Lipödem: Diagnostik Duplex und Impendanzmessung
Dr.med. Martin Barsch
Haut-Ästhetik-Venen-Laser Praxis, Zentrum für Lipödem
Starhembergstrasse 12/3, AT-4020 Linz
E-mail: martin(at)drbarsch.at
Die wichtigste Säule der Lipödem Diagnostik ist noch immer die klinische Untersuchung. Zusätzlich zu der oft eindeutigen disproportionalen Fettverteilung, ist es die meist typische Beschwerdesymptomatik mit schweren, geschwollenen Beinen, Druckdolenz, Berstungsgefühl und Ekchymosen bzw. Sugillationen, aufgrund welcher wir die Diagnose Lipödem stellen.
Weitere diagnostische Hilfsmittel werden seit geraumer Zeit diskutiert, wobei dem Ultraschall sicherlich die größte Bedeutung zukommt.
Da die Varikositas sehr häufig mit dem Lipödem assoziiert ist, ist diese mittels Duplex-Doppler Sonografie zuerst auszuschließen. Falls eine Stammveneninsuffizienz oder eine ausgeprägte Seitenastvarikose besteht, sind diese vor einer etwaigen Liposuktion zu behandeln, auch um einer erhöhten Blutungsneigung vorzubeugen.
Das Schneegestöber als echoreiches, subkutanes Muster beim Lipödem wurde bereits beschrieben. Es sind jedoch in fortgeschrittenen Fällen häufig knotige Veränderungen des subkutanen Fettgewebes und verdickte Faszien zu erkennen, welche für uns ein Zeichen der zunehmenden Fibrosierung darstellen. Diese sind vermehrt im Bereich des meisten Druckschmerzes und der klinisch ausgeprägten Areale zu finden.
Der Ultraschall dient nicht nur zur strukturellen Beurteilung, sondern auch um die disproportionalen Einlagerungen zu messen, welche in den typischen Arealen, wie prätibial proximal und distal im Bereich des OSGs zu identifizieren sind.
Im Ultraschall wird auch definiert ob interstitielle Flüssigkeit vorhanden ist oder nicht. Das Therapieschemata variiert, dann je nach Befund. Ein inzipientes Lipolymphödem bzw. ein Lipödem mit beginnender Lymphstase, welches oft noch kein positives Stemmer Zeichen und keine Vorfußschwellung zeigt, kann so bereits festgestellt werden. Eine konservative Therapie mittels kompressiven Maßnahmen bringt in so einem Fall Erleichterung. Fehlt eine derartige Flüssigkeitsansammlung ist die Kompressionstherapie meist nicht zielführend, sondern lediglich eine zusätzliche Belastung für die Patientin.
Weiters findet der Ultraschall bei der Verlaufskontrolle Verwendung, entweder postoperativ oder im Sinne eines „watch and wait“ Zuganges, bei welchem in vordefinierten Arealen, standardisiert und reproduzierbar Schichtdickenmessungen durchgeführt werden.
Die analytische Waage, vor allem fortgeschrittene Produkte, welche den Stamm und die Extremitäten separat analysieren können, sind für die Bestätigung der Diagnose und vor allem für die Verlaufskontrolle, unserer Meinung nach, ein weiteres nützliches diagnostisches Tool.
Bei klassischen Lipödem Patientinnen zeigt sich eine Körperfettverteilung zugunsten der Beine. Wir sehen die Diagnose Lipödem als bestätigt, wenn mehr als 50% des Körperfettes an den Beinen zu finden ist, sofern keine zusätzliche Adipositas besteht.
Nach einer Operation kann nicht nur die Reduktion des Körperfettes, sondern auch die temporäre vermehrte Flüssigkeitseinlagerung gemessen werden und der Erfolg durch die Umverteilung oder der Misserfolg durch eine etwaige metabolische Zunahme klar definiert werden.
In unseren Augen gehört die Sonografie und die analytische Waage in das diagnostische Armamentarium eines Lipödem Spezialisten.
Literatur:
- Sandhofer M, Hanke CW, Habbema L, et al. Prevention of progression of lipedema with liposuction using tumescent local anesthesia: results of an International Consensus Conference. Dermatol Surg. 2020; 46: 220-228.
- Marshall M, Schwahn-Schreiber C. Lymph-, Lip- und Phlebödem. Differenzialdiagnostische Abklä- rung mittels hochauflösender Duplexsonografie: Gefässchirurgie 2008; 13: 204–212.
- Marshall M. Differentialdiagnostische Abgrenzung des Lipödems gegenüber dem Lymph- und Phlebödem mittels hochauflösender (Duplex)-Sonographie. Lymphol 1996; 20: 79–86.
- Sandhofer M, Schauer P, Sandhofer M, et al. Lipödem. J Aesthet Chir. 2017; 10: 61–70.