Interview mit Frau Dr.med. Alexandra Ogilvie: 20 Jahre Botulinumpräparate in der Ästhetik und mehr als 17 Jahre DGBT e.V.

Wir sprachen mit Frau Dr.med. Alexandra Ogilvie, niedergelassene Dermatologin in München, Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinum- und Filler-Therapie e.V. (DGBT) und Tagungspräsidentin des DGBT-Congresses 2024.

 

KM:      20 Jahre Botulinumpräparate in der Ästhetischen Medizin, über 17 Jahre DGBT. Was sind in Ihren Augen besondere Meilensteine für die Branche?

 

Ogilvie: Der größte Meilenstein war und ist natürlich die erstmalige Zulassung von BOTOX in den USA für die Behandlung der Zornesfalte und damit für eine ästhetische Indikation. Dass dieses Protein solch einen Siegeszug erleben würde und eigentlich den Startschuss für eine komplette Branche – nämlich die der Ästhetischen Medizin – geben würde, war in diesem Ausmaß kaum vorauszusehen. Weitere Meilensteine waren dann in den Folgejahren neue Indikationen und jetzt zuletzt die Entwicklung des ersten flüssigen Botulinums, das nur für die Ästhetik entwickelt wurde. Und die Vielzahl laufender Zulassungsstudien für Botulinumpräparate für weitere ästhetische Indikationen lässt erahnen, dass diese aufregende Reise von Botulinum noch lange nicht zu Ende ist.

Abb. 1: Frau Dr.med. Alexandra Ogilvie.

KM:     BTX und Filler erfreuen sich immer größerer Beliebtheit – gefühlt werden minimal-invasive Behandlungen an jeder Ecke angeboten, sprich: Die Branche unterliegt einem Wandel. Mit welchen Herausforderungen setzt sich die DGBT auseinander?

 

Ogilvie: Die DGBT hat sich sehr kurz nach der Erstzulassung eines Botulinums für die Ästhetik gegründet und sah sich bereits damals als Plattform für spezialisierte Ärzteschaft, die sich auf diesem Gebiet aus- und weiterbilden lassen möchten. Das hat sich im Grundcharakter der Gesellschaft nicht geändert. Dass aber die Zahl der Kollegen, die sich hierauf spezialisieren möchten, so rasant steigt, stellt die Fachgesellschaft vor eine neue große Aufgabe und Herausforderung: die Sicherung der Qualität der Ausbildung und damit auch die Gewährleistung von Sicherheit für die Patienten, die sich behandeln lassen. Dieses Thema hat sich zu einer der Kernkompetenzen der DGBT entwickelt: die Fachgesellschaft bildet nicht nur auf höchstem fachlich-wissenschaftlichen Level durch renommierte und erfahrene Referenten Kollegen unterschiedlicher Fachrichtungen theoretisch und praktisch aus, sondern ermöglicht Patientinnen und Patienten auf der Suche nach qualifizierten Behandlern an kompetente Ärztinnen und Ärzten zu kommen. Hierfür dient die DGBT-Zertifizierung inzwischen nicht mehr nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz als Qualitätsstandard.

 

Die größte Herausforderung liegt demnach in der Tatsache, dass wir möglichst flächendeckend für Aufklärung und eine Sensibilisierung bei den Patientinnen und Patienten sorgen müssen, wer sich für eine ästhetische Behandlung eignet und was sie bei den zahlreichen Angeboten auf dem Markt eher skeptisch machen sollte. Und letztlich müssen auch die Weiterbildungsangebote weiter ausgebaut werden, um die Sicherheit der ästhetischen Behandlung für alle Seiten zu gewährleisten.

 

KM:      Der Markt der Weiterbildungsangebote boomt. Woran erkennt man als Ärztin oder Arzt, dass es sich um einen qualitativ hochwertigen Kurs und anerkanntes Zertifikat handelt?

 

Ogilvie: Das Fortbildungsangebot wächst fast in gleichem Maße wie das Behandlungsangebot. In beiden Sektoren sprießen die Anbieter aus dem Boden, z.T. mit zweifelhafter Reputation. Die DGBT hat sich von Beginn Ihrer Gründung vor 17 Jahren mit den Ärztekammern aller deutschen Bundesländer kurzgeschlossen und das DGBT- Zertifikat durch die Ärztekammern anerkennen lassen. So dürfen erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen der DGBT-Zertifizierungskurse diese Zusatzqualifikation auch angeben und den Patientinnen und Patienten gegenüber damit ihre Expertise vermitteln. Nicht zuletzt fordern auch viele Berufs-Haftpflichtversicherungen inzwischen, dass die Ärztinnen und Ärzte das DGBT-Zertifikat vorlegen, damit sie ihre Behandlungen versichern können.

 

KM:     Der DGBT-Kongress ist in Größe und Themenfokus einzigartig und von großer Branchenbedeutung. Was erwartet die Teilnehmer im Februar 2024 in München?

 

Ogilvie: Der Kongress hat sich von Beginn der DGBT-Gründung als ein Höhepunkt im Kalender der Ästhetik-Community etabliert. Mit den Jahren wuchs er zu dem Treffpunkt für hochrangigen wissenschaftlichen und praxisnahen Austausch für alle Hersteller Ärztinnen und Ärzte, die sich mit minimalinvasiver ästhetischer Medizin, insbesondere Botulinum und Fillern befassen. Dies hat sich inzwischen auch außerhalb des deutschsprachigen Raumes herumgesprochen, so dass wir uns für den DGBT-Kongress 2024 erstmals entschlossen haben, das Programm zweisprachig deutsch und englisch mit Simultan-Übersetzung anzubieten. Hierdurch wird der Zustrom an sowohl internationalen Speakern als auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch größer werden und die Möglichkeiten, „über den eigenen Tellerrand“ zu blicken, sich zu vernetzen und neue Trends zu erfahren noch vielseitiger. Auch haben wir die Themen deutlich erweitert und werden neben den DGBT-„Kernthemen“ Botulinum und Filler auch die neuesten apparativen Entwicklungen im Bereich Laser und Energy-Based Devices beleuchten, Techniken wie Sonographie in der Ästhetischen Injektionsbehandlung oder auch Körper-Behandlungen zum Zuge kommen lassen. Auch Themen, die zur Gründung und Führung einer ästhetischen Praxis relevant sind, wie juristische Themen und Fragen des Socialmedia-Marketings werden durch absolute Top-Experten vertreten sein.

 

KM:     Was ist Ihr persönliches Highlight?

 

Ogilvie: Die Plenum-Sessions, in denen man internationalen und deutschen Top-Experten quasi bei der Behandlung „über die Schulter“ schauen kann, sind traditionell natürlich immer ein Magnet für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und werden auch 2024 unbestrittenes Highlight, zumal die Sessions, die nach Behandlungs-Regionen ausgerichtet sein werden, immer auch durch anatomische Einführung und einen Part zum jeweiligen Komplikationsmanagement abgerundet sein werden. Ich persönlich freue mich aber auch besonders auf spezielle Themen wie das „Socialmedia“-Podium, bei dem Medfluencer, Journalisten und Ärzte über Möglichkeiten und Chancen aber auch Gefahren der Sozialen Medien für die Ästhetische Medizin diskutieren werden. Auch z.B. den Workshop zu „Ästhetik-Trends weltweit“ mit Kolleginnen und Kollegen aus Brasilien und Korea erwarte ich mit großer Vorfreude.

 

Frau Dr. Ogilvie, vielen Dank für das Interview.

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