Dermatologie zwischen Tradition & Moderne

  1. Tagung der Südostdeutschen Dermatologischen Gesellschaft (SODG) & Dermatologische Tagung der Berufsverbände (BVDD) Bayern-Sachsen-Thüringen in Verbindung mit dem Friedrichstädter Herbst-Winter-Symposium „Neues aus Diagnostik und Therapie“

 

 

Die Südostdeutsche Dermatologische Gesellschaft (SODG) ist die Regionalgesellschaft der Hautärzte aus Bayern, Sachsen und Thüringen. Ihr satzungsgemäßer Zweck ist die „Fortbildung ihrer Mitglieder und die Mitarbeit an der Weiterentwicklung der dermatologischen Wissenschaft“. Ihr Präsident ist Prof. Dr. Lutz Kowalzick, Chefarzt der Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie am Plauener Vogtland-Klinikum.

 

Heuer fand die 20. Tagung der SODG in Verbindung mit den Berufsverbänden Deutscher Dermatologen Bayerns, Sachsens und Thüringens und dem Friedrichstädter Herbst-Winter-Symposium „Neues aus Diagnostik und Therapie“ unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Uwe Wollina, Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Städtischen Klinikum Dresden, vom 23.-24. November statt.

 

Mehr als 150 Dermatologen aus Bayern, Berlin, Brandenburg, Sachsen und Thüringen trafen sich im historischen Ballsaal des Lindenhofes (Quality Plaza) zu einem regen Meinungsaustausch und hochkarätiger Fortbildung mit praktischer klinischer Relevanz (Abb. 1). Die Kongressorganisation erfolgte in bewährter Qualität durch die Agentur Herzberg, Apolda.

Abb. 1: Ballsaal Lindenhof.

Der erste Teil war dem dermatologischen Nachwuchs gewidmet, der in engagierter Weise interessante Kasuistiken präsentierte. Die Beiträge kamen aus Chemnitz, Jena, Leipzig, Nürnberg und Zwickau.

 

In zwei Vortragsblöcken wurden entzündliche Dermatosen behandelt. Im ersten Teil stellte Prof. Dr. med. M. Sticherling (Erlangen) die autoimmunen Bindegewebeerkrankungen Lupus erythematodes und Sklerodermie in den Mittelpunkt und besprach die aktuellen Diagnostikkriterien, sowie etablierte und experimentelle Therapien. Frau Prof. Dr. Claudia Günther (Dresden) besprach die molekularen Grundlagen, Diagnostik und Therapie der autoimmunen bullösen Dermatosen mit dem Schwerpunkt der Pemphigus- und Pemphigoiderkrankungen. Prof. Dr. W.C. Marsch (Halle / Berlin) widmete sich der Elephanthiasis und ihren Grunderkrankungen – dem Lymphödem, der lymphatischen Filariose und der Podokoniose. Er hob die Bedeutung der klinischen Diagnostik und der komplexen Entstauungstherapie hervor.

 

Im zweiten Teil wurden die neuen Erkenntnisse und die daraus resultierenden therapeutischen Möglichkeiten des Interleukin-23-Signalweges bei der Psoriasis durch Prof. Dr. K. Asadullah (Potsdam) dargestellt. Ergänzt wurde dies durch eine kompakte Übersucht zur Systemtherapie bei Psoriasis mit Differenzialindikationen und einem praktischen Therapie-Algorithmus durch Dr. J. Tittelbach (Jena). Die Vitiligo ist die weltweit häufigste Pigmentstörung mit teils stigmatisierenden Auswirkungen. Prof. Dr. L. Kowalzick (Plauen) faßte den Erkenntnisstand zur Therapie der Vitiligo mit topischer und systemischer Anwendung von Januskinase-Inhibitoren zusammen.

 

„Über den Tellerand geschaut“ war das Motto einer interdisziplinären Sektion mit dem Schwerpunkt Infektiologie. Prof. M. Pfeiffer (Leipzig) stellte in einem beeindruckenden Vortrag die Kuhpocken aus veterinär- und humanmedizinischer und Sicht dar und ging auch auf die in Afrika noch heimischen Affenpocken ein. Frau Prof. Dr. Petra Spornraft-Ragaller (Dresden) gab einen Überblick zur Epidemiologie, den Komorbiditäten und dem therapeutischen Fortschritt bei HIV/AIDS. Sie stellte auch das Konzept einer prophylaktischen Behandlung vor, welches intensiv diskutiert wurde. Bedenklich ist die zunehmende Inzidenz von Syphilis und Hepatitis. Prof. Dr. S. Schubert (Leipzig) hat die tropen- und reisemedizinischen Aspekte infektiöser und infestöser Erkrankungen von Lepra und Dengue-Fieber bis zur Tungiasis und Myasis besprochen und dabei die häufig größere Schwere und ungünstigere Prognose tropenmedizinischer Erkrankungen in diesen Ländern durch mangelnde Infrastruktur herausgestellt.

