Vielfältige Einsatzmöglichkeiten von Hyaluronidase in der ästhetischen Praxis
Das Enzym Hyaluronidase (Hylase® „Dessau“) kann die Gewebeverfügbarkeit anderer aktiver Substanzen erhöhen. Schlüssel hierfür ist der sogenannte Spreading-Effekt: Hyaluronidase spaltet komplexe Kohlenhydrate und lockert so das Bindegewebe auf. In der Folge kommt es zu einer größeren Durchlässigkeit und damit zu einer beschleunigten Diffusion des gleichzeitig verabreichten Lokalanästhetikums. Im Bereich der ästhetischen Dermatologie kann diese Eigenschaft bei einer Vielzahl von kleineren chirurgischen Eingriffen genutzt werden [1, 2].
Insbesondere die Ko-Applikation von Hyaluronidase und Lidocain bei der Infiltrationsanästhesie
hat sich als vorteilhaft erwiesen. Dies legen auch zwei aktuelle Studien nahe, bei denen durch den Zusatz von Hylase® „Dessau“ zu Lidocain die zu anästhesierende Hautfläche signifikant
vergrößert war. Bereits nach einem Zeitraum von zehn Minuten ließ sich darin eine signifikant größere zu anästhesierende Fläche erreichen. Zudem war die Zeit, um eine maximal anästhesierte Hautfläche zu erreichen, von 31 auf 21 Minuten um ein Drittel reduziert worden. Weder verkürzte die Anwendung der Hyaluronidase die Wirkdauer des Lokalanästhetikums, noch wurde die Wundheilung beeinträchtigt und es traten auch keine sicherheitsrelevanten
unerwünschten Ereignisse auf. [1, 2]
Ein Blick aus der Praxis
Bewährte und potenzielle Anwendungsfelder von Hyaluronidase bei kleineren
chirurgischen Eingriffen [1–8]
· Katarakt- und Strabismusoperationen
· Blepharoplastiken
· Rhinoplastiken
· Entfernung von Lipomen, Atheromen, Hämangiomen und Abszessen
· Platz-, Riss- und Quetschwunden
· Eingriffe an Finger- und Zehennägeln
· Cellulitebehandlungen und Liposuktionen
· Narbenbehandlungen, z. B. nach Verbrennungen
Kleine chirurgische Eingriffe im Fokus
Der Blick in die Praxis zeigt, dass Hyaluronidase vielseitig im Bereich der ästhetischen
Medizin zum Einsatz kommt. So reichen die Anwendungsgebiete der kleinen
chirurgischen Eingriffe als Zusatz zu anderen Arzneimitteln von der Entfernung
von Atheromen, Lipomen und Warzen bis hin zu Blepharoplastiken und
Rhinoplastiken.
Weitere kleinere Eingriffe bei denen Hyaluronidase als Zusatz zu anderen Arzneimitteln zum Einsatz kommt, laut einer telefonisch durchgeführten Umfrage bei Ärzten, sind etwa die Versorgung von Platz-, Riss- und Quetschwunden und eine Vielzahl anderer therapeutischer wie auch diagnostischer Exzisionen. [5] Durch den positiven Einfluss auf die Diffusion von Arzneimitteln eignet sich die Hyaluronidase unter anderem auch zur Therapie von hypertrophen Narben und Keloiden in Kombination mit einem Lokalanästhetikum oder zur Auflösung von Verhärtungen bei fibrosomalen Erkrankungen. