Nebenwirkungsprofil bei Water-Jet

Dr. med. Thomas Witte
LipoClinic Dr. Heck, Zeppelinstraße 321, DE-45470 Mülheim an der Ruhr*

 

* Co-Autoren: Dr. med. Falk-Christian Heck, Susanne Rodenbach, Katja Bergmann, alle LipoClinic Dr. Heck, Mülheim an der Ruhr

 

In der Liposuktion des Lipödems haben sie die sogenannten feuchten Absaugmethoden etabliert. Zur Verfügung stehen die klassische Tumeszenz-Lokalanästhesie TLA sowie die Wasserstrahl-assistierte Liposuktion WAL. Beide Methoden zeigen in der Hand des geübten Operateurs gute Ergebnisse. Während bei der TLA vor allem die Toxizität des instillierten Lokalanästhetikums als eine der bekanntesten Nebenwirkung angesehen werden kann, ist für die WAL bisher keine methodenspezifische Nebenwirkung bekannt. Die Komplikationsrate des Verfahrens wird in den verschiedenen klinischen Arbeiten zwischen 1% und 7% angegeben [1-5]. Alle Komplikationen wurden als behandelbare Minor-Komplikation eingestuft. Das Verfahren der Liposuktion wird insgesamt als sichere Methode zur Behandlung des Lipödems betrachtet(6).

 

In der Anwendung der Wasserstrahl-assistierten Liposuktion WAL sehen wir 2 führende Nebenwirkung: die postoperative Kreislaufreaktion sowie die postoperative Anämie. Mangels Vergleichsdaten kann nicht gesagt werden, ob es sich hier um methodenspezifische Nebenwirkungen handelt. Wir gehen davon aus, dass andere Methoden diese Probleme in gleicher Weise verursachen.

Beide Nebenwirkungen wurden über klinische Studien untersucht.

 

Die postoperative Kreislaufsituation wurde nach 1000 Operationen erhoben. Die Ergebnisse wurden anhand einer visuellen Analogskala von 1-6 dokumentiert. Es wurden leichte bis mittlere Kreislaufreaktionen festgestellt. Die mittlere Kreislaufreaktion bezogen auf alle Operationen betrug 2,2. Eine Korrelation mit der entnommenen Fettmenge konnte lediglich für die Liposuktion der gesamten Oberschenkel nachgewiesen werden [7]. Die höchste Kreislaufreaktion wurde für die Hochvolumenliposuktion (> 4000 ml) der Oberschenkel angegeben (2,7 auf der VAS), die niedrigste Kreislaufreaktion zeigte die Liposuktion der Arme (1,6 auf der VAS). Die postoperative Kreislaufsituation stellt somit keinen limitierenden Faktor in der operativen Behandlung des Lipödems dar.

 

Der intraoperative Blutverlust wurde über eine Studie an 333 Patientinnen untersucht. Bis auf Einzelfallerwähnungen gibt es in der Literatur keine Daten zum Blutverlust im Rahmen der Liposuktion bei Lipödem [8, 9]. Im Mittel konnte für alle Operationen ein Hb-Abfall von 2,95 Punkten dokumentiert werden (Mittelwert präop 14,3/ Mittelwert postop 11,4). Den höchsten Hb-Verlust zeigte die Liposuktion der Oberschenkel (3,8 Punkte), den geringsten Hb-Verlust die Liposuktion der Arme (2,3 Punkte).

 

Eine endgültige Erklärung für die teils hohen Hb-Verluste haben wir noch nicht. Teilursächlich ist sicher ein Verdünnungseffekt durch die instillierte Tumeszenzlösung sowie das perioperative Infusionsvolumen. Die Differenz im Hämatokrit betrug im Mittel 8,6% (präop 42,2%, postop 33,5%). Es zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen Hb-Abfall und konsekutiver Kreislaufreaktion sowie eine signifikante Korrelation zur abgesaugten Fettmenge. Die mittlere Kreislaufreaktion war jedoch insgesamt mit 2,4 auf der VAS (0-10) als gering einzustufen. Ausgehend von diesen Ergebnissen setzen wir für eine Liposuktion der Oberschenkel einen Mindest-Hb-Wert von 13 g/dl voraus, für die anderen Regionen einen Hb-Wert innerhalb des Normbereichs.

 

Beide Studien machen zum einen das Auftreten der genannten Nebenwirkungen kalkulierbar, zum anderen demonstrieren sie die Sicherheit des Verfahrens unter Beachtung der Voraussetzungen.

 

 

Literatur:

  1. Wollina U, Heinig B. Treatment of lipedema by low-volume micro-cannular liposuction in tumescent anesthesia: Results in 111 patients. Dermatol Ther. 2019; 32(2): e12820.
  2. Dadras M, Mallinger PJ, Corterier CC, Theodosiadi S, Ghods M. Liposuction in the Treatment of Lipedema: A Longitudinal Study. Arch Plast Surg. 2017; 44(4): 324-31.
  3. Rapprich S, Dingler A, Podda M. Liposuction is an effective treatment for lipedema-results of a study with 25 patients. JDDG. 2011; 9(1): 33-40.
  4. Witte T, Dadras M, Heck FC, Heck M, Habermalz B, Welss S, et al. Water-jet-assisted liposuction for the treatment of lipedema: Standardized treatment protocol and results of 63 patients. J Plast Reconstr Aesthet Surg. 2020; 73(9): 1637-44.
  5. Schmeller W, Hueppe M, Meier-Vollrath I. Tumescent liposuction in lipoedema yields good long-term results. Br J Dermatol. 2012; 166(1): 161-8.
  6. Habbema L. Safety of liposuction using exclusively tumescent local anesthesia in 3,240 consecutive cases. Dermatol Surg. 2009; 35(11): 1728-35.
  7. Witte T. Kreislaufreaktion nach wasserstrahl-assistierter liposuktion bei lipödem – auswertung von 1000 operationen. vasomed. 2018; 4:176-7.
  8. Albin R, de Campo T. Large-volume liposuction in 181 patients. Aesthetic Plast Surg. 1999; 23(1): 5-15.
  9. Kaoutzanis C, Gupta V, Winocour J, Layliev J, Ramirez R, Grotting JC, et al. Cosmetic liposuction: preoperative risk factors, major complication rates, and safety of combined procedures. Aesthet Surg J. 2017; 37(6): 680-94.

 

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