Lipödem – eine nicht metabolische Adipositas

Assoz. Prof. Priv.Doz. Dr. Florian Kiefer
Univ. Klinik für Innere Medizin III, Klin. Abt. für Endokrinologie und Stoffwechsel,
Hormonelle Erkrankungen
Währinger Gürtel 18-20, AT-1090 Wien
florian.kiefer(at)meduniwien.ac.at

 

Unter Adipositas versteht man die pathologische Zunahme des Körperfettanteils, wobei insbesondere die viszerale Adipositas mit einem deutlich erhöht metabolischen und kardiovaskulären Risiko assoziiert ist. Beim Lipödem kommt es allerdings in erster Linie zu Zunahme subkutaner Fettdepots, welche eher als metabolisch inert gesehen werden. Verwendet man lediglich den Body Mass Index (BMI) zur Charakterisierung des Gewichtszustandes so fallen vielen Patientinnen mit Lipödem in die Kategorie Adipositas. Jedoch stellt sich die Fragen ob dies dem tatsächlichen metabolischen Risikoprofil dieser Patientinnen gerecht wird. Die aktuelle Datenlage lässt vermuten, dass trotz teils deutlich erhöhtem BMI, das metabolische und kardiovaskuläre Risiko beim Lipödem a priori im Vergleich zur klassischen Adipositas deutlich geringer ist. Insbesondere Komorbiditäten wie Diabetes mellitus Typ 2, Hypertonie oder Fettleber scheinen geringer ausgeprägt zu sein. Jedoch ist Vorsicht geboten, da es durch die körperlichen Einschränkungen, die vor allem mit schweren Lipödem Formen einhergehen, sekundär zur Entwicklung einer klassischen Adipositas kommen kann. Gründe hierfür könnten vor allem der Bewegungsmangel durch Schmerzen bzw. Überlastung des Bewegungsapparates aufgrund des erhöhten Körpergewichts sein. Insgesamt besteht jedenfalls ein dringender Bedarf für neue, qualitativ hochwertige Studien um das tatsächliche kardiometabolische Risiko von Patientinnen mit Lipödem besser einschätzen zu können.

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