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Körperbild und sexuelle Zufriedenheit

BODY IMAGE AND SEXUAL SATISFACTION

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Summary

Nowadays, media floods us with pictures of extremely attractive women and men, of whom we know rationally that they do not correspond to the unvarnished reality at all, but on an unconscious level these photos set standards of eternal beauty. The aim of this work was to find out how men and women differ in their body image and whether there is a connection to sexual satisfaction. In our study the data from 99 women and 57 men could be evaluated. Women are more negative than men in terms of their attractiveness. There was a significantly positive relationship between sexual satisfaction (both for partnership and for one's own sexuality) and a positive body image. Still it remains unclear whether sexually satisfied people have a positive body image because they have a body that their partner loves, even if this does not correspond to the usual ideal ideas?

Zusammenfassung

Medien überfluten uns heute mit Bildern von extrem attraktiven Frauen und Männern, von denen wir zwar rational wissen, dass sie so gar nicht dem ungeschminkten Aussehen in der Realität entsprechen, auf einer unbewussten Ebene setzen diese Fotos aber Standards von ewiger Schönheit. Ziel dieser Arbeit war es herauszufinden, wie sich Männer und Frauen hinsichtlich ihres Körperbildes unterscheiden und ob es einen Zusammenhang zu sexueller Zufriedenheit gibt. In der von uns durchgeführten Studie konnten die Daten von 99 Frauen und 57 Männern ausgewertet werden. Frauen beurteilen sich hinsichtlich ihrer Attraktivität negativer als Männer. Es zeigte sich ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen sexueller Zufriedenheit (sowohl für die partnerschaftliche wie auch für die eigene Sexualität) und einem positiven Körperbild. Ungeklärt bleibt, ob sexuell zufriedene Menschen ein positives Körperbild haben, weil sie einen Körper besitzen, den ihr Partner liebt, auch wenn dieser nicht den üblichen Idealvorstellungen entspricht?


Massenmedien und ideale Körperformen

Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes leben in Deutschland 41% der Menschen in Single-Haushalten, in Großstädten sogar bis zu 54%. Keinen Partner mehr zu haben, scheint allmählich zur Norm zu werden. Über die Gründe zerbrechen die Forscher sich den Kopf; eine mögliche Ursache mag das heutzutage überhöhte Schönheitsideal sein: auf der einen Seite möchte man einen Partner, der einer von den Medien geprägten Idealvorstellung entspricht (die es in der Regel im Alltag so gar nicht gibt); auf der anderen Seite vergleicht man sich selbst mit diesem Schönheitsoptimum – und schneidet dann schlecht ab.

 

Heutzutage ist der Körper auch ein Produkt, man kann ihn bearbeiten und verbessern [1]. Bereits seit 1959 gibt es Barbie-Puppen, die schon im Kindesalter einen Standard für ein optimiertes Aussehen schaffen. Seit einigen Jahren gibt es perfektionierte, lebensecht wirkende „dolls“ aus Silikon (s. Abb. 1).  Für Erwachsene sind zu altbewährten Medien wie TV-Shows, Kinofilmen oder Zeitschriften-Werbung nun Plattformen wie „Instagram“, „Beauty-Blogger“, „Fitness-Blogger“ usw. hinzugekommen, die weiblichen und männlichen Schönheitsideale konstruieren. Der moderne Mensch wird mit Bildern von extrem attraktiven Frauen und Männern überflutet, von denen wir zwar rational wissen, dass sie gar nicht der Realität entsprechen, auf einer eher unbewussten Ebene setzen diese Fotos aber Standards von ewiger Schönheit, Schlankheit und Sportlichkeit, denen man nun lebenslang nachzueifern versucht [2]. Ausgeprägter als bei Männern, haben Frauen mit strikten Schönheitsleitlinien zu kämpfen. Ein Beispiel dafür ist der „double standard of aging“, d.h. das Altern von Männern und Frauen wird mit zweierlei Maß gemessen; so gelten graue Haare bei Männern als attraktiv und bei Frauen als unattraktiv [3].

