Übersichtsarbeit


Algeness® – die neue Generation von Fillern aus Agarose

Algeness® - The new generation of fillers based on agarose

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Summary

Several dermal fillers are being used in the aesthetic medicine for the treatment of wrinkels, volume augmentation and face rejuvenation. The classic substance is still hyaluronic acid. In search of the ideal filler multiple aspects are important. The requirements are extended on the efficacy and a poor rate of side effects. From now on a new filler generation is coming up in the aesthetic medicine. Algeness® is a new agarose based filler. This new filler is hundred per cent natural and completely biodegradable. Furthermore there is nearly no downtime expected.

Zusammenfassung

In der ästhetischen Medizin kommen verschiedene Dermafiller für die Behandlung von Falten, zur Volumenaugmentation und Gesichtsverjüngung zum Einsatz. Der Klassiker ist noch immer die Hyaluronsäure. Auf der Suche nach dem idealen Filler werden verschiedene Aspekte beachtet. Die Anforderungen an diese Präparate sind vielfältig. Einerseits erstreckt es sich auf die Wirksamkeit; andererseits auf eine geringe Nebenwirkungsrate. Nun hält eine neue Fillergeneration Einzug in der ästhetischen Medizin. Algeness® gehört zu dieser neuen Generation von Fillern aus Agarose und es erfüllt eben diese Anforderungen. Dieser neue Filler ist zu einhundert Prozent natürlich und vollständig abbaubar. Zudem bietet dieser Filler nahezu keine Ausfallzeiten.


Shab A (2016) Algeness® – die neue Generation von Fillern aus Agarose. Kos Med 37 (3): 88 – 92.

Einleitung

Die ästhetische Medizin befindet sich im stetigen Wandel. Immer wieder werden innovative Materialien und Techniken entwickelt, um Behandlungen zu verbessern bzw. Behandlungsergebnisse zu optimieren. Auch dienen diese Innovationen dem Patientenkomfort, da zum Beispiel Behandlungen angenehmer gestaltet oder Behandlungsintervalle (lang anhaltendere Ergebnisse) verlängert werden, so dass sich der Patient seltener behandeln lassen muss.

 

 

Dabei stehen für den Behandler diverse Aspekte im Vordergrund. Einerseits sind anatomische Kenntnisse des Alterns essenziell. Zum anderen sollte der erfahrene Unterspritzer die Anforderungen an den idealen Füllstoff kennen und diese mit der zu behandelnden Region in Einklang bringen.

 

 

Für die Behandlung von Falten bzw. zur Behebung von Alterungsprozessen und auch zur Volumenaugmentation stehen uns in der ästhetischen Medizin dafür diverse Dermafiller, aber auch andere Materialien (wie z.B. Botulinumtoxin zur Behandlung dynamischer Faltenbildung) zur Verfügung [1].

 

 

Neben dem Klassiker in der Familie der Filler – der Hyaluronsäure – stehen uns Kalziumhydroxylapatit und weitere Substanzen zur Verfügung. In diese Gruppe reiht sich nun auch eine neue Generation von Fillern, die Agarose, ein.

 

 

Agarose ist ein zu 100% natürlicher Füllstoff auf Polysaccharid-Basis. Es zeichnet sich durch seine biologische Verträglichkeit, gute Lokalbeständigkeit und seinem geringem Nebenwirkungspotential aus [2].

 

 

Alterungserscheinungen – ein natürlicher Prozess

Die Alterungserscheinungen im Gesichtsbereich sind vielseitig. Neben den sichtbaren Veränderungen an der Oberfläche (wie zum Beispiel den Knitterfältchen), kommt es im Alter auch in der Tiefe (wie zum Beispiel den Nasolabial- und Marionettenfalten etc.) zu Veränderungen. Insgesamt ist dieser Prozess dreidimensional wirksam und es verändert sich somit die gesamte Gesichtsform. Hierfür ist zum einen der Volumenverlust (insbesondere im Bereich der talgdrüsenarmen Regionen), und zum anderen auch die Veränderungen im Bereich der Muskulatur und der Knochenstruktur verantwortlich. Hierdurch kommt es zum Absinken des Gewebes. Es kann zu Atrophien im Bereich der Schläfen und zum Absinken im Wangenbereich kommen. Dabei verändert sich die sogenannte jugendlich wirkende V-Form des Gesichtes mit hohen und breiten Wangenknochen und straffen Konturen sowie einer hohen Spannkraft allmählich in eine sogenannte A-Form mit schlaffen Konturen und breiter Kinnlinie, oft auch einhergehend mit sogenannten Hängebäckchen [3].

