Übersichtsarbeit


Anatomie des Gesichts Teil 7: Die Stirn und die Augenlider*

Anatomy of the face part 7: the forehead and eyelids

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Keywords

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Schlüsselworte

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Summary

The face is innervated by the fifth and seventh cranial nerves, i.e. the trigeminal nerve and the facial nerve. As already mentioned in the last part, this has a historical-developmental basis. The facial skull, the masticatory muscles and the facial skin develop from the first pharyngeal arch, whose associated nerve is the trigeminal nerve. This explains the sensory innervation of the facial skin by the three branches of the trigeminal nerve. With its motor part (masticatory nerve), it also innervates the masticatory muscles. In this section we describe the structure of the nerves in the face.

Zusammenfassung

Die Innervation des Gesichts erfolgt durch den fünften und siebenten Hirnnerven, also den N. trigeminus und den N. facialis. Dies hat, wie im letzten Teil bereits erwähnt, entwicklungsgeschichtliche Grundlagen. Der Gesichtsschädel, die Kaumuskulatur und die Gesichtshaut entwickeln sich aus dem 1. Schlundbogen, dessen zugehöriger Nerv der N. trigeminus ist. Daraus erklärt sich die sensible Innervation der Gesichtshaut durch die drei Äste des N. trigeminus. Mit seinem motorischen Anteil (N. masticatorius) innerviert er zusätzlich die Kaumuskulatur. Wir beschreiben in diesem Teil Aufbau und Struktur der Nerven im Gesicht.


* Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der Publikation „Anatomie des Gesichts – Grundlagen für ästhetische Anwendungen. Erschienen bei gmc GmbH, Berlin 2019. ISBN: 978-3-9820717-0-1

 

Im Bereich der Stirn finden sich folgende anatomische Strukturen: Unmittelbar unter der Haut liegt der Venter frontalis des M. occipitofrontalis mit seiner Sehne, der Galea aponeurotica. In der gleichen Schicht liegt der M. procerus, der sich im Verlauf nach kranial mit dem Venter frontalis des M. occipitofrontalis verflechtet. Unter diesen beiden

Muskeln findet man den M. corrugator supercilii, der teilweise die ihn bedeckende Muskulatur durchsetzt, um in der Haut zu inserieren (siehe auch Abb. 4). Die Pars orbitalis des M. orbicularis oculi überlagert den Venter frontalis und dient diesem gleichzeitig als Ursprung.

 

Oberflächliches Fettgewebe ist in der Stirnregion nur spärlich vorhanden, nämlich in Form des Galea-Fetts, das den Venter frontalis bedeckt, und im Bereich der Glabella das Glabella-Fett, das auf dem M. procerus liegt. Tiefes Fettgewebe liegt in dieser

Region in Form des Retro-orbicularis-oculi-Fetts (ROOF) vor, das sich hinter dem M. orbicularis oculi befindet, an dessen Oberrand zum Vorschein kommt und somit den Venter frontalis im lateralen Bereich etwas bedeckt. Unter der Galea aponeurotica befindet sich im Bereich der Glabella der tiefe Galea-Fettkörper.

 

Zwischen dem Periost und der Galea befindet sich der frontale Gleitspalt (Subgaleatischer Raum) (siehe Abb. 1), der durch die Verwachsung der tiefen Galea-Ausläufer mit dem Periost am oberen Augenhöhlenrand und an der Nasenwurzel endet.

Abb. 1: Schnitt durch die Lider und den Bulbus oculi.

Die mimische Muskulatur wird von den sensiblen Nerven und den Blutgefäßen durchsetzt, während die motorischen Äste des N. facialis tief zur Muskulatur liegen. Im Bereich des Margo supraorbitalis erscheinen am Foramen supraorbitale der sensible R. lateralis des N. supraorbitalis in Begleitung der A. supraorbitalis, etwas medial davon in der Incisura frontalis der R. medialis des N. supraorbitalis, der von der A. supratrochlearis begleitet wird und ganz medial der N. supratrochlearis. Die sensiblen Äste und die Blutgefäße treten am oberen Augenhöhlenrand an der Verwachsungsstelle der Galea aponeurotica in die Kopfschwarte ein. Zusätzlich erscheinen motorische Äste, die Rr. temporales des N. facialis. Diese gelangen aus der Schläfenregion in die Stirnregion, um die dort liegende mimische Muskulatur zu innervieren.

