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Kontroversen in der ästhetischen Medizin Die Rahmenbedingungen 4: Die Ästhetische Praxis – von der Einzelbehandlung zum Wohlfühlerlebnis

Controversies in aesthetic medicine The frame conditions 4: The aesthetic practice – from single treatment to a joyful experience

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Schlüsselworte

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Summary

An important requirement for the development of Aesthetic Medicine is the optimal adaptation of the increased framework in medical practice. This requirement will guarantee improved conditions for all participants of the aesthetic process (patients, doctors and medical staff). In this part of the controversies we present how the aesthetic practice should be constructed so that it can meet the challenges of Compositional Aesthetics. To achieve this goal, we first want to define the „new aesthetic practice“ accurate and describe any associated activities and structures.

Zusammenfassung

Eine wichtige Voraussetzung für die Weiterentwicklung der ästhetischen Medizin ist die optimale Anpassung der Rahmenbedingungen in der Praxis. Nur so können verbesserte Bedingungen für alle am ästhetischen Prozess Beteiligten (Patienten, Ärzte und Praxisteam) gewährleistet werden. In diesem Teil der Kontroversen soll gezeigt werden, wie die ästhetische Praxis aufgebaut sein soll, damit sie den Herausforderungen der Kompositorischen Ästhetik genügen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, möchten wir zunächst die „Neue Ästhetische Praxis“ genauer definieren und alle dazugehörenden Tätigkeiten und Strukturen beschreiben.


Die Ziele der Ästhetischen Praxis

Ziele sind dazu da, einen Orientierungsrahmen aufzuzeigen. Die Messbarkeit von Zielen ist wichtig, damit die Erreichung oder auch nur Teilerreichung festgestellt werden kann. Der Vergleich des Erreichten mit dem angestrebten Ziel ermöglicht uns, die nächsten Schritte der Weiterentwicklung ableiten zu können.

 

Nur mit einer eindeutigen, positiven und spezifischen Zieldefinition können alle Beteiligten die gleiche Vorstellung von dem haben, was erreicht werden soll. Allem berechtigten Ehrgeiz zum Trotz sollten Projektziele auch realistisch und erreichbar sein. Denn negative Bewertungen der Ist-Situation münden meist in anhaltenden Frusterlebnissen und können dazu führen, dass Ziele gar nicht mehr angestrebt werden. Wie sollte eine Ästhetische Praxis aufgebaut sein, damit die Kompositorische .Ästhetik dort erfolgreich durchgeführt werden kann?

 

Beschreiben wir zunächst die Erwartungen unserer Patienten:

Die Situation für den Patienten sollte so gestaltet werden, dass er gern in die Praxis kommt und diese mit einem Gefühl des Wohlbefindens wieder verlässt. Im ersten Artikel dieser Serie (Gesellschaft und Identität des ästhetisch arbeitenden Mediziners, KM 1.14) haben wir bereits die Präambel der WHO mit der Definition von Gesundheit zitiert: „Well Beeing“ bedeutet keinesfalls nur die Abwesenheit von Krankheit. In Medizinerkreisen wird oft der Slogan „NO PAIN – NO GAIN“ verwendet. „Wer schön sein will muss also leiden“? Wir sind der Meinung, dass bereits der ästhetische Behandlungsprozess selbst Wohlbefinden auslösen soll. Um den Anforderungen an die moderne Ästhetik gerecht werden zu können, sollte bereits hier ein Umdenken erfolgen. Der neue Slogan der Kompositorischen Ästhetik sollte deshalb lauten „NO PAIN – MORE GAIN“!

 

Die Definition des ersten Zielkriteriums lautet folglich: Je nebenwirkungsärmer und schmerzärmer die Behandlungen durchgeführt werden können, desto wohler fühlt sich der Patient in der Behandlungssituation. Deshalb ist eine der ersten Herausforderungen an die zukünftige ästhetische Praxis, alle Mittel einzusetzen, um dem Patienten die Behandlung(en) so angenehm wie möglich zu machen.

 

Dazu ein Beispiel aus unserer ästhetischen Praxis: Ein Mitglied unseres Netzwerks testete den LDM™-Ultraschall zur Schmerzreduktion bei Fillern und Mesotherapie Quaddeln. Nach Aussage der behandelten Patienten war die Schmerzempfindung durch zusätzlichen LDM™-Ultraschall deutlich reduziert (auf einer Skala von 1–10 ohne LDM bei 7–8, mit LDM bei 2).