 

 

Hyaluron – der Klassiker

Hyaluronsäure-Filler sind die meist verwendeten Dermafiller zur Faltenbehandlung und Volumenaugmentation in der ästhetischen Medizin. Die Hyaluronsäure befindet sich in der extrazellulären Matrix (EZM) der Haut des Menschen. Sie ist ein Glykosaminoglykan, das ein wichtiger Bestandteil des Bindegewebes darstellt und auch eine wichtige Rolle in der Zellerneuerung spielt. Zudem bindet sie durch ihre hydrophilen Eigenschaften Wasser. Sie besitzt die Fähigkeit, relativ zu ihrer Masse, sehr große Mengen an Wasser zu binden. Durch diese Eigenschaften der Hyaluronsäure kann auch mit kleinsten Mengen durch Injektion im Gesichtsbereich eine Augmentation durchgeführt werden. Hierdurch können Alterungsprozesse um mehrere Jahre zurückgedreht werden. Auf dem deutschen Markt sind eine große Menge an Produkten und Marken verfügbar. Der größte Unterschied ist der Grad ihrer Molekülvernetzung. Je nach Vernetzung sind die Hyaluronsäuren für verschiedene Gesichtsareale geeignet, jedoch ergeben sich dadurch auch Probleme. Während eine zunehmende Vernetzung (oft mit dem chemischen Mittel BDDE (1,4-Butanediol-Diglyceridylether) der Hyaluronsäure die Nebenwirkungsrate an z.B. Schwellungen oder Granulomen erhöht, führt im Gegensatz dazu eine geringe Vernetzung zu einer kürzeren Haltbarkeit des Ergebnisses [1,4].

Shab-Abb-1

Abb. 1a + b: Ergebniss mit Algeness HD 1,5%.Injektionsmenge: 0,7 ml. (Fotos: Dr. Giorgiu Maulu).

Abb. 1a + b: Ergebniss mit Algeness HD 1,5%.Injektionsmenge: 0,7 ml. (Fotos: Dr. Giorgiu Maulu).

Shab-Abb-3

Abb. 2a + b: Ergebniss mit Algeness HD 1,5%.Injektionsmenge: 0,4 ml. (Fotos: Dr. Giorgiu Maulu).

Abb. 2a + b: Ergebniss mit Algeness HD 1,5%.Injektionsmenge: 0,4 ml. (Fotos: Dr. Giorgiu Maulu).

 

Agarose-Gel – 100% natürlich

Agarose ist prinzipiell keine neue Substanz in der Medizin. Sie wird bereits seit über 10 Jahren in der Dentalmedizin eingesetzt. Von der Substanzklasse her handelt es sich um ein Polysaccharid aus D-Galactose und 3,6-Anhydro-L-Galactose, die glycosidisch miteinander verbunden sind. Somit stellt es eine Hauptkomponente des Agars dar. 100% auf natürlichen Polysacchariden basierend, ist es komplett biologisch verträglich und somit auch abbaubar [5,6]. Es enthält z.B. kein chemisches BDDE (1,4-Butanediol-Diglyceridylether), wie oft bei quervernetzten Fillern enthalten ist. Agarose als Substanz wurde bereits in diversen Studien bezüglich seiner biologischen Verträglichkeit und auf zytotoxische und genotoxische Eigenschaften geprüft [7-11]. Das Gel ist steril, sehr viskös, elastisch, farblos und transparent. Aufgrund seiner isotonischen Eigenschaft ist dieser Dermafiller nahezu schmerzfrei injizierbar. Zudem ist Agarose lokal beständig und sehr nebenwirkungsarm [12,13].

 

 

Eine falsche Materialplatzierung in zu oberflächlichen Hautschichten, im Unterlidbereich oder eine intravasale Injektion sollte möglichst gemieden werden [7,12,13].

Shab-Abb-5

Abb. 3a + b: Lippenkorrektur mit Algeness HD 1,5%. (Fotos: Dr. Giorgiu Maulu).

Abb. 3a + b: Lippenkorrektur mit Algeness HD 1,5%. (Fotos: Dr. Giorgiu Maulu).

Shab-Abb-7

Abb. 4a + b: Nasolabial-Korrektur mit mit Algeness DF 3,5%. (Fotos: Dr. Giorgiu Maulu).

Abb. 4a + b: Nasolabial-Korrektur mit mit Algeness DF 3,5%. (Fotos: Dr. Giorgiu Maulu).