 

LIDER (ABB. 1 UND 2)

In der anatomischen Beschreibung wird das obere Augenlid (Palpebra superior) durch eine Furche, den Sulcus frontopalpebralis, gegen den oberen Augenhöhlenrand abgegrenzt. Diese befindet sich etwas unterhalb des Margo supraorbitalis. Das Unterlid (Palpebra inferior) ist von der Wange durch den Sulcus palpebromalaris getrennt. Die Grundlage des Ober- und Unterlides bilden 2 Platten aus dichtem Bindegewebe aus kollagenen und elastischen Fasern, der Tarsus superior und der Tarsus inferior („Lidknorpel“). In die beiden Tarsi strahlt das Septum orbitale ein. Dieses entspringt vom Periost der Orbita (Periorbita) und verschließt so den Eingang in die Orbita. Da sich im Bereich der Tarsi der Lider im subkutanen Gewebe kaum Fett einlagert, folgt auf die Haut und eine dünne Schicht von lockerer Subkutis der M. orbicularis oculi. Dieser bedeckt daher mit seiner Pars palpebralis den Tarsus superior und inferior und mit seiner Pars orbitalis das Septum orbitale und die knöcherne Umrandung der Orbita. Hinter der Pars orbitalis des Muskels, also vor dem Septum orbitale und der knöchernen Umrandung der Orbita, befindet sich das extraorbitale oder preseptale Fett. Im oberen Bereich der Regio orbitalis wird dieses als Retroorbicularis-oculi-Fett (ROOF) bezeichnet (Abb. 3).

Abb. 2: rechte Orbita von vorne.

Abb. 3: Tiefe Fettkörper.

Im unteren Bereich der Orbitalregion wird das extraorbitale Fett als Sub-orbicularis-oculi-Fett (SOOF) bezeichnet. Hinter dem Septum orbitale befindet sich das intraorbitale oder postseptale Fett (Abb. 4). Dieses gestaltet sich am Ober- und Unterlid etwas unterschiedlich. Während das postseptale Fett im Bereich des Oberlides aus 2 Kompartimenten besteht, setzt sich dieses im Bereich des Unterlides aus 3 Kompartimenten zusammen. Die beiden Fettkompartimente des Oberlides werden als zentrales und mediales Kompartiment bezeichnet und werden durch die Sehne des M. obliquus superior voneinander getrennt. Die 3 Fettkompartimente des Unterlides sind ein laterales, ein zentrales und ein mediales (= nasales). Das laterale und das zentrale Kompartiment werden durch die kapsulopalpebrale Faszie (= Retinaculum bulbi inferius nach Hesser) voneinander getrennt. Diese ist eine Fortsetzung der Muskelfaszie an der Kreuzungsstelle des M. obliquus inferior und des M. rectus inferior zum lateralen Unterrand der Orbita. Die Grenze zwischen dem zentralen und dem medialen Kompartiment bildet der M. obliquus inferior.

Abb. 4: Rechte Orbita von vorne: postseptale Fettkörper.

Die Gefäßversorgung der Lider erfolgt durch den Arcus palpebralis superior und inferior, die nahe dem Lidrand verlaufen und vom M. orbicularis oculi bedeckt werden. Diese beiden Arterienbögen entstehen durch Anastomosen der Aa. palpebrales lateralis und medialis. Die A. palpebralis lateralis stammt aus der A. lacrimalis (aus der A. ophthalmica), die A. palpebralis medialis aus der A. ophthalmica selbst oder aus der A. dorsalis nasi. Auch hier sind zahlreiche Anastomosen vorhanden, vor allem mit der A. supraorbitalis, dem R. frontalis der A. temporalis superficialis und der A. angularis.

 

Die Venen der Lider sind zahlreicher und größer als die Arterien und folgen diesen auch nicht unmittelbar. Die Venen bilden ein oberflächliches Netzwerk und transportieren das Blut in zwei Richtungen ab: einerseits oberflächlich zu den Gesichtsvenen, andererseits in die Tiefe zur V. ophthalmica.

 

Auch die Lymphgefäße weisen zwei Abflussbahnen auf, die voneinander durch eine Linie, die von der Nasenwurzel zum Kieferwinkel verläuft, getrennt werden.

Die mediale Abflussbahn zieht entlang der A. und V. facialis zu den Lnn. submandibulares und submentales, während die laterale Bahn die Lymphe zu den Lnn. parotidei superficiales und profundi drainiert.

 

Die sensible Innervation der Lider erfolgt über Verzweigungen des 1. und des 2. Astes des N. trigeminus (Abb. 2). Rami palpebrales aus dem N. lacrimalis (N. ophthalmicus) innervieren die Haut am lateralen Augenwinkel und am angrenzenden Teil des Oberlides. Der mittlere Teil des Oberlides wird vom Ramus lateralis und medialis des N. supraorbitalis innerviert. Die Haut im Bereich des medialen Teils des Oberlides und des medialen Augenwinkels wird von den Nn. supra und infratrochleares versorgt, die ebenfalls aus dem Innervationsgebiet des N. ophtalmicus (N. V/1) stammen. Die Haut des Unterlides wird über die Rr. palpebrales inferiores aus dem N. infraorbitalis (N. maxillaris, N. V/2) innerviert.

Korrespondenz-Adresse

Dr. med. Ulrike Pilsl
Institut für Anatomie, MUG
Harrachgasse 21
AT-8010 Graz
ulrike.pilsl@meduni-graz.at

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