 

Durch die Massenmedien trifft man heutzutage überall auf Abbildungen optimierter Körperformen, deren Vorgaben aber so streng sind, dass der normale Mensch ihnen nur – wenn überhaupt – nur mit riesigem Aufwand entsprechen kann. Durch den überhöhten Anspruch an den eigenen Körper und das wahre Erscheinungsbild entsteht eine mentale Diskrepanz. Wenn solche übersteigerten Körperideale dann nicht erreicht werden, kann sich ein negatives Körperbild entwickeln [4], das sich möglicherweise auch im Bereich sexueller Aktivitäten niederschlägt: Gerade Frauen (aber auch Männer), die diesem Standard nicht entsprechen, haben dann oft schon Probleme sich vor dem Partner nackt zu zeigen. Wer seinen eigenen Körper nicht mag, glaubt, auch vom Partner negativ beurteilt zu werden. Bei sexuellen Handlungen solche pessimistischen Gedanken zu haben, stört Erregung und Orgasmusfähigkeit nicht nur bei der partnerschaftlichen Vereinigung, sondern unter Umständen auch bei der Masturbation.

 

Das Ziel unserer Forschungsarbeit war es daher herauszufinden, wie sich Männer und Frauen hinsichtlich ihres Körperbildes unterscheiden und ob es einen Zusammenhang zwischen dem Körperbild und sexueller Zufriedenheit gibt.

 

Körperbild

Daszkowski schrieb 2003: „Körperbild“ ist „… ein Teil der Identität eines Menschen und umfasst sein gesamtes Verhältnis zum Körper, das heißt, das mentale Bild welches ein Mensch sich von seiner physischen Erscheinung macht, inklusive aller positiven und negativen Aspekte“ [4]. Das Körperbild setzt sich zusammen aus einer (a) perzeptiven, (b) kognitiven, (c) affektiven und (d) verhaltensbezogenen Ebene [5].

Abb. 1: Perfektionierte Silikonpuppe, die schon in der Kindheit einen
Standard schafft, wie man auszusehen hat, um später eine begehrenswerte
Frau zu sein (12“ Seamless action figure with realistic full
silicone body von Jiaou; Foto: E. Kasten).

Die perzeptive Ebene vermittelt Sinnesinformationen z.B. des taktilen und räumlichen Abbildes des eigenen Körpers. Bereits auf diesem einfachen Niveau kann sich schon eine Differenz zwischen der eigenen Körperwahrnehmung und dem tatsächlichen Aussehen finden [26]. Das affektive Körperbild befasst sich mit den Gefühlen, die wir mit dem Erscheinungsbild unseres Körpers verbinden. Die kognitive Ebene beschreibt die Gedanken, Überzeugungen, Vorstellungen, Bewertungen und Einstellungen gegenüber dem eigenen Körper. Durch diese drei Komponenten kann es zu einer positiven oder negativen Beurteilung des eigenen Körpers kommen [5], die verhaltensbezogenen Auswirkungen hat. Vocks und Co-Autoren [6] unterscheiden diesbezüglich z.B. zwischen Vermeidungs- und Kontrollverhalten.

 

Die Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen kann aber durchaus unabhängig von Gewicht, Körperform oder Unvollkommenheiten sein. Zum Beispiel können Personen, die bewusst auf ihre Körperbedürfnisse achten und positive Verhaltensweisen wie zum Beispiel gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung anwenden, durchaus zufrieden mit ihrem Körper sein, auch wenn nach außen hin Abweichungen vom typischen Schönheitsideal zu sein scheinen [7]. Der deutsche Aphoristiker Lothar Hüther sagte hierzu treffend: „Das Unperfekte macht die perfekte Schönheit.“ Ebenso gibt es Menschen, für die Schönheit keine übersteigerte Wichtigkeit hat und die zufrieden mit ihrem Körper ist, einfach weil er gut funktioniert.

 

Ein positives Körperbild geht mit Respekt und Akzeptanz gegenüber dem eigenen Körper einher und beinhaltet darüber hinaus in der Regel auch ein gutes Selbstwertgefühl. Insbesondere durch das Ablehnen von unrealistischen Körperidealen, wie sie oft in den Medien dargestellt werden, kann man sowohl das Körpergefühl wie auch das eigene Selbstbewusstsein schützen [8]. Ein positives Körperbild zu haben, spielt nicht nur für die physische, psychische und emotionale Gesundheit eine Rolle, sondern nimmt auch Einfluss auf zahlreiche Lebensbereiche wie z.B. die Sexualität. Ein negatives Körperbild betrifft vice versa nicht nur problembelastete, z.B. übergewichtige Menschen, sondern Unzufriedenheit mit dem Körper kann auch bei einem „normalen“ Körper entstehen.

