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Interview mit Frau Dr.med. Alexandra Ogilvie: 20 Jahre Botulinumpräparate in der Ästhetik und mehr als 17 Jahre DGBT e.V.

Wir sprachen mit Frau Dr.med. Alexandra Ogilvie, niedergelassene Dermatologin in München, Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinum- und Filler-Therapie e.V. (DGBT) und Tagungspräsidentin des DGBT-Congresses 2024.

 

KM:      20 Jahre Botulinumpräparate in der Ästhetischen Medizin, über 17 Jahre DGBT. Was sind in Ihren Augen besondere Meilensteine für die Branche?

 

Ogilvie: Der größte Meilenstein war und ist natürlich die erstmalige Zulassung von BOTOX in den USA für die Behandlung der Zornesfalte und damit für eine ästhetische Indikation. Dass dieses Protein solch einen Siegeszug erleben würde und eigentlich den Startschuss für eine komplette Branche – nämlich die der Ästhetischen Medizin – geben würde, war in diesem Ausmaß kaum vorauszusehen. Weitere Meilensteine waren dann in den Folgejahren neue Indikationen und jetzt zuletzt die Entwicklung des ersten flüssigen Botulinums, das nur für die Ästhetik entwickelt wurde. Und die Vielzahl laufender Zulassungsstudien für Botulinumpräparate für weitere ästhetische Indikationen lässt erahnen, dass diese aufregende Reise von Botulinum noch lange nicht zu Ende ist.

Abb. 1: Frau Dr.med. Alexandra Ogilvie.

KM:     BTX und Filler erfreuen sich immer größerer Beliebtheit – gefühlt werden minimal-invasive Behandlungen an jeder Ecke angeboten, sprich: Die Branche unterliegt einem Wandel. Mit welchen Herausforderungen setzt sich die DGBT auseinander?

 

Ogilvie: Die DGBT hat sich sehr kurz nach der Erstzulassung eines Botulinums für die Ästhetik gegründet und sah sich bereits damals als Plattform für spezialisierte Ärzteschaft, die sich auf diesem Gebiet aus- und weiterbilden lassen möchten. Das hat sich im Grundcharakter der Gesellschaft nicht geändert. Dass aber die Zahl der Kollegen, die sich hierauf spezialisieren möchten, so rasant steigt, stellt die Fachgesellschaft vor eine neue große Aufgabe und Herausforderung: die Sicherung der Qualität der Ausbildung und damit auch die Gewährleistung von Sicherheit für die Patienten, die sich behandeln lassen. Dieses Thema hat sich zu einer der Kernkompetenzen der DGBT entwickelt: die Fachgesellschaft bildet nicht nur auf höchstem fachlich-wissenschaftlichen Level durch renommierte und erfahrene Referenten Kollegen unterschiedlicher Fachrichtungen theoretisch und praktisch aus, sondern ermöglicht Patientinnen und Patienten auf der Suche nach qualifizierten Behandlern an kompetente Ärztinnen und Ärzten zu kommen. Hierfür dient die DGBT-Zertifizierung inzwischen nicht mehr nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz als Qualitätsstandard.

 

Die größte Herausforderung liegt demnach in der Tatsache, dass wir möglichst flächendeckend für Aufklärung und eine Sensibilisierung bei den Patientinnen und Patienten sorgen müssen, wer sich für eine ästhetische Behandlung eignet und was sie bei den zahlreichen Angeboten auf dem Markt eher skeptisch machen sollte. Und letztlich müssen auch die Weiterbildungsangebote weiter ausgebaut werden, um die Sicherheit der ästhetischen Behandlung für alle Seiten zu gewährleisten.

 

KM:      Der Markt der Weiterbildungsangebote boomt. Woran erkennt man als Ärztin oder Arzt, dass es sich um einen qualitativ hochwertigen Kurs und anerkanntes Zertifikat handelt?

 

Ogilvie: Das Fortbildungsangebot wächst fast in gleichem Maße wie das Behandlungsangebot. In beiden Sektoren sprießen die Anbieter aus dem Boden, z.T. mit zweifelhafter Reputation. Die DGBT hat sich von Beginn Ihrer Gründung vor 17 Jahren mit den Ärztekammern aller deutschen Bundesländer kurzgeschlossen und das DGBT- Zertifikat durch die Ärztekammern anerkennen lassen. So dürfen erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen der DGBT-Zertifizierungskurse diese Zusatzqualifikation auch angeben und den Patientinnen und Patienten gegenüber damit ihre Expertise vermitteln. Nicht zuletzt fordern auch viele Berufs-Haftpflichtversicherungen inzwischen, dass die Ärztinnen und Ärzte das DGBT-Zertifikat vorlegen, damit sie ihre Behandlungen versichern können.

 

KM:     Der DGBT-Kongress ist in Größe und Themenfokus einzigartig und von großer Branchenbedeutung. Was erwartet die Teilnehmer im Februar 2024 in München?