 

Einen „Update Mykologie 2018“ lieferte Prof. Dr. P. Nenoff (Mölbis). Dabei nahm er insbesondere auf aktuelle Resistenzentwicklungen von Dermatophyten in Indien gegenüber Terbinafin hin, die globale Folgen haben könnten. Indien steht einer Epidemie therapieresistenter mykotischer Hautinfektionen gegenüber, die u.a. auf einen unkontrollierten Gebrauch topischer Kombinationsprodukte mit Klasse-IV-Kortikosteroiden, Antibiotika und Antimykotika zurückzuführen sein könnte. Prof. Dr. G. Haroske (Dresden) präsentierte Anstrengungen und Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der Pathologie, einem der wichtigsten Partner der Dermatologen in der Diagnostik.

 

Im Schwerpunkt Onkologie wurden die aktuelle Immun- und Targeted-Therapie des metastasierten Melanoms durch Frau Dr. Ricarda Rauschenberg (Dresden) und die adjuvante Melanom-Therapie durch Dr. D. Debus (Nürnberg) vorgestellt. Auf diesem Gebiet hat sich in den letzten Jahren eine solche Dynamik entwickelt, die die Erstellung aktueller Leitlinien zu einer großen Herausforderung werden läßt. Prof. Dr. R. Herbst (Erfurt) ergänzte dies durch eine Übersicht zur Sentinel-Lymphknotenbiopsie (Schildwächterlymphknoten-Entfernung) beim Melanom, Merkelzell-Karzinom und Plattenepithel-Karzinom der Haut. Er verwies auf kürzlich publizierte Studien, die die Bedeutung der kompletten Lymphknotendissektion bei Sentinel-Mikrometastasen in Frage stellen, da sich kein Vorteil im progressionsfreien und im Gesamtüberleben zeigen ließ. Prof. Dr. U. Wollina (Dresden) stellte seltenere Tumorentitäten und ungewöhnliche klinische Präsentationen von Hauttumoren dar.

 

Der letzte Schwerpunkt galt den zwei großen „A“ – der Allergologie und der Ästhetische Dermatologie. Der Vortrag von Frau Dr. Ingrid Feldmann-Böddeker (Chemnitz) führte in die Welt der Angioödeme. Sie besprach dabei wichtige diagnostische, therapeutische und differenzialdiagnostische Aspekte. Bei den induzierten Angioödemen spielen vor allem ACE-Hemmer und Sartane sowie Nahrungsmittel eine Rolle. Herr Dr. A. Koch (Dresden) stellte die Kälteurtikaria in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Ergänzend zur Systematik dieser Krankheitsgruppe zeigte er an einprägsamen Kauistiken die Problematik in der Diagnosestellung auf. Dabei hat sich der TempTest als ein objektives Verfahren bewährt. Unter dem Titel „Ästhetische Dermatologie“ besprach Prof. Dr. U. Wollina lokale und systemische Nebenwirkungen der Implantation von Polymethylacrylat (PMMA), die oftmals deutlich verzögert auftreten. Auch bei unklaren Hyperkalzämien ist an PMMA zu denken. In einem zweiten Teil wurden Indikationen für Hyaluronsäurefiller und Botulinum in der Gesichtsrehabilitation nach Operationen, Verletzungen und Fazialisparesen dargestellt. Diese Verfahren helfen, die Lebensqualität zu verbessern und Stigmatisierungen abzubauen.

Anläßlich der 20. SODG-Tagung wurden vom Präsidenten der SOGD, Prof. L. Kowalzick, zwei Gründungsmitglieder der Gesellschaft mit einer Ehrenurkunde prämiert.

Abb. 2: Prof. Dr. R. Breit, Prof. Dr. l. Kowalzick und Prof. Dr. J. Barth (v.l.n.r.).

Prof. Dr. Reinhard Breit (Pullach) studierte Medizin in München, Wien und Kiel. Seine dermatologische Ausbildung genoss er an der Ludwig-Maximilians-Universität München bei Otto Braun-Falco, Theodor Nasemann und Hans-Jürgen Bandmann. Dies wurde durch einen Forschungsaufenthalt von 1965 bis 1967 bei Albert Kligman in Philadelphia an der University of Pennsylvania ergänzt. Von 1985 bis 2001 war Prof. Dr. Reinhard Breit Chefarzt der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Umweltmedizin im Klinikum Schwabing, München.

 

Prof. Dr. Joachim Barth (Borna) studierte Medizin in Jena. Er genoss die dermatologische Ausbildung an der Leipziger Universitäts-Hautklinik bei Harry Braun, später leitete Uwe-Fritjof Haustein diese Klinik. Für ein Jahr arbeitete er am Gondar College of Medical Sciences, Äthiopien. Von 1983 bis 1994 leitete er die Hautklinik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden. Er war Präsident der Sächsischen Dermatologischen Gesellschaft. Prof. Dr. J. Barth engagiert sich im Deutschen Psoriasis Bund e. V. (DPB) und der International Federation of Psoriasis Associations (IFPA). Prof. Dr. L. Kowalzick (Plauen) würdigte die Verdienste beider Väter einer landesübergreifenden Zusammenarbeit von Hautärzten (Abb. 2).

 

Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. U. Wollina
Klinik für Dermatologie und Allergologie
Städtisches Klinikum Dresden
Friedrichstrasse 41
D-01067 Dresden

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