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Cell Rejuvenation Therapy (CRT) bei Membran assoziierten Erkrankungen

Neben der Ästhetischen Medizin beschäftigt sich das Netzwerk Globalhealth auch mit Therapien, die in die Bereiche Zivilisationskrankheiten und chronische Erkrankungen fallen, versehen mit dem Label Extended Medicine. Polyenylphosphatidylcholin (PPC) wird sowohl in der Ästhetik bei der Lipolyse verwendet, aber auch in der Extended Medicine für die Zellverjüngungstherapie (CRT). Die Kosmetische Medizin interviewte Dr. Dieter Rösler, Allgemeinmediziner aus Lenting, zu seinen Ergebnissen.

Dr. Dieter Rösler

KM: Dr. Rösler, wie sind Sie zur Zellverjüngungstherapie mit PPC gekommen?

 

  1. Rösler: Meine Praxis liegt quasi am Stadtrand von Ingolstadt. Ich selbst bin Allgemeinmediziner und betreibe eine reine Privatpraxis. Ich biete meinen Patienten ein relativ breites Spektrum an Möglichkeiten an, unter anderem auch ästhetische Behandlungen. Während der Teilnahme an einem Kurs zur Injektions-Lipolyse erwähnte der Referent, dass das PPC nicht nur in der Lipolyse eingesetzt wird, sondern auch als Infusion bei sehr vielen Krankheitsbildern verabreicht wird. Da ich auch sehr viele ältere Patienten habe, haben mich die wenigen im Kurs vermittelten Informationen brennend interessiert. Der nächste Schritt ergab sich dann beinahe zwangsläufig: Ich nahm an einer Fortbildung zur Cell Rejuvenation Therapie teil. Referent war unter anderem einer der weltweiten Spezialisten für PPC, Herr Prof. Gundermann. Seitdem, seit etwa 8 Jahren, setze ich die Infusionstherapie ein.

 

KM: Wie sind Ihre Erfahrungen mit der CRT?

 

Dr. Rösler: In unserer Region bin ich bekannt unter der Rubrik „letzte Hoffnung“, also eine Anlaufstelle für Problemfälle. Problemfall bedeutet hier: Unsere Praxis suchen viele Patienten auf, die sich mit ihren Problemen allein gelassen fühlen. Ihre Leser wissen wahrscheinlich auch, dass bei vielen Zivilisationskrankheiten und anderen Krankheitsbildern die empfohlenen Therapien und Medikamentierungen allein nicht ausreichen. Die Patienten, die zu mir kommen, sind oft verzweifelt, bekommen sie doch von ihrem Facharzt ein „Da kann ich Ihnen leider nicht helfen“ gesagt. Was ich da zu hören bekomme ist – ich möchte dies hier einmal ganz krass ausdrücken – mehr als beschämend. Ich frage mich manchmal, was in den Köpfen von solchen Kollegen vorgeht, die keinerlei Engagement zeigen, ihren Patienten wirklich zu helfen, was ja eigentlich zu unserer Berufsethik gehören sollte.

 

Ich habe seit Jahren Therapieangebote aufgenommen, von denen ich überzeugt bin und die tatsächlich die Patienten unterstützen können, so z.B. orthomolekulare Medizin, Akupunktur sowie Vitamin C Hochdosis-Infusionen. Die CRT ist eine weitere.

 

KM: Welche Indikationen behandeln Sie mit CRT?

 

Dr. Rösler: Begonnen habe ich mit Patienten mit diagnostizierter Atherosklerose. In der Regel werden diesen, hohe Statindosen verabreicht; und das war es. Je höher die Dosierungen, umso stärker leiden die Patienten unter den Nebenwirkungen. Vor allem fühlen sie sich weiterhin krank, sie haben oft das Gefühl, das Leben sei so nicht lebenswert. Ich kann Ihnen eines zu dieser Patientengruppe sagen: Sie sind extrem dankbar; oft kommen Sie früher für eine zweite Kurbehandlung, die in der Regel aus 10 Infusionen besteht, als ich mit ihnen verabredet hatte. Die Lebensqualität wird erheblich gesteigert. Oft können die Dosierungen der verschriebenen Medikamente herabgesetzt werden. Ich überrede die Patienten nicht zur CRT. ich lasse sie selbst entscheiden. Meist gibt es nach der 5. Infusion ein erstes Gespräch über das Befinden, und mit Befriedigung kann ich feststellen, dass dieses in der Regel erheblich gebessert erscheint. Bislang hatte ich keine Therapieabbrecher zu verzeichnen.