 

Ogilvie: Der Kongress hat sich von Beginn der DGBT-Gründung als ein Höhepunkt im Kalender der Ästhetik-Community etabliert. Mit den Jahren wuchs er zu dem Treffpunkt für hochrangigen wissenschaftlichen und praxisnahen Austausch für alle Hersteller Ärztinnen und Ärzte, die sich mit minimalinvasiver ästhetischer Medizin, insbesondere Botulinum und Fillern befassen. Dies hat sich inzwischen auch außerhalb des deutschsprachigen Raumes herumgesprochen, so dass wir uns für den DGBT-Kongress 2024 erstmals entschlossen haben, das Programm zweisprachig deutsch und englisch mit Simultan-Übersetzung anzubieten. Hierdurch wird der Zustrom an sowohl internationalen Speakern als auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch größer werden und die Möglichkeiten, „über den eigenen Tellerrand“ zu blicken, sich zu vernetzen und neue Trends zu erfahren noch vielseitiger. Auch haben wir die Themen deutlich erweitert und werden neben den DGBT-„Kernthemen“ Botulinum und Filler auch die neuesten apparativen Entwicklungen im Bereich Laser und Energy-Based Devices beleuchten, Techniken wie Sonographie in der Ästhetischen Injektionsbehandlung oder auch Körper-Behandlungen zum Zuge kommen lassen. Auch Themen, die zur Gründung und Führung einer ästhetischen Praxis relevant sind, wie juristische Themen und Fragen des Socialmedia-Marketings werden durch absolute Top-Experten vertreten sein.

 

KM:     Was ist Ihr persönliches Highlight?

 

Ogilvie: Die Plenum-Sessions, in denen man internationalen und deutschen Top-Experten quasi bei der Behandlung „über die Schulter“ schauen kann, sind traditionell natürlich immer ein Magnet für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und werden auch 2024 unbestrittenes Highlight, zumal die Sessions, die nach Behandlungs-Regionen ausgerichtet sein werden, immer auch durch anatomische Einführung und einen Part zum jeweiligen Komplikationsmanagement abgerundet sein werden. Ich persönlich freue mich aber auch besonders auf spezielle Themen wie das „Socialmedia“-Podium, bei dem Medfluencer, Journalisten und Ärzte über Möglichkeiten und Chancen aber auch Gefahren der Sozialen Medien für die Ästhetische Medizin diskutieren werden. Auch z.B. den Workshop zu „Ästhetik-Trends weltweit“ mit Kolleginnen und Kollegen aus Brasilien und Korea erwarte ich mit großer Vorfreude.

 

Frau Dr. Ogilvie, vielen Dank für das Interview.

Gerichtsurteil unterstreicht die von der DGBT geforderte Verschreibungspflicht und Zertifizierung bei Fillerbehandlungen

Am 13. November 2019 wurde im Landgericht Bochum das Urteil im ersten Prozess gegen eine 29-jährige Kosmetikerin und Influencerin gefällt, die aufgrund unsachgemäßer Behandlung mit Hyaluronsäure in 36 Fällen der schweren Körperverletzung und des Betruges angeklagt war. Das Gericht bestätigte die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, die Angeklagte habe ästhetische Behandlungen ohne erforderliche Qualifikationen durchgeführt und verurteilte die junge Frau zu einer Freiheitsstrafe von 4 Jahren sowie einer Geldstrafe von 36.000 Euro. Damit unterstreicht das Gericht die Forderung der Deutschen Gesellschaft für ästhetische Botulinum- und Fillertherapie e.V. (DGBT), die Fillerbehandlung ausschließlich in die Hände von approbierten Ärztinnen und Ärzten mit spezieller Fortbildung zu legen. Zudem plädiert die DGBT e.V. eine Verschreibungspflicht für Hyaluronsäurefiller einzuführen, um die Patientensicherheit zusätzlich zu steigern.

 

Im September erhob die Staatsanwaltschaft Bochum Anklage gegen die 29- jährige Kosmetikerin wegen des Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung, Betrug und Steuerhinterziehung. Die Geschädigten erlitten nach fehlerhaft durchgeführten Hyaluronsäure-Injektionen in Lippen und andere Gesichtsbereiche unter anderem Infektionen, Lähmungen und Gefäßverletzungen. Insgesamt ging die Staatsanwaltschaft von mindestens 36 Geschädigten in einem Tatzeitraum von Januar 2017 bis April 2019 und einem steuerlichen Schaden von über 780.000 Euro aus.

 

Das Urteil im zweiten Prozess gegen die 26-jährige Cousine, die ebenfalls ohne Erlaubnis als Heilpraktikerin tätig war, steht noch aus. Angeklagt wurde sie in 34 Fällen wegen Betrug und schwerer Körperverletzung. Der steuerliche Schaden im Tatzeitraum zwischen Februar 2015 und April 2019 beträgt etwa 1,3 Millionen Euro.

 

Gesetzeslage eindeutig – aber nicht ausreichend

Nur approbierte Ärzte dürfen uneingeschränkt mit Fillern und Botulinum behandeln, Heilpraktiker eingeschränkt mit Fillern – dies sogar ohne eine entsprechende Zusatzausbildung. Allen anderen Berufsgruppen, auch Kosmetikerinnen, sind invasive Behandlungen mit Botulinum und Fillern untersagt. Botulinum ist in Deutschland verschreibungspflichtig. Filler sind es nicht, da sie als frei verkäufliches Medizinprodukt eingestuft sind. Aufgrund dieser juristischen Lücke ist es Nicht-Ärzten möglich, Filler rezeptfrei zu beziehen und illegal an Patienten anzuwenden. Vor diesem Hintergrund sieht die DGBT bei der Bewertung von Fillern als Medizinprodukt akuten Handlungsbedarf. „Um die Fillerbehandlung durch Nicht-Ärzte zu beenden, setzt sich die DGBT bei der Bundesregierung und den zuständigen Behörden nachdrücklich dafür ein, für Hyaluronsäure-Filler eine Verschreibungspflicht einzuführen. Entsprechende Anträge wurden bereits gestellt. Dieser Vorstoß wird übrigens durch alle führenden Fachgesellschaften in diesem Bereich unterstützt“, erläutert Dr. med. Klaus Hoffmann, Beauftragter der DGBT für diesen Arbeitsbereich.

