Neue Einsatzmöglichkeiten von Hyaluronidase in der ästhetischen Dermatologie und plastischen Chirurgie
Im Rahmen der 24. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie stellten Experten bewährte und neue Einsatzmöglichkeiten des Enzyms sowie aktuelle Forschungsaktivitäten vor. Dabei zeigte sich, dass sich die Kombination aus Hyaluronidase und einem Lokalanästhetikum vor allem bei Blepharoplastiken, Cellulite- und Hyperhidrosebehandlungen sowie bei Liposuktionseingriffen als wertvoll erwiesen hat. Der Zusatz des Enzyms führt zu einem größeren schmerzunempfindlichen Areal und bedingt einen schnelleren Wirkeintritt des Bet.ubungsmittels, weniger intra- und postoperative Schmerzen sowie eine höhere Patientenzufriedenheit [1, 2, 3].
Chirurgische Eingriffe bei Cellulite oder Liposuktionen erfordern eine effektive Lokalanästhesie. „In unserer Klinik ist Hyaluronidase daher nicht mehr wegzudenken, denn die Vorteile der Kombination aus Hylase. „Dessau“ und einem Lokalan.sthetikum sind beeindruckend“, erklärte Prof. Dr.-medic (RO) Alina Fratila, Bonn. „Durch die Ko-Applikation von Hyaluronidase werden das Gesamtvolumen der Tumeszenz-Lokalanästhesie (TLA) reduziert und gleichzeitig die anästhesierte Fläche vergrößert, ohne dabei die Wirkdauer der TLA noch die Wundheilung zu beeinträchtigen“, so Fratila weiter. „Weniger postoperative Schmerzen, eine geringere Hämatombildung und wesentlich zufriedenere Patienten sind das Ergebnis.
Der Operateur spart durch den beschleunigten Wirkeintritt des Lokalanästhetikums zudem Zeit [4]. Neben der Cellulitebehandlung und Hautstraffung hat sich der Einsatz von Hyaluronidase auch bei der chirurgischen Behandlung von Blepharoplastiken bewährt [5]. Ebenso berichtet Fratila über positive Erfahrungen im Rahmen der Lasertherapie der axillären Hyperhidrose. „Der Zusatz von Hyaluronidase reduziert auch hier nachweislich die benötigte Menge der TLA, vergrößert den schmerzunempfindlichen Bereich und wirkt sich positiv auf das Operationsergebnis aus.“
Moderne Diffusionsmodelle bestätigen Potential
In der Ophthalmologie und in Bereichen der Dermatologie werden die gewebeauflockernden Eigenschaften des Arzneistoffs bereits seit langem genutzt, um die Gewebeverfügbarkeit anderer aktiver Substanzen zu erhöhen. Für die Wirksamkeit ist in der Regel eine bestimmte Bioverfügbarkeit der Wirksubstanz im entsprechenden Zielkompartiment von entscheidender Bedeutung. Um die Diffusionseigenschaften der extrazellulären Matrix zu verbessern, dient Hyaluronidase als Diffusionspromotor. Prof. Dr. med. Johannes Wohlrab, Halle-Wittenberg, forscht an modernen Diffusionsmodellen und untersucht hierbei den konzentrationsabhängigen Effekt von Hyaluronidase auf verschiedene Arzneistoffe. „In ersten zwei Diffusionsmodellen der Haut konnten wir zeigen, dass Hyaluronidase in der Ko-Applikation verschiedener Arzneistoffe weiteres Potential besitzt“, berichtete Prof. Dr. med. Johannes Wohlrab.
Tab.: Einsatzgebiete von Hylase® „Dessau“ in Kombination mit einem Lokalanästhetikum. |
– Entfernung von Lipomen, Atheromen, Hämangiomen und Abszessen |
– Platz-, Riss- und Quetschwunden |
– Eingriffe an Finger- und Zehennägeln |
– Kleinere proktologische Eingriffe |
– Blepharoplastiken |
– Cellulitebehandlungen und Liposuktionen |
– Axilläre Hyperhidrose |
– Rhinoplastiken |
Blick über den Tellerrand: Erfahrungen aus der Praxis
„Abseits der klassischen Anwendungsgebiete setzen ästhetisch-tätige Ärzte das Enzym auch als Antidot bei Komplikationen mit Hyaluronsäure-Fillern ein“, berichtete Dr. med. Said Hilton, Düsseldorf. In der Faltentherapie hat Hyaluronsäure andere Volumenfiller weitestgehend abgelöst. „Nicht zuletzt deswegen, weil mit Hyaluronidase sich Komplikationen nach der Injektion von Hyaluronsäure-Fillern effektiv managen lassen,“ so der Dermatologe weiter. „Das Enzym sollte daher stets verfügbar sein, so dass Überkorrekturen, Fehlinjektionen oder Knotenbildungen auch lange Zeit nach der Injektion von Hyaluronsäure wieder rückgängig gemacht werden können“, erklärte Hilton. „In unserer Praxis setzen wir im Bedarfsfall dann die gleiche Menge an Hyaluronidase wie die zuvor injizierte Fillermenge ein.“
Weitere Informationen:
Riemser Pharma GmbH
An der Wiek 7
D-17493 Greifswald – Insel Riems
www.riemser.com, www.hylase.de
Quelle: Pressebrunch der Riemser Pharma GmbH „Experten präsentieren: Ein Anästhesiecocktail mit Schuss“. Fortbildungswoche für Dermatologie und Venerologie, München den 23. Juli 2014.
Literatur
- Wohlrab J, Wohlrab D, Wohlrab L, Wohlrab C, Wohlrab A (2014) Use of hyaluronidase for pharmacokinetic increase in bioavailability of intracutaneously applied substances. Skin Pharmacol Physiol 27: 276-82.
- Wohlrab J, Finke R, Franke WG, Wohlrab A (2012) Clinical trial for safety evaluation of hyaluronidase as diffusion enhancing adjuvant for infiltration analgesia of skin with lidocaine. Dermatol Surg 8: 91-6.
- Wohlrab J, , Finke R, Franke WG, Wohlrab A (2012) Efficacy study of hyaluronidase as a diffusion promoter for lidocaine in infiltration analgesia of skin. Plast Reconstr Surg 2012; 129: 771e-2e.
- Fratila A (2014), Hyaluronidase zur Unterstützung der Lokalanästhesie auch bei Liposuktion und in der Cellulite-Behandlung von Vorteil. Kos Med 35: 26-9.
- 5. Fratila A (2013) Einsatz von Hyaluronidase bei Blepharoplastiken. Aesthet Dermatol 2013; 2: 2-6.