Case Study


Lichen nitidus actinicus

Actinic lichen nitidus

Keywords | Summary | Correspondence | Literature


Keywords

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Schlüsselworte

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Summary

We present the case of a 10-year-old boy with an initial clinical and histopathologic diagnosis of actinic lichen nitidus of the face and neck, occurring in spring and summer and resolving in winter. He was treated with 1% hydrocortisone cream 1 time daily for 14 days and consistent sun protection was recommended.

Zusammenfassung

Wir präsentieren den Fall eines 10jährigen Jungen mit einer anfänglichen klinischen und histopathologischen Diagnose eines aktinischen Lichen nitidus im Gesicht und am Hals, das im Frühjahr und Sommer auftritt und im Winter abheilt. Er wurde 14 Tage mit einer 1 %igen Hydrocortison-Creme 1-mal täglich behandelt und konsequenter Sonnenschutz wurde empfohlen.


Anamnese

10-jähriger Junge. Seit 2 Jahren bestehende symptomlose Hautveränderungen im Gesicht und am Hals. Saisonales Auftreten der Hautveränderungen im Frühjahr und Sommer. Abheilung im Winter. Keine Allgemeinsymptome.

 

Hautbefund

Klinisch zeigten sich multiple, monomorphe, bis zu 3 mm im Durchmesser große, hautfarbene Papeln im Gesicht und am Hals (Abb. 1 a, b). Schleimhäute, Kapillitium, Nägel sowie Hand- und Fußsohlen waren erscheinungsfrei. Das Köbner-Phänomen (isomorpher Reizeffekt) war nicht auslösbar.

Abb. 1 a,b: Multiple, diskrete, hautfarbene Papeln.

Histopathologie

Sichtbare entzündliche Dermatose der dermoepidermalen Junktionszone (Interface-Dermatitis) (Abb. 2). Lymphohistiozytäres Infiltrat im Bereich des Stratum papillare. Vogelklauenartiges Umschließen des entzündlichen Infiltrates durch elongierte Reteleisten. In diesem Bereich diskrete vakuoläre Alteration der Basalzellreihe mit einer darüber liegenden atrophen Epidermis. Stellenweise sichtbare Epitheloidzellen und Riesenzellen im Infiltrat.

Abb. 2: Lymphohistiozytäres Infiltrat in der oberen Dermis unter einer diskreten
Interface-Dermatitis. HE-Färbung.

Weitere Befunde

Lebhaftes Kind in altersgerechter geistiger und körperlicher Entwicklung ohne weitere pathologische Befunde. Internistischer Befund und Routinelaborparameter unauffällig. Unauffälliger regionaler Lymphknotenstatus. Kein Anhalt für Beteiligung innerer Organe.

 

Therapie und Verlauf

Tägliche Anwendung von 1 %iger Hydrocortison-Creme 1-mal täglich über 14 Tage. Empfehlung von konsequentem Sonnenschutz. Hierunter komplette narbenlose Abheilung der Hautveränderungen nach zwei Monaten.

 

Diskussion

Beim Lichen nitidus handelt es sich um eine seltene Hauterkrankung, die durch das Auftreten von symptomlosen, etwa 1 – 2 mm großen, hautfarbenen Papeln gekennzeichnet ist. Das Krankheitsbild, das erstmals 1907 von Pinkus beschrieben wurde [3], befällt hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Die Läsionen können über Monate oder Jahre bestehen. Prädilektionsstellen sind vor allem Genitalien, Abdomen, Thorax und die oberen Extremitäten. Das Auftreten an Hand- und Fußsohlen sowie die Mitbeteiligung von Nägeln und Schleimhäuten wird nur selten beobachtet. Bei einer Variante des Lichen nitidus treten die Läsionen vor allem im Frühling und Sommer auf, wobei der UV-Strahlung eine aggravierende Wirkung zugeschrieben wird (Tab. 1). Eine Verbesserung der Symptome wird im Winter beobachtet. Das früher als aktinische lichenoide Eruption der Sommerzeit (engl.

„summertime actinic lichenoid eruption“, SALE) bezeichnete Krankheitsbild wird heute als UV-abhängiger Lichen nitidus (Lichen nitidus actinicus) angesehen [1,2]. Hierbei sind die für den Lichen nitidus charakteristischen Hautveränderungen besonders an den sonnenexponierten Hautpartien ausgeprägt.

 

Tab. 1: Klinische Merkmale des Lichen nitidus.

 

  • Dicht stehende, kleine hautfarbene Papeln
  • Selten Juckreiz
  • Selten Schleimhaut- und Nagelbefall
  • Kein Köbner-Phänomen
  • UV-abhängige Sonderform (Lichen nitidus actnicus

 

Die wichtigste Differentialdiagnose zum Lichen nitidus stellt der Lichen ruber dar. Zusätzlich sollten ein Granuloma annulare disseminatum sowie eine kleinknotige Sarkoidose ausgeschlossen werden.

 

Tab. 2: Histopathologische Merkmale des Lichen nitidus

 

  • Atrophe Epidermis
  • Vakuoläre Alteration der Basalzellreihe (Interface-Dermatitis)
  • Umschriebenes entzündliches Infiltrat in der papillären Dermis
  • Vogelklauenartiges Umschließen des Infiltrates durch elongierte Reteleisten
  • Wechsel des Infiltrates mit zunehmendem Alter der Läsion (lymphozytär 4 histiozytär)

Korrespondenz-Adresse

Prof. Dr. Falk Georges Bechara
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
der Ruhr-Universität Bochum
Leiter der Abt. Dermatochirurgie
St. Josef-Hospital
Gudrunstraße 56
DE-44791 Bochum
f.bechara@klinikum-bochum.de

Konklusion

In der neueren Literatur wird der Lichen nitidus als eigenständiges Krankheitsbild und nicht mehr als Variante des Lichen ruber angesehen. Unterschiede zeigen sich klinisch besonders hinsichtlich der Lokalisation. Gegenüber dem Lichen nitidus ist der Lichen ruber vor allem an Handgelenken, Lumbosakralregion und Knöchelbereich lokalisiert. Darüber hinaus geht der Lichen ruber häufig mit starkem Juckreiz sowie einer Beteiligung der Schleimhäute und Nägel einher, was beim Lichen nitidus eher eine Ausnahme darstellt. Auch histopathologisch sind deutliche Unterschiede vorhanden. Das entzündliche Infiltrat setzt sich beim Lichen nitidus überwiegend aus Histiozyten, Epitheloidzellen und vereinzelten multinukleären Riesenzellen zusammen, während beim Lichen ruber vor allem Lymphozyten anzutreffen sind (Tab. 2).

Literatur

1. Bedi TR (1978) Summertime actinic lichenoid eruption. Dermatologica 157: 115-125.
2. Hussain K (1998) Summertime actinic lichenoid eruption, a distinct entity, should be turned actinic lichen nitidus. Arch Dermatol 134: 1302-1303.
3. Pinkus F (1907) Über eine knötchenförmige Hauteruption: Lichen nitidus. Arch Dermatol Syphilol 85: 11-36.

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