 

Für die Patienten ist also eine LDM-Vorbehandlung zur besseren Akzeptanz der Therapie spürbar und sinnvoll. Aufgrund des Zeitfaktors wird der schmerzlindernde Ultraschall von dem Mitglied nicht weiter eingesetzt. Denn die Vorbehandlung – ausgeführt von einer geschulten Medizinischen Fachangestellten (MFA) – dauert ca. 20 Minuten und stört dadurch den Praxisablauf.

 

Betrachten wir uns diese Problematik der ästhetischen Praxis genauer: Natürlich sind derartige Zusatzleistungen trotz des zeitlichen Mehraufwands manchmal nicht zusätzlich abrechenbar. Deshalb liegt es uns fern, die Entscheidung des Behandlers gegen den Einsatz zu bewerten. Für die von der Kompositorischen Ästhetik angestrebte langfristige Patientenbindung ist sie jedoch durchaus kontraproduktiv. Für die langfristige Patientenbindung gilt in erster Linie ein Kriterium: Der Patient wird nämlich bevorzugt dort bleiben, wo die Behandlungsergebnisse stimmen und er sich gut behandelt fühlt. Er wei. durch das Verhalten des Praxisteams, dass die Praxis alles dafür tun wird, um die Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten.

 

Für den Patienten zählt nicht nur die einzelne Behandlung – es geht um ein Erlebnis, das ihm die .sthetische Praxis bietet. Dieser positive Eindruck beginnt bereits beim Ambiente und der Begrüßung in der Praxis und setzt sich fort in der Dokumentation, der Vorbehandlung mit Cosmeceuticals bis zum Highlight, der Begegnung mit dem Arzt und dessen Behandlung.

 

Weitere Maßnahmen zur Reduktion der Nebenwirkungen, evtl. mit Cosmeceuticals oder Ultraschall runden dann das Erlebnis ab. Die Praxis agiert dabei als einheitlicher Organismus, der dem Patienten die Behandlung zum Erlebnis werden lässt. Angelsächsische Länder sind seit Jahren bestrebt, die oben definierte Zielvorstellung mit der Konzeption des Medical Spa umzusetzen. Wir möchten dennoch auf einen wichtigen Unterschied hinweisen:

 

Auch wenn das Ziel des Wohlgefühls für den Patienten bei beiden Konzeptionen gleich ist, unterscheiden sich die Methoden. Bei der Kompositorischen Ästhetik soll das Wohlgefühl durch unsere Aktivitäten und unser ernsthaftes Bemühen ausgelöst werden. Wir wollen vermitteln, dass unser professionelles Engagement allein dem Wohlbefinden des Patienten gilt und alle Behandlungen individuell auf ihn zugeschnitten sind. Beim Medical Spa hingegen wird das Wohlgefühl nur durch die Anwendungen selbst erreicht: Neben Massage, Sauna, Packungen und anderen Anwendungsformen kann sich der Patient auch noch medizinisch behandeln lassen.

 

In einigen Praxen werden heute bereits einige Kriterien unserer Vision umgesetzt. In anderen Praxen fehlen die passenden Rahmenbedingungen: In einer viel frequentierten dermatologischen Kassenpraxis mit hohem Patientendurchlauf müssen andere Ausgangsbedingungen berücksichtigt werden als in einer ausschließlich auf ästhetische Medizin orientierten Privatpraxis oder einer Klinik für ästhetisch-operative Medizin. Wir wollen anregen, dass auch innerhalb der Kassenpraxis eine eigenst.ndige Einheit für die Ästhetik umsetzbar ist, die als „Praxis in der Praxis“ organisiert wird. Eine langfristige Patientenbindung kann nur dort erreicht werden, wo diese aufgebaut wird. Zur Verdeutlichung wollen wir die zukünftige ästhetische Praxis aus verschiedenen Perspektiven beschreiben: Aus Sicht des Patienten, des Arztes und seines unterstützenden Teams.