 

KM: Aber das sind nicht die einzigen Indikationen, die Sie behandeln?

 

Dr. Rösler: Keineswegs. Atherosklerose und schlechte Fettstoffwechselwerte waren für mich ein relativ sicherer Einstieg in ein neues Therapieangebot, denn es gibt dazu genügend klinische und experimentelle Studien. Mit der Zeit habe ich mit CRT das Therapiespektrum erweitert. So habe ich mehrere Tinnitus Patienten erfolgreich behandelt. Ich hatte auch einen 82jährigen Patienten, der mit seinem Hörgerät nicht klar kam, der kann es jetzt nutzen, weil er erstmalig anständig hören kann mit dem Gerät. Eine meiner Patientinnen hat Colitis Ulcerosa, die früher oft 3 Wochen stationär in der Klinik behandelt werden musste. Wir konnten bei ihr sogar Kortison absetzen. Zwei meiner Patienten haben Niereninsuffizienz. Nach der ersten Kur waren bei beiden die Harnstoff- und Kreatininwerte deutlich besser. Auch bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse konnte ich eine starke Verbesserung der Werte feststellen.

 

KM: Das hört sich ja nach einem sehr breiten Spektrum an. Wie kommt das?

 

Dr. Rösler: Ja, da haben Sie Recht. Ist aber insofern kein Wunder, als ja in unserem Körper alles mit allem zusammenhängt. Und die Funktionalität der Membranen steuert fast alle Austauschprozesse. Wenn diese Funktion, die ja in der Steuerung der Zellen besteht, eingeschränkt wird – und dies passiert zwangsläufig mit zunehmendem Alter – dann sind viele Erkrankungen abzusehen. PPC ist keine Wunderdroge, aber dort, wo die Membranen an Alterungserscheinungen massiv beteiligt sind, da kann PPC viel bewirken und Lebensqualität zurückgeben. Beispielsweise habe ich auch mehrere Patienten mit der Diagnose Krebs, die mit Cytostatika behandelt werden. Die Verträglichkeit der Chemotherapie wird durch die CRT Ergänzungstherapie erheblich verbessert.

 

KM: Angesichts der guten Erfolge – haben Sie noch weitergehende Ideen?

 

Dr. Rösler: In der Tat. Vor kurzem sind einige Patienten, die unter Polyneuropathien leiden, auf mich zugekommen. Die Krankheitsbilder sind dabei oft unspezifisch, das reicht von extremen Schmerzen bis zur Gefühllosigkeit. Sie werden bislang mit Anti-Epileptika behandelt, was bekanntlich mit starken Nebenwirkungen einhergeht. Ich möchte eine etwas größere Patientengruppe mit diesem Krankheitsbild mit CRT behandeln, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass dies eine sehr gute Indikation dafür ist.

 

KM: Herr Dr. Rösler, danke für dieses anregende Gespräch.

Was bringt das neue Nano PPC für die Injektions-Lipolyse?

 

Skype-Gespräch der Kosmetischen Medizin mit Prof. Lukas Prantl, Dr. Margrit Lettko, Dr. Horst Grübmeyer und Netzwerk Sprecher Dirk Brandl. Das Interview führte Douglas Grosse.

 

KM:Herr Brandl, Sie als Netzwerk Sprecher können diese – zugegeben etwas provokative – Frage vielleicht am besten beantworten: die Ärzte des Netzwerk Ästhetik arbeiten seit nunmehr 16 Jahren mit einem gut eingeführten und wirkungsvollen Lipolyse-Compound. Warum haben Sie jetzt dennoch eine neue Rezeptur entwickelt?

D. Brandl: Nun, die Entwicklung des Nano PPC wird bereits seit mehr als 8 Jahren betrieben. Die Entwicklung ist also nicht ganz so neu. Sie haben Recht, unser Compound ist von vielen Ärzten akzeptiert und seine Wirkung ist durch eine große Anzahl von Studien bewiesen. Wir haben aus zwei Gründen nach einer Ergänzung zum Compound gesucht, nicht nach einer Alternative.

Zum einen ist es so, dass insbesondere bei Gesichtsbehandlungen durch die im Compound enthaltene Desoxycholsäure (DOC) eine Entzündung initiiert wird, die manchmal zu erheblichen Schwellungen führt und bei einigen Patienten auch Schmerzen hervorruft. Insbesondere die Schwellungen können die Gesellschaftsfähigkeit der Patienten erheblich und manchmal auch für 5 – 7 Tage einschränken, weil die Patienten aussehen, als hätten sie gerade eine schmerzhafte Zahnarztbehandlung gehabt.

