Übersichtsarbeit


Wachstumsmarkt Tattooentfernung?

Growth market tattoo removal?

Keywords | Summary | Correspondence | Literature


Keywords

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Schlüsselworte

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Summary

Tattooing today is an integral part of fashion and pop culture. In the course of destigmatization of body art and its popularity among celebrities, there has also been a steady increase in the number of tattooed people in the general population over the past decades. The prohibition of laser tattoo removal by medical laymen should be reflected promptly by a dynamically increasing demand for corresponding services in medical laser practice. The gold standard of scar-free tattoo removal is treatment with QS lasers, but other methods are also available and will be discussed here.

Zusammenfassung

Tätowierung heute fester Bestandteil von Mode und Pop-Kultur. Im Zuge der Entstigmatisierung der Körperkunst und ihrer Popularität unter Prominenten zeigt sich über die letzten Dekaden auch eine stete Zunahme von Tätowierten in der allgemeinen Bevölkerung. Das Verbot der Laser-Tattooentfernung durch medizinische Laien sollte sich durch eine dynamisch steigende Nachfrage nach entsprechenden Leistungen in der ärztlichen Laserpraxis zeitnah niederschlagen. Goldstandard der narbenfreien Tattooentfernung ist die Behandlung mittels gütegeschalteter Lasersysteme (QS-Laser), aber auch andere Methoden stehen zur Verfügung auf die hier eingegangen wird.


In der Mitte des letzten Jahrhunderts noch als Stigma von Seeleuten, Kriminellen oder Randgruppen verschrien, sind Tätowierung heute fester Bestandteil von Mode und Pop-Kultur. Im Zuge der Entstigmatisierung der Körperkunst und ihrer Popularität unter Prominenten zeigt sich über die letzten Dekaden auch eine stete Zunahme von Tätowierten in der allgemeinen Bevölkerung. Aktuelle Daten geben den Anteil Tätowierter an der deutschen Bevölkerung mit neun bis zwölf Prozent an.

 

Interessanterweise liegt der Anteil der Tätowierten in der Altersgruppe von 25 bis 34 Jahren, der “Generation Tattoo”, bereits bei über zwanzig Prozent. Motivation für das Stechen einer Tätowierung? Häufigster Grund ist der Wunsch nach einem individuellen Statement, gefolgt von der Erinnerung an einen besonderen Menschen oder eine modischen Selbstverwirklichung. Zwischen fünf und zwanzig Prozent bereuen ihr Tattoo, geschätzte zehn Prozent würde sich ihr Tattoo wieder entfernen lassen. Bei ca. sechs Millionen Tätowierten in Deutschland entspricht das also einem potentiellen Markt von 60.000 Kunden – bei etwa 540 Millionen Tattooträgern weltweit immer noch eine vergleichsweise geringe Zahl. Deutschland läuft dem internationalen Trend hier noch hinerher – mit einer weiteren Zunahme der Nachfrage ist zu rechnen.  Auch das Verbot der Laser-Tattooentfernung durch medizinische Laien sollte sich durch eine dynamisch steigende Nachfrage nach entsprechenden Leistungen in der ärztlichen Laserpraxis zeitnah niederschlagen.

Tattoo am rechten Oberarm einer Patientin vor Therapie. Foto: Klinik und Poliklinik für Dermatologie, UKR-Universitätsklinikum Regensburg