 

Geschlechtsunterschiede

Bei Menschen, die frei von körperlichen oder psychischen Störungen sind, wurde das Geschlecht als der stärkste determinierende Faktor für die Ausprägung des Körperbildes identifiziert. Schon in ersten wissenschaftlichen Arbeiten zeigte sich, dass Frauen ein negativeres Körperbild als Männer haben. Unabhängig von der tatsächlichen Digitalanzeige der Waage, empfinden sich Frauen oft als übergewichtig und wollen abnehmen. Männer, die mit ihrem Körper unzufrieden sind, schätzen sich meist als zu wenig muskulös ein und wollen kräftiger werden [9]. Auch neuere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen. So zeigte auch die Publikation von Iqbal et al. [10], dass Männer ein deutlich positiveres Körperbild als Frauen haben; insbesondere bei Frauen korrelierte ein negatives Körperbild mit einem zu hohen Body-Mass-Index (BMI) [11]. Das Körpergewicht einer Frau bleibt also zentral für ihr Selbstbild und Frauen erfahren dadurch auch mehr Körperbildstörungen als Männer, sie beschäftigen sich auch mehr mit ihrem Körper [12, 13]. Es lässt sich allerdings nicht übersehen, dass die Körperunzufriedenheit von Männern in den letzten Jahren zugenommen hat; Männer wollen, wie bereits erwähnt, vordringlich an Muskelmasse zunehmen, kräftiger werden und beschäftigen sich typischerweise mehr mit der Körperform als mit dem Körpergewicht [14,15].

 

Theorie der Selbst-Objektivierung

Vor allem in den Medien werden Frauen oft als Ansammlung isolierter Körperteile präsentiert, wie zum Beispiel Beine, Brüste, Vulva oder Gesäß; man spricht hier von Objektivierung bzw. auch sexueller Objektivierung. Derartige Bilder oder Video-Clips fördern unrealistische Bilder, tragen aber im Rahmen soziokultureller Normen mit zur Definition bei, was „Schönheit“ ist. Frauen werden hier nur noch nach ihrem Aussehen (und nicht nach Charakter, Fleiß oder Intelligenz) bewertet. Das Problem dabei ist: Im Lauf ihrer Sozialisierung beginnen Frauen diese Perspektive zu verinnerlichen und sich selbst zu objektivieren, indem sie sich stetig mehr über den Begriff eigener Schönheit bewerten, sie versuchen ihr Äußeres zu optimieren und glauben nur etwas wert zu sein, wenn sie sich über gutes Aussehen definieren. Laut der Theorie der Selbst-Objektivierung „führt eine gegenwärtige Vergegenständlichung beziehungsweise Objektivierung von Frauen in der Gesellschaft dazu, dass diese eine Außenperspektive ihrer Person internalisieren und sich dadurch als Objekt wahrnehmen, welches von anderen bewertet wird“ [16]. Die Selbstobjektivierung führt zu einer Selbstunsicherheit und zu einer ständigen Überwachung des äußeren Erscheinungsbildes des Körpers; zudem sehen – wie gesagt – Frauen ihren Körper kritischer als Männer. Die Verinnerlichung der Perspektive kann zu Problemen führen, wie z.B. einem negativen Körperbild oder, insbesondere während der Pubertät, nach Schwangerschaften oder im Alter, auch zu Gefühlen wie Scham und Angst wegen des Aussehens des eigenen Körpers.

 

Sexuelle Zufriedenheit und Körperfeld

Die meisten Studien zur Erfassung der sexuellen Zufriedenheit beziehen sich auf Sexualität zu zweit. Dementsprechend sind bisher vor allem Menschen, die in festen Partnerschaften leben, über ihre sexuelle Zufriedenheit befragt worden [17]. Doch sexuelle Zufriedenheit gibt es z.B. durch Masturbation auch bei Menschen, die sich nicht in einer Partnerschaft befinden. Neuere Studien arbeiten daher mit präziseren Konzepten wie „sexual distress“, d.h. Schwierigkeiten, die in sexuellen Beziehungen wie auch in der eigenen Sexualität erfahren werden und „sexual well-being“, d.h. Zufriedenheit mit den emotionalen Aspekten der sexuellen Beziehung, wie auch mit den eigenen sexuellen Funktion und die subjektive Bedeutung von Sexualität. Beide Konzepte beziehen partnerschaftliche Sexualität mit ein, der Vorteil ist aber, dass das Erleben der eigenen Sexualität hier nun auch berücksichtigt wird. Insbesondere Selbstbefriedigung ist vor allem für junge Menschen heute eine gleichwertige Sexualform, die infolge der im Internet jederzeit frei zugänglichen Pornographie bei beiden Geschlechtern drastisch zugenommen hat. 80% der unter-30-jährigen Befragten bejahten die Aussage: „Masturbation ist eine eigenständige Form der Sexualität, die auch in festen Partnerschaften unabhängig davon, wie häufig die Partner miteinander schlafen, praktiziert werden kann“ [18].