Zum anderen hat unser Behandlungsintervall von 8 Wochen ebenfalls Nachteile. Dieses Intervall zwischen zwei Behandlungen ist deshalb so lang, weil die DOC Entzündung so lang nachzuweisen ist.

Beide von mir angesprochenen Aspekte können durch den ergänzenden Einsatz des Nano PPC positiv verändert werden.

KM: Herr Prof. Prantl, Ihr Fachbereich der Uni Regensburg hat sich ja bereits seit etwa 12 Jahren mit den Wirkmechanismen der Injektions-Lipolyse beschäftigt, auch in Kooperation mit dem Netzwerk. Haben Sie ebenfalls zu der neuen Rezeptur Untersuchungen durchgeführt?

L. Prantl: Ja durchaus. Vielleicht ist Ihren Lesern bekannt, dass wir damals den Wirkmechanismus des Lipostabil, auf dem das heutige Compound des Netzwerks basiert, untersucht haben. Die Publikation im PRSJ (Anm.: Plastic and Reconstructive Surgery Journal) hat mit dazu beigetragen, die Bedeutung der Desoxycholsäure für die Lipolyse, die im Lipostabil nur als Lösungsmittel enthalten war, zu erkennen [1].

Wir haben damals vom Netzwerk ein weiteres PPC zur Untersuchung zur Verfügung gestellt bekommen, das von einem russischen Institut von dem Kollegen Archakov entwickelt wurde. Dieses PPC bestand eben aus PPC als Hauptwirkkomponente, allerdings mit PPC Molekülen in Nano Partikel Größe (Anm.: Statt 200 nm nur 30 – 40 nm Größe). Enthalten waren in diesem Präparat, das in Russland bereits seit Jahren als Medikament für Erkrankungen der Leber zugelassen ist, zusätzlich Glycyrrhizinat (GLY) sowie Maltose. Wir haben es mit derselben Zellkultur getestet, nämlich 3T3-L1 Adipozyten von Mäusen. Wir waren sehr erstaunt, dass diese Rezeptur eine extrem hohe lipolytische Wirkung hatte, bei einer Dosierung sogar stärker als das als Kontrolle eingesetzte Isoproterenol. Wir haben deshalb dem Netzwerk vorgeschlagen, weitere Untersuchungen mit dem Nano PPC durchzuführen. Diese wurden kürzlich veröffentlicht [2].

KM: Bevor ich zu Ihren Ergebnissen eine weitere Frage stellen möchte ich die beiden Praktiker zu Wort kommen lassen. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Nano PPC gemacht?

M. Lettko: Ca. 20 Kollegen, die viel Erfahrung hatten mit unserem bisherigen Compound, haben Anwenderbeobachtungen bei unseren Patienten mit der neuen Rezeptur gemacht, nachdem klar war, dass unsere Patienten dadurch keinen Schaden erleiden konnten. Unter anderem waren dies der Kollege Hasengschwandtner, unser Ehrenpräsident, der zuerst einen Halbseitenvergleich mit 7 Patienten durchgeführt hat (Lipostabil versus Nano PPC an den Oberarmen). Horst Grübmeyer als Dozent für die Lipolyse und ich selbst als Direktorin des Fachbereichs Lipolyse des Netzwerks gehörten ebenfalls dazu. Aus Zeitmangel habe ich nicht sehr viele Patienten behandelt. Was mich aber erstaunt hat war vor allem die Schnelligkeit der Wirkung. Bei einer Patientin konnte ich bereits eine Woche nach der Behandlung ein sehr gutes Ergebnis feststellen. Auch meine anderen Patienten haben bereits nach 2 Wochen deutlich sichtbare Reduktionen der behandelten Kompartimente gezeigt.

H. Grübmeyer: Ich kann die Erfahrung von Margrit nur bestätigen. Auch bei meinen Patienten gab es erheblich schnellere Resultate. Was mir aber besonders signifikant in die Augen sprang war, dass die Patienten zwar Schwellungen bekamen, jedoch längst nicht so ausgeprägt wie beim Compound und auch nur für 4 bis maximal 24 Stunden. Da der Kollege Prantl bereits in Houston einen In Vivo Versuch zur Entzündung an Mäusen durchgeführt hatte, bei dem keine Entzündung festgestellt wurde, kann ich dies nur bestätigen: Die sehr kurze Dauer der Schwellungen ist keinesfalls auf eine Entzündung zurückzuführen, sondern durch die Intervention mit der Nadel, wodurch der Körper Wasser in die Region transportiert, und zusätzlich durch das Volumen des injizierten Wirkstoffes zu erklären.