Die ästhetische Praxis aus Perspektive des Patienten

Der folgende Abschnitt soll zeigen, wie eine Behandlung aus Sicht einer Patientin im Idealfall aussehen kann. Versetzen wir uns in die Lage einer Patientin, die einen Tag vor der geplanten Behandlung von der Praxismanagerin angerufen wird. Dieser Anruf soll sicherstellen, dass die Patientin pünktlich zum Termin erscheint. Dabei kann die Situation gleichzeitig für eine positive Zukunfts-Vorstellung (Future Pacing [1]) des Patienten genutzt werden. Mit den abschlie.enden Worten „Ich freue mich darauf, dass unser medizinisches Team Ihnen Morgen dazu verhelfen wird, der Vorstellung Ihres zukünftigen Aussehens einen weiteren Schritt näher zu kommen.“ wird ganz natürlich eine gewisse Erwartung geweckt, die mit positiven Gefühlen besetzt wurde. Die Begründung für diesen Anruf kann vielfältiger Natur sein:

 

Bitten Sie die Patientin, eine viertel Stunde früher oder später zu kommen oder aus Dokumentationsgründen dieselbe Unterwäsche zu tragen wie bei der letzten Behandlung. Aus Sicht der Patientin gibt es in der medizinisch-ästhetischen Praxis der Zukunft keine Wartezeiten: Alle Stationen während ihres Aufenthaltes in der Praxis sind so gut organisiert, dass die Termine der Patientin miteinander vernetzt sind. Sie werden freundlich mit Ihrem Namen begrüßt, ja sogar erwartet und direkt von der Medizinische Fachangestellten (MFA) von einer Station zur nächsten geführt. Im Büro der Praxismanagerin ordnet diese die geplante Behandlung im Zusammenhang mit dem bisherigen Behandlungsablauf nochmals in den aktuellen Behandlungsplan des Arztes ein: „Bei unserem letzten Treffen wurden Ihr Doppelkinn und die Hängebäckchen mit Injektions-Lipolyse behandelt. Gleichzeitig haben wir Ihre Stirn und Augenregion von den mimischen Falten befreit. Haben Sie die Schwellung und den leichten Schmerz, den die Lipolyse verursacht, gut überstanden?“ Die Patientin berichtet, dass die Schwellung schneller zurück gegangen ist als erwartet. Und dass die Schmerzen im Vergleich zur ersten Lipolysebehandlung viel besser zu ertragen waren. Darauf könnte die Praxismanagerin erwidern: „Ich möchte Herrn Dr. X nicht vorgreifen, aber aufgrund Ihrer positiven Erfahrung könnten wir eventuell heute schon zum nächsten Behandlungsschritt übergehen, nämlich der Auffüllung der Gesichtspartien im Wangenbereich. Entscheidend für die Einschätzung des Arztes sind aber die Dokumentationsbilder. In jedem Fall möchte ich Sie schon vorab darüber informieren, wie wir das Volumen auffüllen wollen.“ Bereits zu Beginn des Gespräches über die Volumenaugmentation mit einem tiefen Filler wird der Patientin das von ihr gewünschte Getränk gebracht.

 

Nach der Erstinformation über die Fillerbehandlung wird der Patientin das Aufklärungsformular ausgehändigt mit der Bitte, es während der medizinischen Vorbehandlung aufmerksam durchzulesen. Zusätzlich zur Fillerbehandlung ist eine MesoLift Behandlung vorgesehen, über die die Patientin bereits beim letzten Nachbehandlungstermin der vorangegangenen Therapie aufgeklärt wurde.

 

Zusammen mit der Medizinische Fachangestellten (MFA) erreicht die Patientin die nächste Station: Für die abschließende Dokumentation der letzten Gesichtsbehandlung werden nun Messungen mit einem diagnostischen Ultraschall für die Haut sowie die Fotodokumentation durchgeführt. Die Fotos und Ultraschallbilder werden von der für die Dokumentation zuständigen Assistentin sofort digital in der Patientenakte archiviert, damit sie dem behandelnden Arzt jederzeit bei Bedarf zur Verfügung stehen.

 

Nach der Dokumentation tritt die Kosmetikerin in Aktion. Zunächst soll sie die Patientin vor der Behandlung abschminken, damit die Behandlung gut durchgeführt werden kann und dann durch ein leichtes Fruchtsäurepeeling die Haut für die Mesotherapie Behandlung empfänglicher machen.