 

In der Realität sind Regelverstöße in ominösen Instituten bis hin zu Friseursalons an der Tagesordnung. Nach ersten Präzedenzfällen setzt die DGBT daher auf juristischer Ebene erfolgreich Unterlassungen und Abmahnungen gegen „schwarze Schafe“ durch, die nicht nur gegen geltendes Recht verstoßen, sondern auch das Wohl von Patienten massiv gefährden.

 

Kompetenz und Sicherheit als oberste Priorität

Komplikationen sind bei sachgerechter Botulinum- und Fillerbehandlung zwar eher selten, können aber bei Hyaluronsäure-Injektionen von ästhetischen „Unfällen“ über Infektionen bis zu gefährlichen Gefäßkomplikationen mit Nekrosen und schließlich zur Erblindung führen. „Den meisten Patienten ist nicht klar, dass derartige Risiken bestehen und leider auch den ‘Laien-Behandlern‘ nicht. Deshalb sollte jeder Anwender im Notfall kompetent und rasch mit Nebenwirkungen umgehen können“, erläutert Dr. med. Boris Sommer, der 1. Vorsitzende der DGBT. „All dies ist Ärzten möglich, die sich entsprechend fortbilden und zum Beispiel das Medikament Hyaluronidase im Kühlschrank bereit halten können, um es bei schwerwiegenden Komplikationen einzusetzen“, so Sommer weiter.

 

Fortbildungen und Zertifizierungen für Ärzte

Ärzte verfügen bereits über eine fundierte Ausbildung, solides anatomisches Wissen und kennen die korrekten, hygienischen Injektionstechniken. Da es keine feste Weiterbildungsordnung für Botulinum und Filler gibt, bietet die DGBT industrieunabhängige, von den Ärztekammern zertifizierte Fortbildungen an, um die ästhetischen Injektionsverfahren mit Botulinum und Fillern als medizinisch sichere und seriöse Therapien anzubieten – dem zentralen Anliegen der DGBT.

 

Weitere Informationen zur DGBT, für Ärzte und Patienten, finden sich unter www.dgbt.de.

7. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinumtoxin-Therapie (DGBT)

„Die größten Freuden entspringen aus dem Anschauen schöner Werke“

 

 

Die diesjährige Tagung der DGBT fand in einem Jubiläumsjahr statt:

 

2016 wird die Fachgesellschaft 10 Jahre alt!

 

Von Dermatologen und plastischen Chirurgen 2006 mit der Idee gegründet, ästhetische Injektionen wie das Spritzen von Botulinum seriös und wissenschaftlich zu lehren und durchzuführen, zählt die DGBT inzwischen mehr als 1000 Mitglieder. Weit mehr als 1000 Ärzte wurden in den weltweit einmaligen Kursen nach einem standardisierten Curriculum in der Therapie mit Botulinum und Fillern ausgebildet.

 

Bei der diesjährigen Tagung, die am Freitag 26. Februar sowie Samstag 27. Februar im Westin Grand in Frankfurt/M stattfand, wurden zwei neue Schwerpunkte gesetzt:

 

 

Am Meisten interessiert Klinik und praktische Demonstrationen und der damit verbundene Erfahrungsaustausch. Um allen Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, von spannenden Live Behandlungen zu lernen, wurde daher der ganze Samstag Live Demonstrationen im Plenum sowie Workshops in kleinen Gruppen gewidmet.

 

Großer Themenschwerpunkt war auch die Anatomie und ihr Bezug zur Klinik; hier wächst unser Wissen kontinuierlich.

 

 

Doch zunächst war der Freitagnachmittag mit Plenumsvorträgen gefüllt.

Spannend war der Einstieg von Professor Uwe Wollina, Dresden. In seinem Vortrag „Neue Hypothesen zu Fillern“ demonstrierte er erste Hinweise, dass Hyaluronsäurefiller eventuell durch Stimulation des Wachstums von Geweben wie weißem Fettgewebe oder eventuell sogar Knochen lang anhaltende Effekte und Verbesserungen erzielen können. Das ergänzt sehr gut die Beobachtungen, die Dr. Boris Sommer, Frankfurt, bei den Langzeitverläufen seiner Patienten machte, bei denen der zurückhaltende Einsatz minimal-invasiver Techniken einen über Jahre dokumentierbaren kontinuierlichen Verjüngungseffekt erzielen kann.

 

 

Das Behandlungskonzept der „Facial Codes“, das vor allem Einsteigern einen systematischeren Zugang zum Einsatz von Fillern ermöglichen soll, stellte Frau Dr. Marion Runnebaum, Jena vor.

 

 

Nach wie vor stellt die Behandlung der periokulären Region eine große therapeutische Herausforderung dar. Dr. Matthias Imhoff, Bad Soden zeigte, wie diese suborbital durch Mikro -Injektionstechnik von Botulinum gemeistert werden kann. Dr. Wolfgang Philipp-Dormston, Köln ergänzte dies in seinem großen Übersichtsvortrag zur periokulären Rejuvenation noch durch Aspekte zur Fillerbehandlung in diesem Bereich.

 

 

Temple Injection: ja oder nein? An dieser Frage teilen sich die Geister. Generell ist es eine lohnende Region, sofern man sehr vorsichtig vorgeht und die richtige Injektionstechnik wählt, wie Frau Dr. Runnebaum in ihrem Referat darstellte.

Sehr interessant war der Beitrag von Herrn Dr. Thomas Zimmermann, Heusenstamm, der vom Dogma der bisher empfohlenen generellen „Verschlankung“ des unteren Gesichtsdrittels abrät und sein Konzept der „quadratischen Herzform“ vorstellte.

 

 

In seinem in Englisch vorgetragenen Gastvortrag gab Herr Professor Andy Pikett einen umfassenden Überblick über aktuelle Entwicklungen beim Medikament Botulinum und dessen Einsatzmöglichkeiten.

