Lid-, Tumor- und Ophthalmo-Chirurgie: Aktuelle und zukünftige Anwendungsfelder von Hyaluronidase

Verbesserte Diffusion, beschleunigter Wirkeintritt und ein vergrößerter schmerzunempfindlicher Bereich: Operierende Augenärzte machen sich die Eigenschaften des Enzyms Hyaluronidase (Hylase® „Dessau“) in Kombination mit einem Lokalanästhetikum bereits seit Jahrzehnten zunutze.1 Bewährt hat sich das Adjuvans bisher vor allem bei Katarakt- und Strabismusoperationen sowie bei anderen klassischen ophthalmo-chirurgischen Eingriffen. Im Rahmen des 112. Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft blicken Experten über den Tellerrand und stellen ihre Erfahrungen mit dem Einsatz von Hyaluronidase im Bereich der Lid-, Tumor- und Ophthalmo-Chirurgie vor.

 

 

Die Kombination von Hyaluronidase und einem Lokalanästhetikum birgt in der Ophthalmo-Chirurgie gerade im Vergleich zur Tropfanästhesie einen entscheidenden Vorteil: Durch die gewebeauflockernden Eigenschaften bewirkt das Enzym eine sicherere und vollständigere Akinese der Augenmuskulatur. Hintergrund hierfür ist der sogenannte Spreading-Effekt:

 

 

Hyaluronidase führt zum Abbau von Hyaluronsäure, spaltet die extrazelluläre Matrix und beschleunigt die Hydrolyse verwandter Mucopolysaccharide. Im Bereich der Infiltrations-anästhesie führt die Ko-Applikation von Hyaluronidase zu Lidocain aufgrund dieses Effekts zur Vergrößerung des schmerzunempfindlichen Bereichs und zu einem beschleunigten Wirkeintritt des Lokalanästhetikums in Bezug auf die maximal zu anästhesierende Hautfläche. Die Wundheilung bleibt dabei unbeeinflusst [2, 3].

 

 

Weniger Vollnarkosen und zufriedenere Patienten

„Besonders vorteilhaft erweist sich das Enzym aufgrund dieser Eigenschaften zur Unterstützung der Lokalanästhesie bei entzündetem und fibrösem Gewebe sowie bei verhärtetem Narbengewebe“, erklärt T.p Dr. Ägäis Univ. Hüseyin Aral, Köln. Er setzt Hyaluronidase vor allem im Bereich der oculoplastischen Chirurgie ein, häufig auch bei ambulanten Eingriffen zur Therapie von Hauttumoren im Lidbereich. „Durch die verbesserte Diffusion des Lokalanästhetikums ermöglicht Hyaluronidase eine bessere Verteilung des Betäubungsmittels im Bereich des Tumors und gibt uns in der Praxis zudem die Möglichkeit, vermehrt auf Vollnarkosen zu verzichten oder diese als Ergänzung zur örtlichen Betäubung zumindest flacher laufen zu lassen“, berichtet der Ophthalmologe. „Das ist vor allem bei Kindern von Vorteil“, ergänzt Aral. Seine Erfahrungen in der Praxis zeigen darüber hinaus, dass die Patienten durch die Kombination aus Hyaluronidase und Lokalanästhetikum auch über weniger postoperative Schmerzen berichten und deutlich zufriedener sind.

 

 

CO2-Laserchirurgie bei Blepharoplastiken mit Hyaluronidase

Ziele von Oberlidblepharoplastiken sind neben der Durchführung der Hautresektion auch die Reduktion von Fetttaschen und die Fixierung von Deckfalten. Blepharoplastiken des Unterlids dienen in der Regel dazu, störende Tränensäcke zu entfernen oder einzelne Hautpartien im gesamten Lidbereich zu straffen. „Bei Blepharoplastiken handelt es sich generell um ein Grenzgebiet zwischen funktioneller Störung und kosmetisch-ästhetischer Chirurgie“, berichtet Prof. Dr. Karl-Heinz Emmerich, Darmstadt. „Die Anforderungen an die Durchführung und das Ergebnis der Operationen sind aus diesem Grund sehr hoch“, erklärt der Ophthalmologe. „Eine besonders vollständige Anästhesie ist gerade bei Blepharoplastiken die Grundvoraussetzung für ein zufriedenstellendes Operationsergebnis“, ergänzt er. „Seit Beginn der CO2-Laserchirurgie hat sich daher der Zusatz von Hyaluronidase bei der Infiltrationsanästhesie als unverzichtbar erwiesen“, kommentiert Emmerich. „Durch die gewebeauflockernden Eigenschaften kommt dem Enzym als Teil des Anästhesiecocktails ein wesentlicher Faktor der anästhesierenden Wirkung zu“, so Emmerich abschließend.

 

 

Ophthalmo-Chirurgie: Vielversprechende Anwendungsmöglichkeiten

Ob Tumor- oder Lidchirurgie, ob Katarakt- oder Strabismusoperationen: Der Blick in die Praxis zeigt, dass für das Enzym Hyaluronidase vielseitige Einsatzmöglichkeiten in der Ophthalmologie existieren. Prof. Dr. Frank Tost, Greifswald, spricht sich darüber hinaus für die Anwendung des Enzyms bei weiteren Behandlungsindikationen aus. „Hyaluronidase fördert als Enzym wesentlich den Abbau von Extravasaten“, erklärt er und befürwortet beispielsweise die experimentelle Forschung zur Prüfung der Effektivität von Hyaluronidase als Zusatz parabulbärer Triamcinolonacetonid-Injektionen zur Behandlung von Glaskörperblutungen oder bestimmter umschriebener Hautödeme im Malar-Bereich.

 

 

Weitere Informationen:
RIEMSER Pharma GmbH
An der Wiek 7
D – 17493 Greifswald – Insel Riems
www.RIEMSER.com
www.hylase.de

 

 

Literatur:

 

  1. Wohlrab J, Wohlrab D, Wohlrab L, Wohlrab C, Wohlrab A (2014) Use of hyaluronidase for pharmacokinetic increase in bioavailability of intracutaneously applied substances. Skin Pharmacol Physiol 27: 276-82.

 

  1. Wohlrab J, Finke R, Franke WG, Wohlrab A (2012) Clinical trial for safety evaluation of hyaluronidase as diffusion enhancing adjuvant for infiltration analgesia of skin with lidocaine. Dermatol Surg 38: 91-6.

 

  1. Wohlrab J, Finke R, Franke WG, Wohlrab A (2012) Efficacy study of hyaluronidase as a diffusion promoter for lidocaine in infiltration analgesia of skin. Plast Reconstr Surg 129: 771e-2e.

 

  1. Kersten D et al., Ophthalmo-Chirurgie 2003; 15: 77-82 .

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