Im nächsten Schritt steht die Schmerzreduktion im Mittelpunkt:

An den Stellen, wo Volumen aufgefüllt werden soll, wird ein topisches Anästhetikum aufgetragen. So kann der Arzt in einigen Gesichtsbereichen größere Quaddeln setzen. Durch die Vorbehandlung mit dual frequentem Ultraschall kann die Volumengebung in tieferen Schichten schmerzfreier durchgeführt werden. Während der 20minütigen Behandlung hat die Patientin Gelegenheit, sich das Aufklärungsformular zur Fillerbehandlung durchzulesen.

 

Da im Behandlungsraum bereits alles für die nächsten Behandlungen vorbereitet ist, kann der Arzt mit der Analyse der Hängebäckchen-Behandlung beginnen. Gemeinsam mit der Patientin betrachtet er die Vorher-Nachher Fotodokumente. Die Lipolyse hat der Patientin im unteren Gesichtsbereich eine klare Kontur zurückgegeben. Lediglich an zwei sehr kleinen Punkten ist noch ein Rest zurückgeblieben, der die klare Konturlinie durchbricht. Zwei Injektionen genügen, um diese ein drittes Mal zu behandeln.

 

Bei der anschließenden Augmentation wird durch Injektion einer stark vernetzten Hyaluronsäure in die entsprechende Wangenpartie verloren gegangenes Volumen gezielt ausgeglichen und damit das ästhetisch harmonischere Aussehen wieder hergestellt.

 

Die Kombination aus lokalem Anästhetikum in Verbindung mit der Ultraschallvorbehandlung gewährleistet einen nahezu schmerzfreien Eingriff. Die Patientin wird bereits zur Mesotherapie Behandlung erwartet, die bei optimaler Organisation und Vorbereitung nur wenig Zeit des Mediziners in Anspruch nimmt. Zum Abschluss der Behandlung erläutert der Arzt nochmals, was bei der nächsten Behandlung durchgeführt werden soll, nämlich die Behandlung der Lippen- und Augenregion.

 

Eine Medizinische Fachangestellte (MFA) bedeckt die Patientin mit einer Kühlmaske, um evtl. aufkommenden Schwellungen entgegen zu wirken. Zur Stärkung der Immunbalance und Vermeidung und Reduzierung von Hämatomen und Schwellungen bekommt die Patientin ein Bromelainpräparat, das sie bei Bedarf einnehmen kann. Die Kosmetikerin behandelt mit einer Vitamin C Lösung eines Cosmeceuticals nach, schminkt die Patientin und informiert über geeignete Präparate zur Nachbehandlung von eventuell auftretenden Nebenwirkungen der Mesotherapie, die entweder in der Praxis oder einer Apotheke erhältlich sind.

 

Das abschließende Gespräch im Büro der Praxismanagerin dient dazu, alle bisher durchgeführten Behandlungen zusammen zu fassen und die nötigen Tipps und Hinweise für das richtige Verhalten der Patientin nach dem Eingriff zu erläutern. Dabei wird die Patientin insbesondere auf die Gefahren der Sonnenexposition (Dauer, Sonnenschutz) hingewiesen. Sowohl der individuell optimale Sonnenschutz als auch Vitamin-C-Präparate können vor Ort erworben werden. Im Hinblick auf die nächste Sitzung sollte ein Termin in den darauffolgenden 14 Tagen vereinbart werden. Am Empfang wird der Patientin nach Aushändigung der erworbenen Präparate die Rechnung ausgestellt, die direkt durch Kreditkartenzahlung beglichen werden kann.

Die ästhetische Praxis aus Sicht des Praxisteams

Unabhängig von der „Größe“ der ästhetischen Praxis und der Patientenzahl bleibt das Grundgerüst der Arbeitsabläufe stets gleich: Eine perfekte Organisation ist grundlegende Voraussetzung für den reibungslosen Ablauf. Durch eine exakte Vorbereitung gestalten Sie Ihre Arbeitsabläufe optimal! Die verschiedenen Aufgaben können durchaus komplett von einer Assistentin allein übernommen werden oder aber nach Bereichen getrennt in den Zuständigkeitsbereich verschiedener Mitarbeiter fallen.