 

Produktinformationen zu Algeness®

Algeness® wird in einer Box mit einer Füllmenge von 1,4 ml mit einer zweiten sterilen Spritze und einem Konnektor geliefert. Algeness® ist in drei verschiedenen Konzentrationen (1,5%, 2,5% und 3,5%) erhältlich. Die 1,5%-ige Algeness®-HD wird für oberflächliche Fältchen und zarte Linien sowie Lippenkonturierung empfohlen. Geliefert wird diese mit einer 30-Gauge-Kanüle. Die 2,5%-ige Algeness®-VL sollte bei mitteltiefen Falten, wie z.B. Nasolabialfalten und mitteltiefen Furchen zum Einsatz kommen. Geliefert wird das Algeness®-VL zwar mit der 27-Gauge-Kanüle, jedoch ist hier auch der Einsatz der 30-Gauge-Kanüle möglich. Bei beiden wird eine subdermale retrograde Injektion linear bzw. die Tunneltechnik empfohlen. Das Einsatzgebiet der 3,5%-igen Algeness®-DF sind tiefe Falten, wie z.B. bei ausgeprägter Nasolabialfalte oder für die Augmentation der Wangenregion. Die Injektionstiefe sollte subdermal oder supraperiostal sein. Bei diesem Material können auch kleine Boli gesetzt werden. Hierfür sollte die enthaltene 27-Gauge-Kanüle Verwendung finden. Die Wirkungsdauer der Algeness®-Produkte werden mit bis zu zwölf oder mehr Monaten angegeben [14].

 

 

Anwendung

Für die größtmögliche Patientenzufriedenheit ist es wichtig, dass die Behandlung so schmerzfrei wie möglich durchgeführt wird. Hierzu dient neben der topischen Anästhesie auch die Anwendung von sehr dünnen Kanülen.

 

 

Agarose selbst ist aufgrund seiner isotonen Eigenschaften, wie oben erwähnt, nahezu schmerzfrei injizierbar. Lediglich bei der Ausdehnung im Gewebe kommt es zum Brennen. In manchen Fällen ist auch eine lokale Injektion mit einem Anästhetikum (zum Beispiel bei der Behandlung von Lippen – einen sogenannten Lippenblock) zu erwägen.

 

 

Es ist zu empfehlen, Algeness® mit einem Lokalanästhetikum, wie zum Beispiel Lidocain, zu mischen. Hierzu wird ein Konnektor und eine zweite sterile Spritze in der Box mitgeliefert. Aufgrund der Viskosität des Materials ist generell die Verwendung der 30 Gauge-Kanüle möglich.

 

 

Alle Gesichtsareale können mit Agarose-Gel behandelt werden, ausgenommen die Periorbitalregion. Eine retrograde Injektion ist in der Regel die Injektionstechnik der Wahl. Das Injizieren von Boli ist nicht angeraten.

 

 

Nach Injektion sollte eine leichte Massage der Injektionsareale mit einer Gaze durch den Behandler erfolgen. Durch die direkte Kompression erreicht man die Reduktion von Hämatomen. Schwellungen können mittels einer Kombination von Kompression und Kühlen z.B. mit Cool-Packs für lediglich wenige Minuten nach Injektion weitestgehend vermieden werden. So werden einsickernde Blutungen minimiert und verschlossen.

 

 

Eine direkte Wiedereingliederung ins soziale Leben ist aufgrund der schnellen Rekonvaleszenzzeit problemlos möglich. So kann die Behandlung zum Beispiel auch in der Mittagspause oder vor wichtigen Ereignissen erfolgen und die Patienten können wieder zur Arbeit zurückkehren bzw. Patienten können nach der Behandlung noch am selben Tag an Events teilnehmen.

 

 

Bei Algeness® gilt das Prinzip „what you see is what you get“. Hierbei ist das Endergebnis der Behandlung direkt nach der Injektion sichtbar. Eine sogenannte „Downtime“ ist nicht zu erwarten.

 

 

Einen zusätzlichen Vorteil bietet Algeness® aufgrund seiner sehr guten Verträglichkeit. Gerade in der Anwendung bei Patienten, bei denen zuvor Unverträglichkeiten gegenüber Hyaluron oder andere Inhaltsstoffe der Hyaluronsäurepräparate aufgetreten sind [7,12,13].

 

 

Behandlungskombinationen

Aufgrund seiner hervorragenden Biokompatibilität bei der Algeness-Therapie, ist eine Kombination bzw. Ergänzung durch andere Behandlungsverfahren kaum Grenzen gesetzt. Zur Optimierung des Effektes kann bei der Behandlung mit Algeness® z.B. auch eine Kombination mit Botulinumtoxin im Bereich der Stirn- und Zornesfalte durchgeführt werden.

 

 

Auch Laserbehandlungen im Vorfeld zur „Skin-Rejuvenation“ oder Behandlung von Aknenarben bzw. Behandlung der Lentigines seniles sind durchaus möglich. Unterstützende chemische Peelings und Mikrodermabrasionen der Gesichtshaut sind zur Verbesserung des Hautbildes und damit eines optimierten Gesamtergebnisses erwünscht.

