Injektions-Lipolyse – Quo Vadis?
KM: Frau Dr. Lettko, seit Juli 2015 haben Sie die Position von Dr. Hasengschwandtner im NETZWERK-Lipolyse übernommen. Wie fühlen Sie sich als Nachfolgerin?
- Lettko: Die Fußstapfen sind schon extrem groß. Dr. Hasengschwandtner hat sich enorme Verdienste bei der Entwicklung und Standardisierung der Injektions-Lipolyse erworben. Deshalb war es mir ein Anliegen, ihn als meine erste „Amtshandlung“ zum Ehrenpräsidenten des NETZWERK-Lipolyse vorzuschlagen, was er dankend angenommen hat.
KM: Was befähigt Sie selbst zur medizinischen Direktorin?
M.Lettko: Historisch gesehen habe ich die Injektions-Lipolyse in Deutschland bekannt gemacht – noch bevor das Netzwerk in seiner heutigen Organisationsstruktur existierte, indem ich Patricia Rittes 2003 zu einem Workshop nach Wiesbaden in meine Praxis eingeladen habe. Auch der Begriff „Injektions-Lipolyse“ stammt von mir, worauf ich einigermaßen stolz bin, denn er hat sich als wissenschaftlicher Terminus für die Therapie durchgesetzt. Neben der Historie kann ich anmerken, dass ich seit dieser Zeit viel praktische Erfahrung mit der Lipolyse gewonnen habe und deshalb ihre Stärken und Schwächen genau einschätzen kann.
KM: Welche Akzente wollen Sie der Position abgewinnen, wohin soll sich das Netzwerk medizinisch unter Ihrer Ägide entwickeln?
- Lettko: Ich habe mir natürlich im Vorfeld so meine Gedanken gemacht. Um die Standardisierung müssen wir uns keine Sorgen mehr machen, die ist weltweit erfolgt. Es gibt so gut wie keine Kollegin / keinen Kollegen mehr, der nicht nach unseren Protokollen behandelt. Es gibt nur sehr wenige, die sich nicht mit unseren Standards beschäftigen und einfach drauflos behandeln. Dabei ist allerdings festzustellen, dass eine Kenntnis der Protokolle nicht ausreicht, um gute Ergebnisse zu erzielen. Dazu bedarf es einer detaillierten Kenntnis zur Patientenselektion und weiterer Faktoren. Es ist schade, dass immer noch einige Kollegen auf eine Absicherung durch unser Netzwerk verzichten, bloß um ein Paar Euro zu sparen.
Wir haben eine Gruppe von ca. 8 – 10 % unserer Patienten, bei denen wir mit dem Standardprotokoll keine guten Ergebnisse erzielen. Eines meiner Ziele ist deshalb, für diese Gruppe neue Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die wir bereits vor Jahren schon angedacht und entwickelt haben.
Die Differenzierung der Gesichtsbehandlungen ist ein weiteres Thema, dem ich mich gern annehmen würde.
KM: Gibt es weitere Projekte, die Sie benennen möchten?
- Lettko: Natürlich, ich möchte mich stärker der medizinischen Praxis zuwenden. Hier liegt mir die Fortbildung besonders am Herzen. Als ausgebildete Psychologin weiß ich sehr genau, wie wichtig eine gute Vermittlung von Inhalten ist. Deshalb lege ich besonderes Augenmerk auf die Verbesserung der Fortbildungen. Zu Beginn des Netzwerks mussten wir uns in nahezu allen Belangen fortwährend legitimieren. Dadurch haben sich theoretische wissenschaftliche Exkurse immer weiter ausgedehnt. Ich frage mich, ob dies heute immer noch notwendig ist? Die Therapie ist doch längst allgemein akzeptiert.
KM: Heißt das, Sie wollen auf die wissenschaftlichen Grundlagen verzichten?
M.Lettko: Das habe ich damit nicht gemeint. Danke, dass Sie mir Gelegenheit zur Klarstellung geben: Jeder Kursteilnehmer soll die Möglichkeit haben, sich in die wissenschaftlichen Grundlagen einzuarbeiten. Dazu wollen wir ihm alle Materialien wie Publikationen und Slides zur Verfügung stellen. Wenn jedoch heute eine Kollegin in unsere Fortbildung kommt, will sie in erster Linie wissen, wie sie sicher und erfolgreich behandeln kann, das ist ihr Hauptanliegen.
Doch wir möchten gern noch mehr Verantwortung übernehmen und neue Möglichkeiten anbieten. Dies ist deshalb möglich, weil wir zum einen uns Ärzte haben, die sich um die medizinischen Themen bemühen, und wir haben unser Team im Hintergrund, das sich mit erweiterten Fragestellungen auseinandersetzen kann, etwa wie ich die Lipolyse optimal in meine Praxis einbauen kann oder wie ich mehr Patienten bekomme.
KM: Wie kann ich mir eine solche Arbeitsteilung etwas genauer vorstellen?
- Lettko: Unser Team im Hintergrund ist keine reine Verwaltungseinheit wie bei einer medizinischen Gesellschaft. Ähnlich wie Dr. Hasengschwandtner auf der medizinischen Seite haben wir es auf Seiten der Netzwerkorganisatoren ebenfalls mit engagierten Netzwerkspezialisten zu tun, die in der Kommunikation mit uns neue Ziele erkennen und aufgreifen, die zum Erstarken von jedem einzelnen Mitglied und damit dem Netzwerk insgesamt führen. Dazu gehören viele Aspekte. Um hier nur einige anzudeuten: Eine neue Art des Lernens, weg von den endlos langen Powerpoint Präsentationen im Frontalunterricht, Stärkung der eigenen ästhetischen Identität durch eine auch emotional erkennbare Zugehörigkeit zu unseren übergeordneten Netzwerken oder eine neue Art der Arzt-Patienten Kommunikation, die eine Verbesserung der ökonomischen Situation des Mediziners durch erhöhtes Patientenaufkommen für alle ästhetischen Indikationen garantieren soll. Ein weiteres Stichwort sind die neuen Medien. Können wir nicht viele Inhalte über Webinarangebote vermitteln? Mehr Praxis und erweiterte Ansätze zur Diskussion existentieller Fragen der Ästhetik – das wäre unsere Vision der Weiterentwicklung unserer Fortbildungen.
Eine komplexer werdende gesellschaftliche Situation mit vielfältigen Herausforderungen erfordert immer neue Antworten auch auf Fragen unserer Existenz als Mediziner. Die individuelle Bewältigung dieser Komplexität unter den Bedingungen eines maroden Gesundheitssystems scheint mir in Verbindung mit vielen anderen, also in einem Netzwerk, einfacher und auch leichter. Solidarität als wichtiger Begriff kann diesen Zusammenhalt lebendig und erfahrbar werden lassen.
KM: Frau Lettko, haben Sie herzlichen Dank für dieses Gespräch. Die Redaktion der Kosmetischen Medizin wünscht Ihnen viel Erfolg in Ihrer neuen Position.
Kontakt:
Dr. Margrit Lettko
Riederbergstrasse 73
D-65195 Wiesbaden
E-mail dr.lettko@globalhealth-academy.com
www.lettko.de
Netzwerk:
NETZWERK-Lipolyse
Dirk Brandl
Mühlenstrasse 19
D-48 317 Drensteinfurt
E-mail brandl@network-globalhealth.com