 

Eine Vielzahl von Studien zeigt, dass das Körperbild ein wichtiger Faktor in Bezug auf sexuelle Zufriedenheit ist. So hat gemäß einer Studie von Træen et al. [11] ein negatives Körperbild eine geringe sexuelle Zufriedenheit bei beiden Geschlechtern zur Folge. Scham und Unsicherheit über das Aussehen des eigenen Körpers während der sexuellen Aktivität korrelierten in der Arbeit von Claudat & Warren [19] negativ mit der sexuellen Zufriedenheit. In der Untersuchung von Pujols, Meston und Seal [20] zeigte sich dementsprechend, dass eine geringe Häufigkeit von störenden Gedanken über die eigene Attraktivität das Wohlbefinden bei sexuellen Handlungen vorhersagen kann. Das heißt, je mehr Wertschätzung Frauen für ihren eigenen Körper haben, desto höher ist die Anzahl erfüllter sexueller Aktivitäten. Eine Studie von Babayan, Saeed und Aminpour [21] kam zu dem Ergebnis, dass sexuelle Zufriedenheit durch ein positives Körperbild beeinflusst wird, ebenso durch häufigen Sport und eine angemessene Anzahl von sexuellen Interaktionen. Wer ein positives Körperbild hat, genießt ein höheres Maß an Selbstachtung, achtet mehr auf seine eigenen Bedürfnisse und legt mehr Wert auf die Verbesserung seines körperlichen Wohlbefindens. Insbesondere junge Menschen mit einem positiven Körperbild haben früher und häufiger sexuelle Erfahrungen, engagieren sich in einem breiteren Spektrum erotischer Aktivitäten, fühlen sich sexuell begehrenswerter, berichten über weniger Orgasmus-Schwierigkeiten und haben mehr Freude an der geschlechtlichen Vereinigung als Personen mit einem negativen Körperbild. Letztere berichten von mehr sexuellen Ängsten und Problemen, sowie von einer geringeren sexuellen Wertschätzung als Personen mit einem positiven Körperbild [22].

 

Nach Ansicht von Basson [23] bekommen Personen während der sexuellen Erregung drei Arten von Rückmeldung: genital, emotional und kognitiv. Sexuell gesunde Männer erhalten durch Anschwellung des Penis genaues Feedback über ihre Lust, was zur weiteren Verstärkung der sexuellen Erregung führt. Bei Frauen fehlt in der Regel ein vergleichbar exaktes Bewusstsein für Lubrikation und genitale Anschwellung als körperliches Maß der sexuellen Erregung. Insbesondere wenn zusätzlich negative Emotionen wie Schuld, Verlegenheit, Scham oder Selbstunsicherheit während der Erregungsphase hinzukommen, fällt das Feedback negativ aus. Die genannten negativen Emotionen sind oft mit einem negativen Körperbild verbunden. Basson behauptet, dass das Körperbild diese Rückkopplungsschleifen zwischen autonomen Nervenreaktionen, Affekt, Kognition und kognitiver Bewertung der erotischen Situation beeinflusst, was dann wiederum Auswirkungen auf die sexuelle Erregungsfähigkeit und die anschließende Orgasmusfähigkeit hat [15,23].

Abb. 2: Unterschied in der Skala „Ablehnende Körperbewertung“
zwischen Frauen und Männern.

 