L. Prantl: Ja, das ist korrekt. Wir haben das Nano PPC im Vergleich zu PBS als Kontrolle und mit Coli Bakterien an BALB/C Mäusen auf sein Entzündungspotential getestet. PBS, das bekanntermaßen keine Entzündungen hervorruft und Nano PPC zeigten beinahe identische Ergebnisse, nämlich keine Entzündungsreaktion.

Abb. 1a+b: Bauch, 2 Behandlungen mit Nano PPC, vorher (a) und nachher (b). © Dr. Horst Grübmeyer.

KM: Herr Prof. Prantl, was hat Ihre Arbeitsgruppe noch herausgefunden?

L. Prantl:Wir haben vielfältige Untersuchungen durchgeführt. Wir haben denselben Lipolyse Assay auch noch mit humanen Adipozyten durchgeführt, wir haben die Apoptose untersucht durch den Einsatz des Cell Death ELISA Kits von Roche und wir haben die Einzelsubstanzen getestet sowie die Kombination von PPC normaler Größe mit GLY und Maltose zusammen. Nicht zuletzt haben wir auch die Zytotoxizität gemessen, die nur ganz eingeschränkt bei einer niedrigeren Dosierung überhaupt gemessen werden konnte. Kurz zusammengefasst hier die Ergebnisse: Die sehr starke lipolytische Aktivität wurde auch bei den humanen Adipozyten bestätigt. Die Einzelsubstanzen zeigten keinerlei Wirkung auf die verschiedenen Adipozyten. Auch die Lösung aus PPC, GLY und Maltose konnte nicht den Effekt nachweisen. Nur das Nano PPC in dieser Kombination zeigte die entsprechenden Werte. Was die Apoptose angeht, deutet viel darauf hin, dass sie als zweiter Wirkmechanismus neben der Lipolyse zum Tragen kommt. Zur Verifizierung werden aber noch weitere Untersuchungen notwendig sein.

KM: Das hört sich alles ungemein spannend an. Wie will das Netzwerk in Zukunft mit diesem neuen Werkzeug umgehen?

 

M. Lettko: Vorsichtig, wie wir immer schon gehandelt haben und natürlich wollen wir zugleich auch die neuen Möglichkeiten nutzen, die sich damit bieten. Wir empfehlen unseren Mitgliedern zunächst die Anwendung bei Gesichtsbehandlungen und bei sehr schmerzempfindlichen Patienten. Die mit der Fettreduktion einhergehende Straffung der Haut beim alten Compound, die ja durch die Entzündung verursacht ist, sollte, wo notwendig, durch eine zusätzliche abschließende Behandlung mit dem DOC enthaltenden Compound erreicht werden.

H. Grübmeyer: Ich bin seit Gründung des Netzwerks Mitglied und ich habe gesehen, wie wir zusammen ein sehr elaboriertes Behandlungsprotokoll mit dem Compound entwickelt haben. Ich gehe davon aus, dass es mit diesem neuen Injectable nicht anders sein wird: Wir starten mit einem Sicherheits-Behandlungsprotokoll auf Basis der bisherigen Untersuchungen und werden dieses im Laufe der Jahre sicher immer weiter modifizieren.

KM:Wie und wo ist das Nano PPC denn zu beziehen oder ist es ausschließlich den Mitgliedern vorbehalten?

D. Brandl: Nein, das ist so nicht vorgesehen und auch nicht möglich, denn das Nano PPC kann in Europa nur von einer einzigen Apotheke, der Viktoria Apotheke in Saarbrücken, hergestellt werden. Sie allein hat von uns das Know-how zur Herstellung erhalten, weil sie als einzige, über das zur Herstellung notwendige Equipment verfügt hat. Der Herstellungsprozess ist extrem aufwändig. Deshalb ist die Rezeptur auch erheblich teurer als das Compound. Aber im Gesicht benötigen wir ja nur geringe Mengen von 10 – 20 ml; deshalb fällt der Preis dort nicht so sehr ins Gewicht.

Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Weitere Informationen:
Dirk Brandl
brandl(at)network-globalhealth.com

Literatur:

 

1. Klein SM, Schreml S, Nerlich M, Prantl L(2009) In vitro studies investigating the eect of subcutaneous phosphatidylcholine injections in the 3T3-L1 adipocyte model: lipolysis or lipid dissolution? Plast Reconstr Surg 124:419–427

 

2. Prantl L, Gehmert S, BrébantV,Hoesl(2020) Lipolytic effects of nano particle sized polyenylphosphatidylcholine on adipose tissue: First promising in vitro and in vivo results. Clinical Hemorheology and Microcirculation DOI:10.3233/CH-190715

Injektions-Lipolyse im Fokus

Douglas Grosse im Gespräch mit der medizinischen Direktorin des NETZWERK-Lipolyse Margrit Lettko und NETZWERK Sprecher Dirk Brandl.

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Abb. 1a und b: Kombinationsbehandlung BTX (Masseter) und Injektions-Lipolyse (Kinnlinie), Workshopprobandin, vor und nach zwei Behandlungen.

Abb. 1a und b: Kombinationsbehandlung BTX (Masseter) und Injektions-Lipolyse (Kinnlinie),
Workshopprobandin, vor und nach zwei Behandlungen.

 

 

KM: Frau Dr. Lettko, Herr Brandl, die Injektions-Lipolyse hat mittlerweile ein Niveau erreicht, dass man sich als Außenstehender fragt: Was soll da eigentlich noch kommen?

 

M. Lettko: Sie haben Recht mit dieser Frage, besonders Dank der Arbeit vom Kollegen Hasengschwandtner in den ersten 12 Jahren haben wir heute ein Behandlungsniveau erreicht, auf das wir Netzwerkmitglieder durchaus stolz sein können: Die Therapie ist akzeptiert, wird immer häufiger von Patienten nachgefragt, und wie unsere neueste, gerade im Journal für Ästhetische Chirurgie publizierte Statistik [1] auch nachweist, ist sie nebenwirkungsarm und effektiv. Allerdings gilt diese Effektivität nur für den Bereich der kleineren Fettpolster, auf die wir uns bislang fokussiert haben. Mit Lipolyse allein lassen sich die größeren Depots nur dann behandeln, wenn wir die Zahl der Sitzungen auf 5-8 erhöhen. Das ist aber wegen der längeren Behandlungsdauer (Anmerkung der Redaktion: 10-16 Monate) und der anfallenden Kosten nicht wirklich attraktiv für Patienten.

 

D. Brandl: Das Ziel, welches wir uns vor 3 Jahren gesetzt haben, war bestimmt dadurch, dass wir erfahren haben, dass immer mehr Patienten den Weg zum Chirurgen scheuen, um ihre resistenten Fettpolster los zu werden. Dieses Ziel lautete: Wie können wir es erreichen, dass wir auch größere Depots mit Lipolyse so effektiv behandeln können, dass wir den Patienten, die aus ästhetischen Gründen keine Operation durchführen lassen möchten, dennoch eine Alternative anbieten können?

 

 

KM: Und, haben Sie dieses Ziel erreicht und wenn ja, wie ist Ihnen das gelungen?

 

D. Brandl: So einfach liegt die Sache nicht. Betrachtet man dieses Ziel unter logischen Gesichtspunkten, dann müssen wir konstatieren, dass wir heute mit der Injektions-Lipolyse allein nicht weiterkommen, wie Margrit Lettko bereits erwähnt hat. Zwar arbeiten wir derzeit sehr intensiv daran, eine neue Formula Magistralis zu entwickeln, die uns verkürzte Behandlungszeiten ermöglicht und die Nebenwirkungen reduziert, so dass wir die Behandlungsdauer dadurch zu verkürzen hoffen. Allerdings war dies vor 3 Jahren noch nicht absehbar. Deshalb haben wir die Kooperation mit Spezialisten gesucht, die andere minimal invasive Verfahren für die Reduktion von Fettpolstern einsetzen. Unsere Idee war, zu untersuchen, ob Kombinationstherapien insgesamt durch Synergie verbesserte Ergebnisse bringen.

 

M. Lettko: Zu der Zeit haben wir von einem neuen Ultraschallgerät gehört, welches Dr. Ilja Kruglikov von Wellcomet entwickelt hat, dem dual-frequenten LDM Ultraschall und haben unser Mitglied Frau Prof. Tausch von der KOSMED Klinik gebeten, in einem Halbseitenvergleich zu untersuchen, ob wir bessere Ergebnisse mit einer Kombinationstherapie erreichen können. Und in der Tat: Frau Prof. Tausch konnte statistisch signifikant nachweisen, dass die Volumenreduktion beim kombinierten Therapieeinsatz um 65% besser war [2]. Unsere Idee, mit kombinierten minimal invasiven Verfahren Synergien zu erzeugen, hat sich damit erstmalig bestätigt.

 

D. Brandl: Mit dieser Erkenntnis haben wir nach weiteren Verfahren gesucht, die sich kombinieren lassen, vor allem natürlich die Cryolipolyse. Unser Mitglied Prof. Faulhaber hat uns den Kontakt zu dem wohl bekanntesten Cryo Spezialisten, Herrn Dr. Sandhofer, hergestellt, und wir haben ihn bei seinem Projekt der Untersuchung einer Kombinationstherapie unterstützen dürfen. In dieser Ausgabe der Kosmetischen Medizin haben Sie ja gerade die Ergebnisse dieser wichtigen Untersuchungen veröffentlicht, und es scheint so zu sein, dass wir mit einer Kombination von Cryo-, Injektions-Lipolyse und Stoßwelle schon sehr dicht an die Ergebnisse der Absaugung herankommen, was wir so wirklich nicht erwarten konnten.

 

M. Lettko: Hinzu kommt natürlich, dass auch die Reduktion kleinerer Korrekturbereiche durch Injektions-Lipolyse, die z.B. durch die Cryolipolyse nicht ganz erfasst werden, das Gesamtbild noch zusätzlich positiv beeinflussen können. Aus meiner Perspektive bahnt sich gerade Ähnliches mit dem Sculpsure Verfahren von Cynosure an. Den Kombinationstherapien gehört meiner Meinung nach in diesem Behandlungssegment – größere und voluminösere Fettdepots – die Zukunft.

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Abb. 2a und b: Indikation, die noch ohne Kombination mit zwei Behandlungen durchführbar ist. Behandlung F. Hasengschwandtner.

Abb. 2a und b: Indikation, die noch ohne Kombination mit zwei Behandlungen durchführbar ist.
Behandlung F. Hasengschwandtner.

 

KM: Sie meinen, wir werden bald mehrere Alternativen zur Verfügung haben?

 

M. Lettko: Genau, wir müssen noch viele Untersuchungen machen, was wirklich das Effektivste ist und was sich auch bezahlen lässt. Es sollte nicht so weit kommen, dass Cryolipolyse oder Injektions-Lipolyse nur noch in Kombination angeboten werden. Für kleinere Polster können mehrere Alternativen eingesetzt werden je nach Indikationsstellung, aber die größeren Depots sollten differenziert betrachtet werden: „Welche Möglichkeiten stehen in der Praxis zur Verfügung?“ und „Welche Kombinationen können optimalerweise für welche Indikationen eingesetzt werden?“ sind die wichtigsten Fragen für die Zukunft.

 

 

Das Thema Kombinationstherapien ist insgesamt topaktuell. Die Kollegen Steinert und Weidmann haben ein sehr gutes neues Kombinationsprotokoll für die DPD (Cellulite) Behandlung vorgeschlagen, welches nur mit der Kombination von mehreren Therapien arbeitet, ebenfalls in dieser Ausgabe veröffentlicht. Und auch die moderne Gesichtsbehandlung, mit der ich mich sehr intensiv befasse, ist nur mit Kombinationen denkbar, wobei die Injektions-Lipolyse dabei neben der Reduktion von Fettkompartimenten zusätzlich für die Feinmodellierung eingesetzt wird.

 

D. Brandl: Meine Meinung ist, dass wir gerade erst eine neue Tür aufgestoßen haben, aber es bedarf noch weiterer Untersuchungen, bis wir endgültige Empfehlungen für große Depots aussprechen können. Wir können uns nur bei den aktiven Kollegen wie Prof. Tausch, Dr. Sandhofer und Prof. Faulhaber bedanken, dass sie sich bei diesem Thema so engagieren und dies hoffentlich auch in Zukunft weiter so halten. Wichtig scheint mir noch bei den Kombinationstherapien ganz allgemein, dass wir genauer untersuchen sollten, welche Kombinationen gut miteinander harmonieren und welche vielleicht sogar kontraproduktiv sind.

 

 

Douglas Grosse: Frau Lettko, Herr Brandl, herzlichen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch.

 

Literatur:

  1. Weidmann M, Lettko M, Prantl L (2016) Injektionslipolyse, J Ästhet Chir DOI 10.1007/s12631-016-0047-2.
  2. Tausch I, Kruglikov I (2015) The benefit of dualfrequency ultrasound in patients treated by injection lipolysis. J Clin Aesthet Dermatol 8:42–46.

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