 

Organisation der verschiedenen Arbeitsabläufe

Empfang, Telefon- und Emailkommunikation Der Empfangsbereich ist die „Visitenkarte“ der Praxis, an der Patienten und Patientinnen freundlich willkommen geheißen werden. Bereits beim Betreten der Praxis sollen sie einen ersten positiven Eindruck gewinnen – alleine schon durch das optisch ansprechende Erscheinungsbild. Ein gut organisierter Empfang entlastet den ganzen Praxisablauf. Mindestens genauso wichtig wie der erste Blickkontakt ist der Prozess des Telefonierens. Aus diesem Grund ist der professionelle Telefonkontakt als unsichtbare Visitenkarte ein weiterer wichtiger Prozess innerhalb des Praxisalltags. Die richtige Präsenz im Internet und andere Marketinginstrumente sorgen außerdem für die entsprechende Resonanz. Diese Aufgabe übernimmt die Praxismanagerin in enger Abstimmung mit dem Praxisinhaber. In vielen Ländern verfügen erfolgreich arbeitende Praxen bereits über speziell geschulte Mitarbeiter, die mit dem erforderlichen Wissen den Praxisinhaber von administrativen und organisatorischen Aufgaben entlasten. Zu diesem Know-how gehören neben dem Praxisempfang auch die Bereiche Terminmanagement, Personaleinsatz, Behandlungskoordination, Patientenberatung, Kommunikation, Leistungsdokumentation, Abrechnung oder Buchhaltung. Mit der Einführung der Kompositorischen Ästhetik wird der Bedarf an Praxismanagern auch in Deutschland steigen.

 

Die persönliche Patientenbegleitung

Von der Begrüßung bis zur Verabschiedung begleitet eine Assistentin durch die einzelnen Stationen der ästhetischen Behandlung. Stets mit Blick auf das Wohlbefinden des Patienten, das auch die Versorgung mit Getränken einschließt.

 

Die Vorbesprechung

Um das Gespräch mit dem behandelnden Arzt systematisch vorzubereiten, sollten folgende Aufgaben bearbeitet werden:

Die Erhebung von allgemeinen Daten bei neuen Patienten (Anamnese). Fragen des Patienten zu speziellen Therapieformen können mit ersten Informationen bereits im Vorgespräch beantwortet werden. Natürlich können Anamnese und die Information zur Therapie auch erfolgen, nachdem der Patient mit dem Arzt im Hinblick auf die Wünsche und Vorstellungen des Patienten ein Behandlungskonzept erarbeitet hat. Die Risikoaufklärung muss jedoch zwingend durch den behandelnden Arzt erfolgen. Anders ist die Situation bei bereits behandelten Patienten, die die Praxis zu einer weiteren Sitzung im Rahmen einer Behandlungsserie aufsuchen. Hier kann der Patient bereits die anderen Stationen durchlaufen.

 

Die Dokumentation

Hier werden alle für die Ergebnisbewertung notwendigen Daten erhoben wie z.B. Umfangmessungen, Fotodokumentation sowie Gewichts- oder Größenmessung bzw. Ultraschallmessungen. Diese Daten werden so archiviert, dass sie dem behandelnden Arzt jederzeit bei Bedarf zur Verfügung stehen. Insbesondere sollten die Dokumentationsbilder bereits in der Patientenakte vorhanden sein, wenn der Patient den Behandlungsraum betritt [2].

 

Die kosmetische Vorbehandlung

Die professionell ausgebildete Kosmetikerin verfügt über die nötige Kenntnis und Erfahrung für die individuell erforderliche Vor- und Nachbehandlung. Dieses Know-how gewährleistet die exakte Umsetzung des vorliegenden Behandlungsprotokolls zur geplanten Therapie (z.B. vor einer Mesotherapie ein oberflächliches Peeling mit einer Fruchtsäure oder der Einsatz eines Dermabrasionsgeräts). Gleichzeitig ist sie dafür zuständig, dass Patientinnen professionell abgeschminkt werden.

 

Die Medizinische Vorbehandlung

Die medizinische Vorbehandlung kann aus verschiedenen Aufgabenbereichen bestehen, die von einer Medizinischen Fachangestellten (MFA) durchgeführt oder vorbereitet werden können. Hierzu gehören beispielsweise die Ultraschall Vorbehandlung oder Kälteanwendung zur Schmerzreduktion, das Vorbereiten einer Infusion im Rahmen einer Anti Aging Membrantherapie, einer Vitamin C Hochdosistherapie oder auch die Applikation topischer Anästhetika zu einem optimalen Zeitpunkt.