 

 

Ein sehr wichtiger Aspekt ist der Umgang mit Nebenwirkungen beim Einsatz von Fillern. Das zeigte sich in den beiden Vorträgen von Frau Dr. Tanja Fischer, Potsdam und Dr. Wolfgang Philipp-Dormston nach der Kaffeepause.

 

 

Während Frau Dr. Fischer ihr gemeldete Fälle von Nebenwirkungen bei Patienten und Kollegen an Kasuistiken verdeutlichte und auch auf die Gefahr einer protrahierten Gefäßkompression hinwies, stellte Dr. Philipp-Dormston eine im letzten Jahr gestartete Initiative der DGBT zur Entwicklung rationaler Behandlungsempfehlungen vor. Hier wird demnächst eine Publikation folgen, die von den Mitgliedern sehr begrüßt wird, wie die Reaktion des Publikums zeigte.

 

 

Hautstraffung ist ein häufiger Wunsch der Patienten. Die allein seligmachende Methode gibt es nicht, doch eine Reihe von sich durchaus auch ergänzenden Verfahren wurde in der Session zur diesem Thema vorgestellt.

 

 

Dr. Alexandra Ogilvie, München demonstrierte das Konzept des „Skinboostern“ durch den flächigen Einsatz niedrig vernetzter Hyaluronsäuren.

 

 

Dosierte Mikrotraumatisierung mit anschließender Stimulation der Heilvorgänge ist das Prinzip sowohl des auf Ultraschall-Energie basierenden Verfahrens der Ultherapie, die von Fr Dr. Dorothee Bergfeld, Frankfurt vorgestellt wurde, als auch anderer auf physikalsicher Energie basierter Maßnahmeh. So können auch Radiofrequenz und Laserverfahren bei der Hautstraffung mit guten Erfolgen eingesetzt werden, wie Dr. Klaus Fritz, Landau und Dr. Klaus Hoffmann, Bochum in ihren Beiträgen zeigten.

 

 

Eine ausdrückliche Warnung vor dem Einsatz von Billigfillern und Re-Importen sprach die Justitiarin der Gesellschaft, Fr Dr. Gwendolyn Gemke aus. Im Falle von Komplikationen genügt schon der „Ruch“ einer unsachgemäßen Handhabung, um den Behandler in Schwierigkeiten zu bringen.

 

 

Dass ästhetische Behandlungen durchaus den ärztlichen Anspruch an ein ethisches Vorgehen zum Wohle des Patienten erfüllen können, legte Dr. Keywan Taghetchian in seinem Vortrag dar.

 

 

Als Novum wurde im Anschluss zum ersten Mal der Wissenschaftspreis der DGBT für eine Arbeit zu neuen Ansätzen und Beobachtungen aus wissenschaftlicher bzw. klinischer Sicht zum Thema Behandlung mit Botulinum und Filler vergeben.

 

Der Preis ging an Prof. Sebastian Cotofana, Roseau, Commonwealth of Dominica, für seine Arbeit: „Defining the Resistance of Bone in the Temporal Region – Implications for Augmentation Procedures in the Temple“.

 

Die Arbeit konnte zeigen, dass es im Bereich des Os temporale umschriebene Areale gibt, die dem Widerstand einer Injektionsnadel nachgeben können, was bei der Injektionsbehandlung in diesem Areal zur Vermeidung von Komplikationen beachtet werden muss.

Prof. Cotofana leitete mit seinem Gastvortrag zu anatomisch wichtigen Aspekten bei Gesichtsbehandlungen dann auch am Samstagmorgen den zweiten Tag ein.

In den letzten Jahren wurden die bei der ästhetischen Behandlung zu beachtenden Strukturen wie Fettkompartimente, Haltebänder, vor allem aber auch No Go Areas anatomisch präzisiert und fließen bei der Behandlungsplanung mit ein.

In drei großen Live-Demo-Blöcken wurden dann im Anschluss die wichtigsten Indikationen für Filler und Botulinum von DGBT Referenten im Plenum demonstriert, darüber gemeinsam diskutiert sowie die relevante Anatomie besprochen .

In Block I wurde der Schwerpunkt auf die Behandlung der Kinnlinie und Volumengabe gesetzt. Dr. Said Hilton, Düsseldorf und Dr. Dominik von Lukowicz. München demonstrierten unter Moderation von Dr. Alexandra Ogilvie dabei sowohl Nadel- aus auch Kanülentechnik.

 

 

In Block II konnte von Fr Dr. Daniela Greiner, Oberursel sowie Dr. Gerhard Sattler, Darmstadt gezeigt werden, dass auch die schwierigen Regionen Schläfe und Auge bei vorsichtigem Vorgehen gut zu meistern sind. Es bewährt sich hier ein Step-by-Step-Vorgehen, also Behandlung in kleinen Schritten und mehrzeitig. Moderiert wurde hier von Dr. Wolfgang Philipp-Dormston.

 

 

Großes Interesse fand auch die Behandlung der Peri-Oralregion sowie er Hände, die Fr Dr Tatajana Pavicic, München und Dr. Welf Prager, Hamburg im letzten der Live Demo-Böcke zeigten.

 

 

Dass dieses Format von den Zuschauern hervorragend angenommen wurde, bestätigte die nachfolgende TED Befragung der Teilnehmer: 99% stimmten für eine Beibehaltung für die nächste Tagung in zwei Jahren.

