Die körperdysmorphe Störung
Mag.a Michaela Langer, Klinische und Gesundheitspsychologin
Friedlgasse 50/10, A-1190 Wien
michaela.langer(at)aon.at
Menschen mit einer körperdysmorphen Störung (KDS) [1] suchen vor allem ästhetische, kosmetische und dermatologische Behandlungen als Lösungsversuch für ihren Leidensdruck, selten jedoch psychologische oder psychotherapeutische Beratung und Therapie.
Im Zentrum der KDS steht eine übermäßige Beschäftigung mit einem eingebildeten Makel oder einer vermuteten Entstellung in der äußeren Erscheinung. Die übermäßige Beschäftigung mit diesem Makel verursacht einen hohen Leidensdruck und führt zumeist zu einer starken Beeinträchtigung im sozialen, beruflichen oder partnerschaftlichen Leben. 84 % der Betroffenen entwickeln die Störung im Alter von 10 bis 19 Jahren (Brunhoeber 2009). Das Verhältnis von Frauen zu Männern liegt bei 60:40 (Rief et al. 2006).
Die Prävalenz der KDS in der deutschen Allgemeinbevölkerung schwankt zwischen 1,7 % (Rief et al. 2004) und 5,3 % (Bohne et al. 2002). In schönheitsmedizinischen Praxen lag bei 6-23% der Personen eine KDS vor (Phillips u. Castle 2002, Sarwer et al. 2002, Ishigooka et al. 1998, Sarwer et al. 1998a, Sarwer et al. 1998b, Hanes 1995).
Der Erfolg schönheitsmedizinischer Eingriffe bei KDS ist gering. Beim Großteil der Betroffenen kann der psychische Leidensdruck nicht gemildert werden und die klinische Symptomatik bleibt bei über 97 Prozent nach dem Eingriff unverändert bestehen beziehungsweise verschlechtert sich (Crerand et al. 2010). Die KDS gilt daher in der Regel als Ausschlusskriterium für eine ästhetische Operation. Gleichzeitig wohnt diesem Krankheitsbild ein Wiederholungszwang inne: Auch bei sehr guten Operationsergebnisse kann sich schnell wieder eine tiefe Unzufriedenheit einstellen und zu weiteren Operationen – am selben oder anderen Körperteilen – führen. Anstelle von schönheitsmedizinischen Eingriffen ist eine klinisch-psychologische oder psychotherapeutische Behandlung anzustreben.
- Statt der Bezeichnung „Dysmorphophobie“ laut ICD-10 F 456.2 wird bevorzugt die Bezeichnung „Körperdysmorphe Störung“ laut DSM-5 verwendet. Der Begriff der „Dysmorphophobie“ wird nicht mehr als zutreffend angesehen, da es sich nicht um eine reine Angststörung handelt.