Daten unserer Studie

In der von uns durchgeführten Studie konnten die Daten von 99 Frauen und 57 Männern ausgewertet werden. Das Alter der Teilnehmer reichte von 18 bis 60 Jahren, das mittlere Alter der weiblichen Teilnehmer lag bei M = 29.50 und die männlichen Teilnehmer waren im Durchschnitt M = 28.96 Jahre alt. Der errechnete BMI der gesamten Stichprobe wies einen Mittelwert von 22.78 kg/ m2 auf. Das Minimum lag bei 15.55 kg/m2 und das Maximum bei 36.42 kg/m m2. 102 Teilnehmer befanden sich in einer festen Partnerschaft (65,4%), 54 Teilnehmer gaben an, nicht in einer Partnerschaft zu sein (34,6%). Zur Prüfung der Hypothesen wurden mehrere Fragebögen benutzt. Der „Fragebogen zum Körperbild“ (FKB-20) von Clement und Löwe [24] dient zur Diagnostizierung von Körperbildstörungen, aber auch zur Erfassung subjektiver Aspekte des Körpererlebens (Attraktivität, Sportlichkeit, Gesundheit, Unbeholfenheit, hypochondrische Ängstlichkeit, Eitelkeit, Vitalität und erotische Körperbesetzung). Für die Erhebung der sexuellen Zufriedenheit wurde eine deutsche Version der „New Sexual Satisfaction Scale – Short Form“ (NSSS) von Štulhofer, Buško und Brouillard ausgewählt [25, 26]. Der NSSS fokussiert auf zwei Subskalen: (A) Ego-fokussierte Subskala (sexuelle Zufriedenheit durch persönliche Erfahrungen und Empfindungen) und (B) partner- und sexuell aktivitäts-fokussierte Subskala (sexuelle Zufriedenheit, die sich aus der Wahrnehmung der sexuellen Verhaltensweisen und Reaktionen des Partners und der Vielfalt und Häufigkeit sexueller Aktivitäten ergibt).

 

Unsere erste Hypothese nahm an, dass Frauen ein negativeres Körperbild haben als Männer. Der Mann-Whitney-U-Test ergab einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen (Z = – 2.82, p = .00025). Frauen hatten auch in unseren Daten entsprechend der oben zitierten Literatur insgesamt ein negativeres Körperbild als Männer. Sie beurteilen sich hinsichtlich ihrer äußeren Attraktivität, ihrem Wohlbefinden und dem Gefühl der Stimmigkeit in ihrem Körper negativer.

 

Außerdem wurde von uns die Annahme analysiert, ob ein Zusammenhang zwischen Neurotizismus, d.h. emotionale Labilität, und Körperbild vorliegt. Die Rangkorrelation nach Spearman zeigte einen vergleichsweise kleinen, dennoch aber signifikant negativen Zusammenhang (rs = – .224, p <.005) zwischen Neurotizismus und einem positiven Körperbild, d.h. emotional labile Menschen neigen eher dazu sich selbst überkritisch zu bewerten und ein negatives Bild des eigenen Körpers aufzubauen im Vergleich zu emotional Stabilen. Neurotizismus trägt somit zur Vorhersage von Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper bei [27]. Es werden von emotional stabilen Menschen wahrscheinlich bessere Bewältigungsstrategien angewandt (wie zum Beispiel das Ablehnen von unrealistischen Körperidealen aus den Medien), um ihren Selbstwert zu regulieren, als von Personen mit einem hohen Neurotizismus-Wert.

 

Ebenso zeigte sich ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen sexueller Zufriedenheit sowohl für die partnerschaftliche wie auch für die eigene Sexualität und einem positiven Körperbild. Die Rangkorrelation nach Spearman zeigte bei einseitiger Testung zwischen der Ego-fokussierten Subskala A und einem positiven Körperbild einen signifikant positiven Zusammenhang (rs = .359, p < .000). Es besteht eine mittlere Effektstärke nach Cohen. D.h. es lässt sich festhalten, dass Personen, die sexuell zufrieden sind, auch ein positives Körperbild haben.

 

Ungeklärt bleiben, wie nach jeder wissenschaftlichen Studie, etliche Fragen. Insbesondere ob körperlich attraktive Menschen sexuell zufriedener sind, da sie leichter einen passenden, liebevollen Partner finden, der sie anhimmelt? Oder vielleicht strahlt ein Mensch, der (unabhängig von seiner wirklichen Attraktivität) zufrieden mit sich, seinem Körper und seinem Aussehen ist, einfach mehr Optimismus und innere Stabilität aus und hat deswegen den besseren Sex?

 

Möglicherweise haben sexuell zufriedene Menschen auch deswegen ein positives Körperbild, weil sie einen Partner besitzen, der ihren Körper liebt – selbst dann, wenn dieser Körper fernab jeder Perfektion ist? Gutes Aussehen ist wichtig und hat viele Vorteile im Leben, aber Sex sollte auf Liebe beruhen und nicht nur auf körperlicher Attraktivität.

Korrespondenz-Adresse

Marlene Schneider
MSH University of Applied Sciences and Medical University
Am Kaiserkai 1
DE- 20457 Hamburg
mschneider@t-online.de
Prof. Dr. Erich Kasten
MSH University of Applied Sciences and Medical University
Am Kaiserkai 1
DE- 20457 Hamburg
EriKasten@aol.com

Conflict of Interests

Kein Interessenkonflikt angegeben

Literatur

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