 

Die Behandlung

Zusammen mit dem Patienten prüft der Arzt anhand der objektiven, quantifizierbaren und reproduzierbaren Dokumentation des Behandlungsverlaufs und den subjektiven Schilderungen des Patienten das bisher erreichte Behandlungsergebnis. So kann der Patient seine subjektiven Empfindungen mit den messbaren Ergebnissen (Fotodokumentation im Verlauf der Behandlung, Messwerte) vergleichen. Der subjektive Eindruck des Patienten ist eine wertvolle Unterstützung für den Arzt zur Überprüfung, Beurteilung und Modifikation des Behandlungskonzepts. Erst nach abschließender Beurteilung beginnt nach der Aufklärung des Patienten über die Risiken die weitere Behandlung. Im effektiv organisierten Praxisalltag werden umgehend alle erforderlichen Vorbereitungen getroffen.

Stationen

Die medizinische Nachbehandlung

Sofern eine medizinische Nachbehandlung erforderlich und sinnvoll ist, wird der reibungslose Übergang zur Nachbehandlung sichergestellt. Auch bei der Nachbehandlung wird der Patient in den Mittelpunkt gestellt und sein Befinden durch Kühlung sowie Verabreichung von Getränken verbessert.

 

Die Kosmetische Nachbehandlung

Nach Abschluss aller medizinischen Behandlungen kann die Kosmetikerin zusätzlich individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmte Cosmeceuticals verabreichen und/oder zur Eigenbehandlung mitgeben. Das erneute Schminken bei Patientinnen gehört ebenfalls in diese Kategorie, um einen möglichst guten Zustand der Gesellschaftsfähigkeit wieder herzustellen.

 

Die Nachbesprechung und Terminvergabe

Über das empathische Gespr.ch mit der Patientin kann die Praxismanagerin das Fazit der Patientin erfragen. Wichtige Aspekte sind hier Fragen nach der Verträglichkeit und Akzeptanz der Behandlungsmethode und dem Empfinden der Patienten im Hinblick auf ihr Wohlgefühl. Fühlt sich die Patientin gut behandelt?

 

Struktur der äthetischen Praxis

Um die Zufriedenheit der Patienten zu erhöhen und gleichzeitig die Fehlerquote bei den Arbeitsabläufen zu senken, ist eine systematische Vorbereitung der jeweiligen Behandlung unumgänglich. Nur wenn jeder im Team seinen Zuständigkeitsbereich kennt und weiß, was zu einer Behandlung gehört, kann diese exakt vorbereitet werden. In jedem Fall ist eine gute Organisation und Abstimmung der Aufgabenbereiche für einen reibungslosen Ablauf und das fehlerfreie Gelingen wichtig. Im Überblick soll hier gezeigt werden, wie die unterschiedlichen Zuständigkeitsbereiche strukturiert sein können.

 

Organisation

In diesen Bereich fallen alle Tätigkeiten, die einen reibungslosen Ablauf gewährleisten: Von der Terminvergabe, über die telefonische Terminbestätigung einen Tag vor der Behandlung bis zur Begleitung während der gesamten Behandlung ist eine geschulte und kompetent Assistentin für diese organisatorischen Tätigkeiten zuständig.

 

Kommunikation

Sowohl die Kommunikation zwischen Arzt und Praxisteam als auch die persönliche Betreuung der Patientin sollte in die Zuständigkeit einer Assistentin fallen, um einen reibungslosen Praxisablauf zu gewährleisten. Der Patient empfindet es als äußerst angenehm, wenn er von der telefonischen Erstberatung bis zur Beratung und Betreuung in der Praxis einen persönlichen Ansprechpartner in der Praxis hat.

 

Dokumentation

Die Dokumentation sollte unbedingt von eigens ausgebildeten Kräften durchgeführt werden. Nur so kann eine objektive, messbare und reproduzierbare Dokumentation der Behandlungserfolge auch für den Patienten visualisierbar gemacht werden. Sie bekommt bei minimal invasiven ästhetischen Behandlungen eine immer größere Bedeutung.