 

 

Zu beachten ist jedoch, dass eine falsche Indikationsstellung und mangelnde anatomische Verständnisse, vor allem für tiefer liegende Strukturen, ein Grund sein können, weshalb Unterspritzungen nicht effektiv oder zu übertrieben erfolgen. Zudem steigt auch die Komplikationsrate. Oft ist mit einer kleinen Menge an Füllstoffen bereits das gewünschte Ergebnis des Patienten zu erzielen.

 

 

Fazit

Algeness® bietet injizierbare Agarose in Gelform in drei Konzentrationen für moderate, milde und tiefe Falten an. Agarose-Gel ist ein sicherer, risikoarmer Dermafiller und stellt eine besonders gute Alternative zu bisherigen Präparaten dar, um eine Faltenbehandlung, Liquidlifting bzw. Volumenaugmentation durchzuführen.

 

 

Die Sicherheit in der Anwendung von Agarose ist bereits durch klinische Studien belegt. Aufgrund seines biokompatiblen Charakters ist Agarose auch mit anderen Substanzen und Therapien kombinierbar.

 

 

Die hohe Viskosität dieser Substanz bewirkt eine natürliche Weichheit, so dass auch bei Bewegungen die Mimik sehr natürlich und harmonisch erscheint. Dies macht einen Einsatz in nahezu allen Gesichtspartien möglich. Es sollte lediglich nicht im Unterlidbereich und zu oberflächlich eingesetzt werden. Durch eine sehr schnelle Rekonvaleszenzzeit wird sich die Behandlung mit Agarose zu einer gefragten Therapieoption entwickeln.

 

 

Abschließend lässt sich sagen, dass die Behandlung mit Agarose viele Vorteile mit sich bringt. Dieser Filler stellt dank seiner Eigenschaften eine wichtige und erfolgsversprechende Option und Ergänzung in der modernen ästhetischen Medizin dar.

Korrespondenz-Adresse

Dr. med. Arna Shab
Praxis für Haut und Ästhetik
Hanauer Landstraße 151–153
D-60314 Frankfurt am Main
info@med-aesthet.de
www.med-aesthet.de

Literatur

1. Krutmann J, Diepgen TL, Billmann-Krutmann C (2. Auflage): Hautalterung, S. 135ff.
2. Cohen JL (2008) Understanding, avoiding, and managing dermal filler complications. Dermatol Surg 34: S92-9.
3. Coleman SR, Grover R (2006): The Anatomy of the Aging Face: Volume Loss and Changes in 3Dimensional Topography, Aesthetic Surg J 26: 4.
4. Small R, Dalano H (2012): A Practical Guide to Dermal Filler Procedures. Philadelphia, S. 11.
5. Fernández-Cossío S, León-Mateos A, Sampedro FG, Oreja MT (2007) Biocompatibility of agarose gel as a dermal filler: histologic evaluation of subcutaneous implants. Plast Reconstr Surg 120: 1161-9.
6. Tabata M, Shimoda T, Sugihara K, Ogomi D, Serizawa T, Akashi M (2003) Osteoconductive and hemostatic properties of apatite formed on/in agarose gel as a bone-grafting material. J Biomed Mater Res B Appl Biomater 67: 680-8.
7. Scarano A, Carinci F, Piattelli A (2009) Lip augmentation with a new filler (agarose gel): a 3-year follow-up study. Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol Endod. 108: e11-5.
8. Cho YS, Hong ST, Choi KH, Chang YH, Chung AS (2000) Chemo- preventive activity of porphyrin derivatives against 6-sulfooxym-ethylbenzo[a]pyrene mutagenicity. Asian Pac J Cancer Prev 1: 311-7.
9. Marczylo T, Arimoto-Kobayashi S, Hayatsu H (2000) Protection against Trp-P-2 mutagenicity by purpurin: mechanism of in vitro antimutagenesis. Mutagenesis15: 223-8.
10. Naziruddin B, Durriya S, Phelan D, Duffy BF, Olack B, Smith D, et al. (1998) HLA antibodies present in the sera of sensitized patients awaiting renal transplant are also reactive to swine leukocyte antigens. Transplantation 66: 1074-80.
11. Gu Y, Tabata Y, Kawakami Y, Balamurugan AN, Hori H, Nagata N, et al. (2001) Development of a new method to induce angiogenesis at subcutaneous site of streptozotocin-induced diabetic rats for islet transplantation. Cell Transplant 10: 453-7.
12. Shab A (2016) Lippenaugmentation mit der neuen Fillergeneration Agarose-Gel. Face (2): 2-4.
13. Scarano A(2009) Ringiovanimento dei tessuti molli periorali con agarose gel. Dent Clin 2: 5-13.
14. http://www.algeness.eu/products.html.

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