 

 

Weitere Ergebnisse der TED Befragung der Teilnehmer:

38% der Teilnehmer führen mehr als 100 Botulinumbehandlungen im Jahr durch und können so als sehr erfahrene Anwender gelten. Im Vergleich zur Befragung 2014 sind die Verteilungsraten kaum verändert: Am häufigsten werden die zugelassenen Indikationen Glabella (96%) und Krähenfüße (97%) behandelt. Die Behandlungshäufigkeit der Regionen Infraorbital und Perioral hat sich nicht merklich verändert. Bei den Indikationen im unteren Gesichtsdrittel wird am häufigsten das Pflastersteinkinn (M.Mentalis) behandelt. Die meisten Teilnehmer kombinieren regelmäßig die Botulinumbehandlung auch mit Fillern (52%). 93% der Teilnehmer haben das Empfinden, dass sich die Einstellung der Patienten gegenüber ästhetischen Verfahren in den letzten Jahren positiv verändert hat.

 

 

Die große Mehrheit bestätigt, durch die Teilnahme an der Tagung neue Anregungen für die tägliche Praxis erhalten zu haben; 64% bestätigten, dass sie von dem bei der Tagung neu Erlernten in ihrer Praxis profitieren werden.

 

 

Abgeschlossen wurde das Programm durch einen Workshop-Block am Samstagnachmittag, in dem die Teilnehmer durch Wahl zweier Workshops Aspekte zu den im Plenum vorgestellten Verfahren vertiefen sowie zu Laseranwendungen und Praxismanagement Tools ergänzen konnten.

 

 

Die nächste DGBT Tagung findet in zwei Jahren statt.

6. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinumtoxin-Therapie (DGBT)

„Der beste Teil der Schönheit ist der, den ein Bild nicht wiedergeben kann“

 

Zahlreiche wichtige „Meilensteine des Lebens“ haben sich in den letzten Jahren ins höhere Lebensalter verschoben; eine bessere Lebensweise und hervorragende medizinische Versorgung führen dazu, dass sich der Prozess des Älterwerdens verlangsamt und verändert  hat. Der „Schrecken“ des halben Jahrhunderts hat sich bei der Generation der Baby-Boomer relativiert: Man fühlt sich jung und aktiv, steht mitten im Berufsleben und hat noch Vieles vor. „Fünfzig ist das neue Vierzig“ ist das Motto. Dazu tragen viele gesellschaftliche Entwicklungen bei: Frauen machen erst Karriere und bekommen dann Kinder, Männer pausieren für den Nachwuchs und verschieben Karriere-Entscheidungen so nach hinten. Menschen sind länger erwerbstätig.

Parallel zum „Jünger fühlen“ wächst dabei der Wunsch, dass das Äußere dem gefühlten Lebensalter eher entspricht. Maßnahmen, die der Erhaltung eines frischen, entspannten, jugendlichen Aussehens dienen, werden entsprechend mehr und mehr nachgefragt. Zu ihnen zählen vor allem minimal-invasive ästhetische Eingriffe, die durch geringe Komplikationsraten und Downtime für Patienten zunehmend attraktiv werden.

Seit ihrer Gründung 2006 bemüht sich die DGBT, interessierten Ärzten aller Fachgruppen neben der „Basisausbildung“ in Form standardisierter Kurse, im Rahmen ihrer Tagungen die neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet näher zu bringen.
Eine Besonderheit ist dabei die konsequente Beschränkung auf die „Kernthemen“ Botulinum und Filler. Die diesjährige Tagung fand in neuer Lokalisation im Lufthansa Trainingszentrum in Seeheim an der Bergstraße statt, also mitten in der Natur.Da Botulinum sich in den letzten Jahren als ein erstaunlich vielseitiges und sicheres Medikament für eine Reihe von Indikationen erwiesen hat, stellt traditionsgemäß ein Vortrag zu Indikationen außerhalb der Ästhetik die Eröffnung der Plenumsveranstaltung dar.

 

Einsatz von Botulinum bei neurogen-fehlgesteuerten Blasen

Der diesjährige Gastredner Prof. Dr. Arndt von Ophoven ist als Neuro-Urologe tätig. Er stellte in seinem Einführungsreferat den segensreichen Einsatz von Botulinum bei neurogen-fehlgesteuerten Blasen (zum Beispiel bei Patienten mit multipler Sklerose) dar. Bei exzellenter Verträglichkeit wird dabei mit Dosen von 200 bis 300 Einheiten der Detrusor behandelt. Bei dieser einzigen zugelassen Indikation an glatter Muskulatur beobachtet man einen 9 Monate anhaltenden Effekt. Dabei zeigt sich neben der muskelrelaxierenden Wirkung des Botulinums ein antinozizeptiver Effekt. Auslösend ist dabei eine lokale Senkung der Ausschüttung schmerzvermittelnder Neuropeptiden sowie in Folge hiervon eine Reduktion der zentralen Schmerzverarbeitung („Schmerzgedächtnis).

Neue Zulassung eines Botulinumpräparates in der Ästhetik

Im Anschluss wurde von Frau Dr. Marion Runnebaum die neue Zulassung eines Botulinumpräparates in der Ästhetik vorgestellt: Vistabel® der Firma Allergan ist nun auch zur Behandlung der Kanthalfalten („Krähenfüße“) zugelassen. Dies ist in der Ästhetik neben der Behandlung der Glabella (Zornesfalte) die zweite Indikation, bei der Botulinum jetzt im „on-label-use“ eingesetzt werden kann. In den Zulassungsstudien wurde neben der geforderten Sicherheit auch gezeigt, dass das ästhetische Outcome und die Patientenzufriedenheit bei einer kombinierten Behandlung von Glabella- und Kanthalfalten verbessert ist, Resultate, die den bereits bestehenden langjährigen klinischen Erfahrungen entsprechen. Das „dropping down“ der lateralen Augenbraue bei isolierter Glabella-Behandlung wird bei der Kombibehandlung verhindert.

