Riemser erhält Zulassung für VAGANTIN® RIEMSER zur Behandlung der Hyperhidrose
Die primäre Hyperhidrose äußert sich als temperaturunabhängiges, unvorhersehbares und willentlich nicht kontrollierbares Schwitzen. Die Ursachen sind bisher nicht abschließend geklärt, jedoch scheint es sich um eine genetisch determinierte Funktionsstörung zu handeln, wie auch Studien zur familiären Vorbelastung zeigen [1]. Aktuell sind ca. 16% der Deutschen von Hyperhidrose betroffen [2].
Tritt der Schweiß an mehr als drei Körperregionen auf oder schwitzt der gesamte Körper, liegt eine generalisierte Hyperhidrose vor. In diesen Fällen kann es sich auch um ein Symptom einer Grunderkrankung handeln, also einer sekundären Hyperhidrose. Insbesondere Hypertonie, Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion oder andere endokrine Erkrankungen können zu übermäßigem Schwitzen führen. Aber auch maligne Erkrankungen, psychische Störungen, Adipositas oder Medikamenteneinnahme können dazu führen.
Konservative Behandlungsmöglichkeiten
Für die Behandlung leichter fokaler Formen der Hyperhidrose eignet sich die topische Anwendung von Antiperspiranzien. In schweren Fällen kann ein Versuch mit Leitungswasser-Iontophorese erfolgen. Aus technischen Gründen ist sie jedoch meist den palmoplantaren Formen vorbehalten. Axillär können intrakutane Injektionen von Botulinumtoxin A helfen, die jedoch ca. alle sechs Monate wiederholt werden müssen. Ultima ratio sind operative Verfahren, die jedoch in einem kompensatorischen Schwitzen münden können.
Die neuzugelassene Behandlungsalternative Methantheliumbromid
Methantheliumbromid wird seit mehr als 50 Jahren wegen seiner guten Erfolge in der Praxis als systemische Therapie angewendet. Im November 2015 wurde VAGANTIN® RIEMSER mit dem Wirkstoff Methantheliumbromid auf Basis einer Phase IIIb-Studie in Deutschland für die Therapie der persistenten, exzessiven idiopathischen primären Hyperhidrosis axillaris zugelassen. Das Präparat war in Deutschland unter dem Handelsnamen VAGANTIN fiktiv zugelassen und befand sich seit 2012 beim BfArM im Zulassungsverfahren.
Wirkweise von Methantheliniumbromid
Methantheliniumbromid ist ein quaternäres Ammoniumderivat, das durch eine Blockade postsynaptischer Muskarin-M3-Rezeptoren die stimulierende Wirkung von Acetylcholin an den vorwiegend cholinerg innervierten Schwei.drüsen unterbindet und somit die Schweißsekretion reduziert. Wegen seiner Polarität penetriert das Anticholinergikum kaum die Blut-Hirn-Schranke und ist daher nicht ZNS-wirksam.
Im Vergleich zu anderen Anticholinergika sind damit keine zentralnervös bedingten Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit oder Schlafstörungen zu erwarten, wie auch eine einschleichende Dosierung nicht erforderlich ist.
Im Gegensatz zu anderen Therapieoptionen bietet VAGANTIN® RIEMSER die Möglichkeit einer systemischen Therapie bei oraler Gabe. Der planbare schnelle Wirkeintritt ist nach 30 bis 60 Minuten möglich und dauert bis zu sechs Stunden an. Das Produkt ist seit dem 1. April erhältlich und ist erstattungsfähig.
Weitere Informationen:
www.vagantin.com und www.riemser.com
Literatur:
- Ro KM, Cantor RM, Lange KL, Ahn SS (2002) Palmar hyperhidrosis: evidence of genetic transmission. J Vasc Surg 35: 382-386.
- Augustin M Radtke MA, Herberger K, Kornek T, Heigel H, Schaefer I (2013) Prevalence and disease burden of hyperhidrosis in the adult population. Dermatology 227: 10-13.