Goldstandard der narbenfreien Tattooentfernung ist die Behandlung mittels gütegeschalteter Lasersysteme (QS-Laser). Wirkprinzip der Tattooentfernung mit dem Laser ist die selektive Photothermolyse. Der Laser emittiert also einen extrem kurzen Impuls im Nano- oder Picosekundenbereich, der das Tattoopigment in Sekundenbruchteilen extrem erhitzt, durch den sogenannten photoakustischen Effekt zersprengt und aus seinen zellulären Verkapselungen löst. Anschließend werden Pigmentpartikel über das Immunsystem abtransportiert oder epidermal ausgeschleust. Nach vier bis zwölf Wochen Pause kann dann die nächste Lasersitzung erfolgen. Für die komplette Entfernung einer professionell, also mittels Tätowiermaschine gestochenen Tätowierung werden geschätzte zehn bis fünfzehn oder häufig auch mehr Sitzungen benötigt. Der Prozess der Entfernung ist also mit einem erheblichen zeitlichen und in der Regel finanziellem Aufwand verbunden. Das Wirkprinzip der selektiven Photothermolyse bedingt auch, dass für verschiedene Tattoofarben unterschiedliche Wellenlängen und folglich unterschiedliche Lasersysteme benötigt werden, so etwa 1.064 nm für Blau oder Schwarz aber 532 nm für Rot. Manche – insbesondere helle Farben – lassen sich, Stand der aktuellen Technik auch nur sehr schlecht oder gar nicht entfernen.

 

Im Vergleich zum Laser ist jegliche alternative Technik zur Entfernung von Tätowierungen unterlegen oder sogar gesundheitsgefährdend. Die chirurgische Entfernung mittels Skalpell oder Diamantfräse (Dermabrasion) ist zwar effektiv und ermöglicht eine Entfenrung häufig in einer einzigen oder einigen wenigen Sitzungen (etwa serielle bzw. mehrzeitige Exzision), geht aber dafür immer mit einer Narbenbildung einher. Gänzlich abzuraten ist hingegen von der Injektion von Milchsäure, der Salabrasion oder vergleichbaren Verfahren, welche dann in der Regel auch noch von nicht-ärztlichen Anbietern beworben oder zur Selbstanwendung im Internet bestellt werden können. Das Risiko für schwerwiegende Komplikationen, wie Verätzungen, Ulzerationen, Infektionen, Narben- oder Keliodbildung ist hier unkalkulierbar. So warnt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in diesem Zusammenhang ausführlich und berichtet über Vergiftungsmeldungen nach § 16e Chemikaliengesetz.

 

Über die bloße Entfernung von Tätowierungen hinaus wird der Pigmentlaser auch für die schonende Entfernung gutartiger Pigmentläsionen (Lentigines solares, Lentigines seniles, seborrhoische Keratosen, etc.) genutzt. Dies stellt etwa in unserer Praxis im Vergleich zur Tattooentfernung eine deutlich stärker nachgefragte Indikation dar. Zudem bieten moderne Picosekundensysteme über sogenannte Fokuslinsen die Möglichkeit der Narbenbehandlung oder Rejuvenation: der Picosekundenimpuls generiert im dermalen Kompartiment Mikroverletzungen, sogenannte Laser-Induced Optical Breakdowns (LIOBs), die dann Wundheilungsprozesse anstossen und somit die Haut- oder Narbenqualität verbessern sollen.

 

In Zusammenschau stellen also Tattoo- oder Pigmentlaser ein Basisinvestment für die moderne Laserpraxis dar, mit dem nicht nur die zunehmende Nachfrage nach der Entfernung von Tätowierungen sondern auch eine Vielzahl weiterer Indikationen von der Entfernung gutartiger Pigmentläsionen bis hin zur Verbesserung der Hautqualität und Rejuvenation bedient werden kann. Aktuelle gesetzliche Neuerungen sollten die Nachfrage bei qualifizierten ärztlichen Anbieter zeitnah zusätzlich merklich steigern.

Korrespondenz-Adresse

Prof. Dr. med. Peter Arne Gerber, MBA, DALM
FA für Dermatologie und Venerologie
Vize-Präsident der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft (DDL e.V.)
Dermatologie am Luegplatz
Luegplatz 3
DE-40545 Düsseldorf-Oberkassel
E-Mail: prof.gerber@dermatologie-am-luegplatz.de
Web: www.dermatologie-am-luegplatz.de

Literatur

1. Gerber P.A. (Hrsg.), Tattoos und Tattooentfernung – alles was man wissen muss; 1. Aufl. 2022. Springer Berlin (Verlag).

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