 

Medizinische Kosmetik

Die medizinische Praxis der Zukunft wird auf professionell ausgebildete Kosmetikerinnen nicht verzichten können. Dieser Aufgabenbereich inkludiert medizinische Kosmetik durch Cosmeceuticals ebenso wie kosmetisch-medizinische Behandlungen oder die Vor- und Nachbehandlung verschiedener Therapieformen.

 

Medizinische Behandlung

Alle medizinischen Behandlungen, die der Arzt an qualifizierte MTAs oder Medizinische Fachangestellte (MFA) delegieren kann, tragen zu seiner Entlastung bei.

 

Arztassistenz

Die optimale und sorgfältige Vorbereitung der Behandlungsräume ist eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass der Arzt effektiv und sicher behandeln kann. Insbesondere Injectables und Geräte sollten so präpariert sein, dass der Arzt seine ganze Aufmerksamkeit dem Patienten widmen kann. Die Behandlung kann schnell und effektiv durchgeführt werden, der Patient steht im Mittelpunkt!

 

Administration

Für das erfolgreiche Praxismanagement ist es wichtig, ein Grundwissen über betriebswirtschaftliche Abläufe einer Praxis zu haben. So kann nicht nur die Organisation entsprechend gesteuert werden. Dieses Wissen ermöglicht, Dokumentation, Archivierung und Auswertung der relevanten Daten und Dokumente vorzunehmen. Die Themen Praxisgebühr, Zahlungsverkehr und Verträge z.B. mit Dienstleistern spielen hierbei eine Rolle.

 

Das erfolgreiche Management einer Praxis erfordert einerseits beste Organisations- und Strukturierungskompetenzen, andererseits sind ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten und Führungskompetenzen von ebenso gro.er Bedeutung. Umso wichtiger ist es, Aufgaben in der Arztpraxis zu delegieren. Je besser die Mitarbeiter/innen in den unterschiedlichen Bereichen ausgebildet sind, desto höher ist deren Identifikation mit Ihrer Praxis.

 

Klare Strukturen sind zielführend, damit qualifizierte Mitarbeiter ihre Kernkompentenzen optimal umsetzen können. Der Aufbau von Vertrauen ist bei der Arzt-Patienten Beziehung immer ein Prozess. Team-Bildung ist eine wesentliche Voraussetzung für die Initialisierung der Kompositorischen Ästhetik. Mit Hilfe einer professionellen Kommunikation im Praxisteam wird eine wertschätzende Kultur aufgebaut, eine wichtige Grundlage für die bewusste Patientenorientierung.

 

Die hier von uns beschriebene Struktur gilt grundsätzlich für alle ästhetischen Interventionen unabhängig vom Interventionsgrad. Dennoch ist anzumerken, dass mit Steigerung des Interventionsgrades, insbesondere wenn operative Verfahren eingesetzt werden, sich die Bedeutung für das sich Wohlfühlen ebenfalls steigert. Viele operativ tätige Ärzte haben deshalb bereits ein ähnliches Schema in ihre Praxisabläufe integriert.

 

Die ästhetische Praxis aus der Perspektive des behandelnden Arztes

Wenn wir es mit einer Praxis in der Praxis zu tun haben, sollten folgende Überlegungen durchgeführt werden: Lohnt es sich, ein Institut zu gründen evtl. mit eigens dafür ausgebildeten Kräften oder ist eine mögliche andere Organisationsform denkbar? In jedem Fall müssen die hier beschriebenen Tätigkeiten so sinnvoll in einen normalen Praxisablauf integriert werden können, dass das eigentliche Ziel, dem Patienten ein Wohlfühlerlebnis zu ermöglichen, nicht untergeht und trotzdem die normale Praxis nicht dadurch gefährdet wird.

 

Welche Aufgaben bleiben dem Arzt? Um auf dem Gesundheitsmarkt der Zukunft erfolgreich bestehen zu können, müssen sich Praxen ökonomisch und strategisch gut aufstellen. Der Arzt hat mit der Entscheidung, die Praxis für Kompositorische Ästhetik aufzubauen, einige Zusatzaufgaben übernommen: die klar strukturierte Aufgabenbeschreibung für die Mitarbeiter sowie die Unterstützung und Investition bei deren Einarbeitung und Schulung in die Kernkompetenzen wie beispielsweise Kommunikationsfähigkeit oder Fotodokumentation, um das angestrebte Niveau seiner ästhetische Praxis zu erreichen.

