Übersichtsarbeit
Matthias Aust
Ärztliche Kompetenz unterstützt kosmetische Expertise: „Medical Needling“ – Verbessertes Hautbild ohne postoperative Narbenbildung
Medical Expertise Supports Cosmetic Know How: „Medical Needling“ – Improving Skin Appearance Without Risking Post-Operative Scarring
Keywords | Summary | Correspondence | Literature
Keywords
ablative therapies, needling, Percutaneous collagen induction, photo aging, regeneration and remodelling of the skin, scars, skin rejuvenation, wrinkles
Schlüsselworte
ablative Therapien, Falten, Hautverjüngung, Narben, Needling, Perkutane Kollageninduktion, Photoaging, Regeneration und Remodelling der Haut
Summary
While seeking flawless skin, many patients ask for treatments without surgical interventions and the potential of post-operative scarring. Classic ablative treatments still dominate aesthetic dermatology. Medical needling is an effective alternative to these procedures.
Zusammenfassung
Hilfe bei optischen Makeln ohne operativen Eingriff und anschließende Narbenbildung – das ist es, was sich viele Patienten wünschen. Noch immer überwiegen ablative Verfahren bei der Behandlung. Eine wirksame Alternative stellt in vielen Fällen Medical Needling dar.
Gängige Methoden verletzen Epidermis
Ob Narben, Dehnungsstreifen, Falten oder Anzeichen von Photoaging – in diesen Fällen greifen Ärzte gerne auf ablative Verfahren wie Laser-Resurfacing und/oder Dermabrasion zurück.
Diese Verfahren sind erprobt und effektiv, doch sie sind nicht ohne Risiko für die Patientin. Denn sie bewirken eine Schädigung oder gar Zerstörung der Epidermis und der Basalmembran. Die Straffung der Haut oder die Faltenglättung durch ablative Prozeduren ist das Resultat einer Fibrose. Diese entsteht, weil aktivierte Fibroblasten in der Wundheilungsphase die Proliferation eines Narbengewebes bewirken. Es ersetzt die Kollagen-Elastin-Matrix [1], die es doch eigentlich zu bewahren gilt.
Einfach ausgedrückt: Was von außen glatt und gestrafft aussieht ist nichts anderes als ein pathologisches Hautbild. Nicht zu unterschätzen sind die Folgen: Die regenerierte Epidermis ist nach dermabrasiven Verfahren oft ausgedünnt, die Papillen abgeflacht. Die Haut wird empfindlicher gegenüber Sonneneinstrahlung und vor allem bei dunkleren Hauttypen wächst das Risiko von postoperativen Pigmentverschiebungen [2]. Auch durch längere Wundheilungsprozesse können Komplikationen entstehen, bei denen die Gefahr von bakteriellen, viralen oder fungalen Infektionen steigt. Ebenso können Herpes-simplex-Infektionen reaktiviert werden [3].
Medical Needling: Nachhaltige Regeneration ohne signifikante Verletzung der Haut
Dem Wunsch vieler Patienten nach einer sanfteren und zugleich wirkungsvollen Methode, ohne postoperative Narbenbildung, kann heute entsprochen werden. Medical Needling setzt auf die Kraft der hauteigenen Regenationsprozesse, statt sie zu verletzen. Hinter diesem Begriff verbirgt sich das Verfahren der perkutanen Kollageninduktion. Entwickelt wurde das Verfahren von Dr. med. Desmond Fernandes. Der international renommierte Plastische Chirurg aus Südafrika ist gleichzeitig Entwickler der Wirkstoffkosmetik Environ. Durch das Needling wird die Haut nicht nur gestrafft, sondern auch nachhaltig regeneriert. Ohne jeglichen chirurgischen Eingriff lässt sich ein sichtbares Ergebnis erzielen. Ein weiterer Vorteil: Das Needling lässt sich ambulant durchführen – dabei ist eine Kooperation von Arzt und Kosmetikerin für beide Seiten eine sehr empfehlenswerte Option.
Mikrofeine Punktionen stimulieren die Haut
Zusammenspiel zwischen Arzt und Kosmetikerin
Besonders effektiv bei einer Needling-Behandlung ist eine Zusammenarbeit zwischen Arzt und Kosmetikerin. Grund: Beide Seiten ergänzen sich optimal in ihren fachlichen Kompetenzen. Ein breites Spektrum unterschiedlicher Krankheitsbilder der Haut kann die Kosmetikerin im Institut beheben. Mittels qualitativ hochwertiger und wirksamer Produkte sowie professioneller Gesichtsbehandlungen holt sie das Beste aus der Haut heraus und lässt sie merklich straffer, widerstandsfähiger, ebenmäßiger und jünger aussehen. Doch bestimmten Krankheitsbildern der Haut wie tiefsitzenden Akne- oder Verbrennungsnarben kann auch die bestgeschulte Kosmetikerin weder mit dem reinen Cosmetical Needling noch mit alternativen Behandlungsmethoden etwas entgegensetzen. Das Medical Needling hingegen eröffnet in solchen Fällen neue Möglichkeiten, den Patienten auch ohne OP erfolgreich zu behandeln und eine deutliche Verbesserung der Ausgangssituation zu erreichen. Hier wird allerdings die zusätzliche Kompetenz eines Arztes benötigt, denn nur er ist berechtigt, eine derartige Behandlung durchzuführen. Ein Klinikbesuch ist dafür nicht notwendig. Auch Ärzte profitieren von dieser Art der Zusammenarbeit: Das medizinische Needling-Verfahren erfordert eine Vor-und Nachbehandlung, in der sehr intensiv und individuell auf den Patienten eingegangen werden muss. Dies bedeutet einen hohen Zeitaufwand, den der Arzt an eine professionelle Kosmetikerin übergeben kann. Und dennoch ist garantiert, dass der Patient kompetent durch den gesamten Prozess geführt wird und eine fachkundige Betreuung wie auch Beratung erfährt.
