmesser bis zu 3 cm großes, rötliches und leicht infiltriertes Erythem mit gering atropher und fokal schuppender Oberfläche. Angedeutete Hyperästhesie im Herdbereich, Tapeziernagelphänomen negativ. Der Lidrand war mitbetroffen, die Wimpern hier rarefiziert. Konjunktiva und Kornea auch ophthalmologisch ohne pathologischen Befund. Gesamtes übriges Integument und Schleimhäute unauffällig.
Laborbefunde und Histologie
BSG, Blutbild und Differentialblutbild, Immunglobuline, Komplement sowie sonstige Entzündungsparameter unauffällig bzw. normwertig. In der indirekten Immunfluoreszenz und im ELISA kein Nachweis von antinukleären Faktoren.
Die histologische Untersuchung zeigte die typischen Veränderungen eines chronisch diskoiden Lupus erythematodes mit Orthohyperkeratose, hydropischer Degeneration in der Basalzellschicht der Epidermis und fleckförmigen lymphozytären Entzündungsinfiltraten in der Dermis (Abb. 2). In der direkten Immunfluoreszenz Nachweis eines Lupusbands mit Ablagerungen von Immunglobulin G und Komplement C3 an der dermoepidermalen Junktionszone (Abb. 3).
Therapie und Verlauf
Unter intermittierender Behandlung mit einem potenten topischen Glukokortikoid und Lichtschutzmaßnahmen kam es zu einer schnellen Rückbildung der Rötung und Infiltration {Abb. 4) und schließlich zur Abheilung mit Atrophie, Hypopigmentierung und umschriebenem permanenten Wimpernverlust.
Kommentar
Eine Beteiligung der Lider, vor allem der Unterlider, wird bei ca. 6% der Patienten mit disseminiertem chronisch diskoiden Lupus erythematodes (CDLE) gesehen und kann zu narbigen Strikturen oder sogar Mutilationen führen. Solitäre, auf die Haut und weniger Konkunktiva der Lider beschränkte Läsionen sind demgegenüber selten. Wie bei unserer Patientin wir diese Manifestationsform eines solitären CDLE eher einer irritativen, seborrhoischen oder atopischen Dermatitis, Rosazea, Psoriasis vulgaris oder einer aktinischen und bowenoiden Keratose zugeordnet. Klinische Hinweise für einen CDLE sind die relativ scharfe Begrenzung der Erytheme, die festhaftende, an den Haarfollikeln fixierte Schuppung mit Tapeziernagelphänomen, der umschriebene Wimpernverlust, die lokale Hyperästhesie und auch das Alter und Geschlecht der betroffenen Patienten. Da alle diese Symptome jedoch nicht beweisend sind, und Laborbefunde ohne diagnostischen Wert sind, sollte bei entsprechendem klinischem Verdacht, trotz der für einen operativen Eingriff ungünstigen Lokalisation der Läsion, eine Probebiopsie zur histologischen und immunfluoreszenzoptischen Diagnosesicherung durchgeführt werden.
Prof.Dr.med. Gerhard Kolde +
Dieser Beitrag ist ein Nachdruck aus Dermatologie in Berlin-Brandenburg 2, 2001.