 

S1 Richtlinien zur Ästhetischen Botulinumtoxin-Therapie

Im Jahr 2013 wurden mit Unterstützung dreier medizinischer Fachgesellschaften (DGBT, DGDC und DDG) S1 Richtlinien zur Ästhetischen Botulinumtoxin-Therapie mit Darstellung der derzeitig empfohlenen on- und off-label Indikationen auf den Weg gebracht. Diese von den Herausgebern Dr. Matthias Imhoff, PD Dr. Maurizio Podda sowie Dr. Boris Sommer jetzt vorgestellten Leitlinien ergänzen und komplementieren die bestehenden Konsensus-Empfehlungen, die bei der Erstellung miteinflossen. Sie dienen dabei nicht nur den Behandlern als Richtschnur, sondern stellen auch einen weiteren wichtigen Schritt bei der wissenschaftlichen Untermauerung der Methode dar.

Vorgehensweisen bei Injektion von Fillern und Botulinum

Während geringgradig vernetzte Hyaluronsäuren im Sinne des SkinBoostering flächenhaft in der Dermis verteilt werden können (PD Dr. Maurizio Podda), sollten höhergradig vernetzte Filler üblicherweise eher tiefer platziert werden. Insbesondere bei hochgradig vernetzten Hyaluronsäuren in der Volumentherapie ist man dabei oft submuskulär und periostal, wie Dr. Boris Müller auch anhand von Ultraschallbildern zeigen konnte. Mittels Ultraschall gelingt dabei teilweise eine Identifizierung verwendeter Filler.

Bei der Entscheidung, wo man eher mit Nadel (immer spitz) oder Kanüle (immer stumpf) behandelt, gibt es kein generelles Richtig oder Falsch; der Einsatz und das Resultat richten sich vorrangig nach der Erfahrung des Behandlers, wie Dr. Thomas Zimmermann und Dr. Welf Prager in ihren Beiträgen erläuterten. Oberhalb der Ala-Tragus Linie im Bereich der knöchernen Strukturen des Os zygomaticus und der Orbita / Schläfe sowie im Bereich der Mandibula ist eine supraperiostale Injektion möglich. Hier finden sich auch die“sweet spots“ zum Lifting bei Volumentherapie.

Auf die Notwendigkeit des „build on solid ground“ (=Knochen) bei dieser Indikation machte dabei Dr Wolfgang Philipp-Dormston in seinem spannenden Referat zum Thema Lifting mit Fillern und Botulinum aufmerksam. Beim Lifting mit diesen Methoden spricht man im Gegensatz zum chirurgischen Facelift mit direktem Zug vom indirekten Lifting. Chemical Lifting mit Botulinum (durch gezielte Schwächung der Depressoren überwiegen die Elevatoren) funktioniert sehr gut bei Augenbrauen und bei starkem „nach unten Ziehen der Mundwinkel (M.depressor anguli oris). Zum Anheben des Gewebes durch Filler (liquid lifting) „baut“ man auf ein knöchernes Fundament / Widerlager. Hier ist die Domäne der Towertechnik, während im Wangenbereich bei fehlendem „bony support“ Filler sehr gut mit Kanülen in der Subkutis verteilt werden können, allerdings darf man hier kein Lifting erwarten.

Unzählige Studien erscheinen jährlich zu den ästhetischen Indikationen, daher waren alle Teilnehmer den Kollegen Frau Dr. Marion Runnebaum und Dr. Wolfgang Philipp-Dormston dankbar, die mit ihren Top 5 Papers sowohl Grundsatzarbeiten als auch neueste Erkenntnisse zusammenfassten:

Zur Veranschaulichung der Tatsache, dass die gefürchtete Toxizität des Botulinums eine reine Frage der Dosis / Menge ist, stellte Kollege Dr. Wolfgang Philipp-Dormston folgende Berechnung an:

Um die berühmte „Vergiftung des Bodensees“ zu erreichen, müsste man Material im Wert von 10 Trillionen Euro versenken. Tatsache ist, dass Botulinum im Vergleich zu den meisten anderen Medikamenten eine enorm hohe therapeutische Breite aufweist.

Interessant für Botulinum-Behandler: Um die Behandlungsintervalle auf Dauer im Interesse der Patienten auf 6 Monate anzuheben, scheint es günstig zu sein, anfangs eher in kürzeren Intervallen von 3 bis 4 Monaten zu behandeln. Erwähnt wurden auch die spannenden Studienergebnisse des positiven Einflusses bei Depressionen.

Die Kenntnis der Anatomie der in der Ästhetik relevanten Strukturen steigt kontinuierlich, fast kann man sagen, es entwickelt sich ein neuer Zweig in diesem Fach. Die DGBT bietet regelmäßig Kurse hierzu an. Insbesondere das Wissen um volumengebende Kompartimente und Haltebänder hilft entscheidend.

Im Hinblick auf die neuen Zulassungsstudien zu Botulinum bei Krähenfüßen wurde nochmals betont, dass die in den Packungsbeilagen angegeben Dosierungen als Empfehlungen zu verstehen sind. Eine individuelle Anpassung und ein eher unterdosiertes Vorgehen werden empfohlen.