Auf die richtige Vor- und Nachbereitung kommt es an
Auch wenn die Kosmetikerin den eigentlichen Eingriff nicht durchführen darf, kommt ihr große Verantwortung zu: Sie gibt durch ihre professionelle Einschätzung vor, ob eine Needling-Behandlung sinnvoll ist. Nach einer genauen Hautanalyse berät sie, wie oft die Behandlung für ein sichtbares und zufriedenstellendes Ergebnis durchgeführt werden sollte. Wenn der Patient sich für ein Needling entschieden hat, kümmert sich die Kosmetikerin um eine optimale und individuell zugeschnittene Vorbereitung, die ausschlaggebend für den Erfolg der Behandlung ist. Dabei wird die Haut mit einem Vorlauf von mindestens drei Wochen mit auf Vitamin A und C-basierten Produkten optimal auf das Needling vorbereitet. Dies trägt dazu bei, das Ergebnis maßgeblich zu verbessern. Zudem begünstigt es eine schnellere Heilung. Auch am Tag der Behandlung selbst liegt es in der Verantwortung der Kosmetikerin, die Haut vorzubereiten. Da während des Eingriffes kleine Wunden in der Haut erzeugt werden, kann es zu mäßigen Schmerzen kommen. Um die Behandlung für den Patienten möglichst schmerzfrei zu gestalten wird vor Behandlungsstart die Haut desinfiziert und mit einem entzündungshemmenden, milden Waschgel gereinigt. Anschließend wird ein Lokalanästhetikum aufgetragen – meist in Gel- oder Salbenform. Nach einer Einwirkzeit von 30 bis 40 Minuten wird die Creme wieder entfernt und das Needling kann starten. Folgende Punkte muss die Kosmetikerin beachten: Jeder Kunde bekommt seinen eigenen Needling-Roller. Dieser muss vor und nach jeder Behandlung desinfiziert und sterilisiert werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Entscheidend für eine schnelle Heilung sind die richtige Vorbehandlung sowie eine angemessene Versorgung unmittelbar nach der Prozedur und bis zum Abschluss der Wundheilung. Sobald der Arzt den Needling-Prozess beendet hat, wird der Patient von der Kosmetikerin weiterbetreut. Im ersten Schritt säubert sie die behandelten Flächen mit einem milden Waschgel. Anschließend ölt sie den Wundbereich mit einer Vitaminlotion und kühlt ihn gegebenenfalls mit einer Algimaske. Es liegt in der Verantwortung der Kosmetikerin, den Patienten darüber aufzuklären, wie er sich in den Tagen nach der Behandlung verhalten soll: Da es in Folge des Eingriffs zu einer Krustenbildung kommen kann, muss der Patient ausdrücklich darauf hingewiesen werden, das Gesicht mit einer teebaumölhaltigen Waschlotion und Vitamincremes ständig zu versorgen.
Korrespondenz-Adresse
PD Dr.med. Matthias Aust
Praxis für Plastische Chirurgie
Hermann-Aust-Str. 1
86825 Bad Wörrishofen
Conflict of Interests
Dr. Matthias Aust ist der Medical Advisor für Care Concept, Distributor von Environ Skincare und Roll-CitR in Deutschland.
Literatur
1. Schultz GS, Wysocki A (2009) Interactions between extracellular matrix and growth factors in wound healing. Wound Rep Reg 17: 153-162.
2. Scultetus AH, Villavicencio JL, Kao T-C, et al (2003) Microthrombectomy reduces postsclerotherapy pigmentation: multicenter randomised trial. J VascSurg 38: 896-903.
3. Friedman S, Lippitz J (2010) Chemical peels, dermabrasion, and laser therapy. Dis Mon 55: 223-235.
4. Aust MC, Reimers K, Gohritz A, et al (2010) Percutaneous Collagen Induction (PCI) – scarless skin rejuvenation – fact or fiction? J ClinExpDermatol 437–439.
5. Aust MC, Fernandes D, Knobloch K, et al (2010) Percutaneos collagen induction therapy: an alternative treatment for burns-scars. Burns 2010; 36(6): 836-43.