 

Erfolgreich arbeitende Praxen verfügen über fachlich gut qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an leitender oder unterstützender Stelle ihr Wissen kompetent einsetzen können.

 

Nutzen Sie die Möglichkeit, Aufgaben zu delegieren, wo Sie dies gemäß Standesrecht und vor allem aus Ihrer beruflichen Ethik und mit Ihrer Kernkompetenz können. Wir wissen natürlich um die Problematik, die mit den Mitarbeitern und ihrer Motivation verbunden wird. Gut motivierte Mitarbeiter werden nach dem Lesen unseres Artikels in vielen ästhetischen Praxen in Zukunft hoffentlich häufiger anzutreffen sein. Wir möchten mit diesem Bericht zum Nachdenken anregen. Wie gut funktioniert Ihr persönliches Praxismanagementmodell und wo könnten Sie es verbessern? Welches Strategiekonzept führt dazu, noch überzeugender neue Patienten zu gewinnen und die Stamm-Patienten zu behalten? Gerade in Dienstleistungsunternehmen sind die Kompetenzen der Mitarbeiter in erheblichem Maße ausschlaggebend für den Erfolg des Unternehmens.

 

Wenn das Team dank der richtigen Potentialeinschätzung steht, hat der Arzt noch drei weitere Aufgaben in Bezug auf die Ästhetik zu erfüllen: Er ist der wichtigste Kommunikator zum Patienten, er hat die Verpflichtung, sich in allen wichtigen neuen Entwicklungen der ästhetischen Medizin fortzubilden und er hat die Freiheit gewonnen, sich ausschließlich auf seine Behandlungen konzentrieren zu können. Und ist es nicht genau das, was er sich immer schon gewünscht hat?

 

Die Aufgabe der Arzt-Patienten Kommunikation wurde bereits in allen anderen Artikeln dieser Serie diskutiert. Wenn wir davon sprechen, dass sich diese Aufgabe verändern wird, so wollen wir hier auch darauf hinweisen, dass eine erfolgreiche langfristige Begleitung nur dann erfolgen wird, wenn sich die Kommunikation des behandelnden Arztes nicht ausschließlich auf den Wohlfühlfaktor bezieht. Die Patienten werden immer anspruchsvoller, was die zeitliche Dimension der Behandlung betrifft. Die Erwartung, dass ein Ergebnis nicht durch mehrere Behandlungen, sondern sofort in einer Sitzung erreichbar ist, muss vom Arzt überzeugend erklärt und nachvollziehbar diskutiert werden. Es wird immer wieder über diese Erwartungen der Patienten berichtet. Es fallen dabei Begriffe wie „sofort“ und „schnell“. Diese Erwartung sollte nicht ignoriert werden, und selbstverständlich kann alles dafür getan werden, um ein möglichst gut sichtbares Ergebnis in möglichst kurzer Zeit zu erreichen. Alles bedeutet jedoch nicht, den Wünschen des Patienten einfach nachzugeben, es bedeutet auch, nachvollziehbar zu erklären, warum Qualit.t sich nicht „beschleunigen“ lässt.

 

Schlussbemerkung

Diese Beschreibung darüber, wie die neue Praxis für ästhetische Medizin im Idealfall aussieht, dient als Basis für einen Vergleich:

 

Aus unserer Perspektive lohnt ein nicht bewertender Blick auf Ihren aktuellen Status in jedem Fall. Sie können ganz unvorbelastet vergleichen, um gezielt notwendige Maßnahmen zum Erreichen des Ziels umzusetzen. So lassen sich effektiv Arbeitsabläufe optimieren, Fehlerquoten senken und gleichzeitig die Zufriedenheit Ihrer Patienten erhöhen.

Korrespondenz-Adresse

Dipl.-Ing. Dirk Brandl
Mühlenstraße 19
D-48317 Drensteinfurt
brandl@network-globalhealth.com

Literatur

1. Future Pacing ist ein Begriff, der der Kommunikationstechnik des Neurolinguistischen Programmierens (NLP) entstammt. NLP kann für jede Form von Kommunikation hilfreich sein. Die beiden wichtigsten Autoren hierzu sind Bandler und Grinder.
2. Dirk Brandl, Fotodokumentation in der ästhetischen Medizin und Dermatologie, iBook Store von Apple

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