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Postoperative Wundinfektionen verhindern
BAKTERIEN AUF DEM VORMARSCH
Postoperative Wundinfektionen – so genannte Surgical Site Infections (SSI) – gehören trotz hoher hygienischer Standards zu den häufigsten Komplikationen der operativen Medizin. Aktion Meditech sprach mit Professor Dr. med. Axel Kramer, Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Greifswald, über Ursachen und Möglichkeiten der Prävention.
Wie groß ist die Problematik postoperativer Wundinfektionen für die operative Medizin?
Postoperative Wundinfektionen durch resistente und multiresistente Erreger haben teilweise gravierende Auswirkungen für den Patienten. Sie verzögern nicht nur die Wundheilung und verstärken Schmerzen, sie sind auch eine der wesentlichen Ursachen für ungeplante erneute Operationen und erhöhen die postoperative Sterblichkeit.
Welche Belastungen für das deutsche Gesundheitssystem entstehen daraus?
Durch postoperative Wundinfektionen entstehen den Krankenhäusern erhebliche Zusatzkosten. Das ist eine enorme Belastung für das Gesundheitssystem insgesamt: In Deutschland kommt es bei zwei bis fünf Prozent aller durchgeführten Operationen zu einer postoperativen Wundinfektion. Das sind mindestens 128.000 Fälle pro Jahr.
Was sind die Risikofaktoren für postoperative Wundinfektionen?
Zu den Risikofaktoren zählen Adipositas, Alter und Vorerkrankungen der Patienten – ebenso chirurgische Implantate einschließlich Nahtmaterial, die von Bakterien besiedelt werden können und in dem entstehenden Biofilm für Antibiotika schwer erreichbar sind. Problematisch ist, dass die Gefahr zunächst unsichtbar ist und oft erst erkannt wird, wenn die Infektion bereits ausgebrochen ist. Über 60 Prozent der postoperativen Wundinfektionen beschränken sich dabei auf den Bereich des operativen Einschnitts. Zu den häufigsten Verursachern zählen die methicillinresistenten Bakterienstämme von Staphylococcus aureus (MRSA) und von Staphylococcus epidermidis (Problemerreger für Implantate) sowie Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae.
Wieso können in der Nähe eines chirurgischen Implantats bereits wenige Bakterien zu einer Infektion führen?
Das Nahtmaterial stellt eine potentielle „Eintrittspforte“ für Bakterien in den Körper dar. Sie können sich dort leichter ausbreiten, indem sie das Implantat als Leitschiene zum umliegenden Gewebe nutzen. Die an den Fäden kolonisierten Bakterien können einen so genannten Biofilm bilden, der sie vor dem Zugriff durch das körpereigene Immunsystem und vor Antibiotika schützt.
Lässt sich das Risiko einer postoperativen Wundinfektion durch antibakteriell beschichtetes Nahtmaterial minimieren?
Das Verhindern von Wundinfektionen ist nur durch einen multifaktoriellen Ansatz zur Reduzierung der potentiellen Risiken möglich. Antibakteriell beschichtetem Nahtmaterial kommt dabei eine gesicherte Bedeutung zu: Es bildet um den Faden eine Hemmzone gegen die häufigsten Erreger und bietet ein zusätzliches Maß an Sicherheit für den Patienten.
Wie wirkt antibakteriell beschichtetes Nahtmaterial und wo liegt der Nutzen?
Der Faden ist mit dem Wirkstoff Triclosan beschichtet. Dieses Antiseptikum schädigt die innere Zellwand der Bakterien und verhindert so deren Vermehrung. Die Bakterien können sich nicht mehr am Nahtmaterial niederlassen, da sie vorher abgetötet werden. Die Substanz wirkt gegen ein breites Spektrum an Erregern und reduziert die Biofilmbildung.
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