 

Rechtsfragen

Den Abschluss des ersten Plenumnachmittags stellten Rechtsfragen dar. Hier besteht oft Unsicherheit, was erlaubt ist. Beim Thema Werbung für Ärzte hat sich der Sachverhalt vom Verbot bis 2000 zum Recht geändert und durch das Internet eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Werbung muss trotzdem immer auch dem Standesrecht entsprechen, wie RA Cornelia Sauerbier erläuterte. Nicht erlaubt sind nach wie vor reißerische, irreführende oder vergleichende Werbungen. Im Zweifel sollte man vorab einen spezialisierten Anwalt befragen. Die Justitiarin der DGBT RA Dr. Gwendolyn Gemke erklärte nochmals den aktuellen Stand zum Thema Rabattportale (für ärztliche Leistungen verboten). Bei Bewertungen in sogenannten Ärzte- Portalen hat man nur sehr bedingt eine Möglichkeit der Einflussnahme. Den Mitgliedern der DGBT steht die Möglichkeit offen, allgemein rechtliche Fragen an Frau Dr. Gemke zu stellen.

Am Freitagabend fand dann die verdiente After-work-Party statt, bei der die Teilnehmer die angefutterten Kalorien gleich wieder beim Tanzen verbrennen konnten.

Nach der Vorstellung der neuen überarbeiteten Homepage der DGBT durch Diplom-Informationswirt Sven Roloff, fand am Samstag die Mitgliederversammlung statt, bei der über die erfreuliche Entwicklung der DGBT informiert wurde: Mit derzeit 880 Mitgliedern verzeichnet die DGBT einen nun etwas langsameren, aber immer noch stetigen Zuwachs. Die Bilanz ist finanziell und fachlich positiv, nach wie vor besteht ein reges Interesse an den standardisierten Kursen. Filler-Kurse ergänzen das Angebot seit 2011. Diese sowie die Botulinum-Kurse werden derzeit erneut nach Maßgaben des Referenten-Treffens aktualisiert.

Mit seinem Gastvortrag zum Thema „Treatment oft the upper face“ startete Koenrad de Boulle die Vormittags Plenumsveranstaltung mit neuesten Trends der Filler-Anwendung: Filler finden in der Behandlung an der Stirn parallel zum Botulinum zunehmend Anwendung. Wurde bisher die zu Stirnfalten führende Muskelaktivität durch Botulinum allein geblockt, kann man zur Senkung vermehrter Muskelaktivität diese auch mechanisch durch Unterspritzung mit Fillern dämpfen, insbesondere wenn eine Brauenptosis bei zu starker Dämpfung des M. frontalis zu befürchten ist. Der Filler wird dabei unter den Muskel supraperiostal gespritzt. Eine lohnende Indikation ist auch das Füllen einer eingesunkenen supraorbital hollow sowie das Anheben der lateralen Augenbraue durch Filler.

 

Battels“ nach Regionen

Dann begannen die „Battels“ nach Regionen: jeweils zwei oder drei Top-Therapeuten stellten ihre Behandlungsfavoriten vor.

Im Periorbitalbereich sieht Dr. Wolfgang Philipp-Dormston die Augenbrauenpositionierung als Kombibehandlung von Botulinum und Fillern im Fokus. Mit Dr. Andreas Britz und Dr. Dominik von Lukowicz war er sich einig, dass die Tränenrinne immer noch äußerst vorsichtig zu behandeln ist, aber ein Behandlungsversuch mit kleinsten Mengen Hyaluronsäure unternommen werden kann. Trotz potentieller Schwellneigung durch deren hygroskopische Fähigkeiten eignet sie sich besser als andere Filler, da sie durch Hylase bei Unverträglichkeit aufgelöst werden können.

Spannend ist vor allem nach Brauenhebung die Idee des „Roof Fillings“ (oberer Anteil der Orbitahöhle) bei eingesunkenen Augen, die auch in der folgenden Session von Dr. Gerhard Sattler im Zusammenhang mit der Behandlung von Stirn und Schläfen dargestellt wurde. Er war sich mit den Kollegen Dr. Robert Birk sowie Dr. Alex Rothaar darin einig, dass die Schläfe / Temporalregion eine sehr lohnende Behandlungsindikation darstellt. Die Fossa temporalis sinkt im Alter ein und kann sowohl mit tiefer Fillerinjektion nahe dem Periost als auch mit Kanülentechnik zur Schonung der Gefäße gefüllt werden.

Immer besser werden die Techniken, um Lippen harmonisch und nicht übertrieben zu verschönern. Ob mit „Standardtechnik“ in linearer Injektion (Dr. Said Hilton) oder in segmentaler Injektionstechnik (Dr. Boris Sommer), wichtig ist immer auf ein ausgewogenes und individuell passendes Verhältnis Ober- und Unterlippe zu achten. Zur Optimierung zählt  auch das Lippenweiß und die Gesamtumgebung der Mundregion, vor allem bei altersatrophischen Prozessen, wie Professor Dr. Uwe Wollina betonte.

Als sehr störend empfinden viele Patienten sogenannte „Hamsterbäckchen“ (prejowl sulcus). Das Auffüllen des entstehenden Sulcus führt nicht immer zu guten Ergebnissen, wie Dr. Alexandra Ogilvie berichtete, da es die eigentliche Ursache (Absacken der Gewebe ) nicht beseitigt und bei zu viel Volumengabe an dieser Stelle ein square face entstehen kann. Dass man eher das Zuviel beseitigen soll, als noch mehr aufzufüllen bestätigte auch Dr. Said Hilton. Über mögliche Verfahren wie die Injektionslipolyse (derzeit noch experimentell)oder Absaugung diskutierte er mit Dr. Reinhold Gansel. Hier lohnt es sich nach dem Prinzip des „Defocus“ (Gesamtgesicht statt einzelne Falte) eher an entfernteren Regionen (untere/obere Wange) durch Volumenaufbau ein Anheben der Kinnpartie indirekt zu versuchen.

Während der Aufbau des Kinns mit Fillern sich recht unkompliziert darstellt und beeindruckende Ergebnisse liefert, ist die Modellierung der Nase eher eine Expertenindikation. Wahl des Materials und der Injektionstechnik sind wieder therapeutenabhängig: während Dr. Welf Prager Calciumhydroxylapatit und Kanülentechnik bevorzugt, baut Dr. Boris Sommer Nasen mit Nadel und Hyaluronsäure wieder auf. Auch eine Begradigung kann bis zu einem gewissen Grad gelingen. Langsame Injektion, da durch Gefäßverlegung Nekrosen beschrieben wurden.

Bei Händen, Hals und Decolleté sollten neben Fillern auch andere Verfahren zum Einsatz kommen. Störend sind hier vor allem Pigmentstörungen, die Dr. Thorsten Walker mit Peeling angeht. Dr. Michael Weidmann hat zur Straffung des Decolletés gute Erfahrungen mit hoch verdünnter Polymilchsäure. Hyaluronsäurefiller oder Calciumhydroxylapatit eignen sich zum Volumenaufbau der Hände. Botulinum wird nur noch bei störenden Platysmasträngen angewendet.

Glücklicherweise sind Nebenwirkungen selten, aber man sollte sich ihnen immer stellen und für den Patienten da sein. Auf dem Hintergrund dieser Empfehlung wurde das Thema auf ausdrücklichen Wunsch einer Reihe von DGBT Referenten in die Plenumsveranstaltung aufgenommen, auch um zu zeigen, Pannen können jedem passieren. Dr. Tanja Fischer, Dr. Said Hilton, Dr. Marion Krakor sowie Dr. Tatjana Pavicic gaben Empfehlungen zum Umgang. Bei Botulinum sind sie zeitlich eng umgrenzt. Hier kommt es vor allem darauf an, einen unglücklichen Patienten zu begleiten.

Bei Hyaluronsäuren beobachtet man keine durch immunologische Reaktionen ausgelösten Granulome, wie sie bei hautfremden Produkten (permanente / semipermanente Filler) auftreten können. Eher kommt es zu unerwünschten knötchenartigen Materialansammlungen; diese sind nicht immer auf Behandlungsfehler zurückzuführen, sondern können auch materialabhängig auftreten. Hier schützt der Einsatz „guter“ Präparate vor unliebsamen Überraschungen. Materialbedingte Hyaluronsäureknoten können durch Einspritzen von Hylase beseitigt werden. Inwieweit bakterielle Kontaminationen / Biofilme eine Rolle spielen, ist derzeit nicht geklärt. Neben einer gründlichen Hautdesinfektion sollte bei entsprechenden Entzündungszeichen zur Sicherheit auch antibiotisch behandelt werden.

 

Workshops mit Livebehandlung

Der Samstagnachmittag bildet mit der Möglichkeit für Teilnehmer, an drei aufeinander folgenden Workshops teilzunehmen, immer ein weiteres Highlight der DGBT Tagungen. Dabei werden Workshops sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Anwender angeboten, zum Beispiel Fillers for beginners und Fillers for advanced users. Die besprochenen Behandlungsstrategien werden in Livebehandlungen demonstriert.

In den Workshops findet sich auch Gelegenheit, die Behandlung mit additiven Verfahren wie Laser oder Radiofrequenz kennen zu lernen. Auch Seminare zu Marketing und Internetauftritt wurden angeboten. Eine während der Plenumsveranstaltung am Samstag durchgeführte TED Umfrage (Teilnehmer können per Knopfdruck Fragen beantworten, Tele-Dialog) ergab folgende Ergebnisse: Die meisten Teilnehmer sind in der Anwendung von Botulinum in der Ästhetik bereits erfahren, die Mehrzahl sogar sehr erfahren: 20 % der Teilnehmer führen mehr als 50, 37 % der Teilnehmer sogar mehr als 100 ästhetische Botulinumbehandlungen pro Jahr durch und zählen so zu den „Vielanwendern“, die Rate von Anfängern ist beim Kongress mit 7 % gering. Die Teilnehmer behandeln alle Indikationen des oberen Gesichtsdrittels regelmäßig, sowohl die on-label-Indikationen Glabella– und Kanthalfalten als auch die Stirn. Anwender mit vielen Behandlungen behandeln in 58 % regelmäßig auch die Infraorbitalregion sowie in 56 % der Fälle auch perioral, während von Anwendern mit geringeren Behandlungszahlen diese Indikationen seltener behandelt werden.

Die „beliebteste“ Indikation im unteren Gesichtsdrittel ist die Dämpfung des M. depressor anguli oris, die von 47 % der Anwender regelmäßig durchgeführt wird (bei den „Vielanwendern“ 70 %). Zugenommen im Vergleich zu 2012 hat die Behandlung der prominenten Platysmastränge am Hals, die von 65 % behandelt wird (2012 nur 53 %), von 22 % der Anwender sogar regelmäßig (Vielanwender 65 %).

Wie bereits bei der Befragung 2012 zeigt sich: Je häufiger der Behandler Botulinum anwendet, umso regelmäßiger führt er auch eine Kombinationsbehandlung mit Fillern durch (70 % der Vielanwender). Mehr als zwei Drittel (72 %) der Anwender setzen Botulinum auch zur Behandlung von Kopfschmerzen oder Migräne ein. Leider beobachten nach wie vor 75 % der Anwender bezüglich Botulinum diffuse Ängste bei ihren Patienten; hier ist also immer noch Einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten.


Weitere Informationen:

Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Botulinumtoxin-Therapie e.V.
Goethestr. 26-28
60313 Frankfurt
Tel: 069-94942882
Fax: 069-94942827
Email: info@dgbt.de
www.dgbt.de

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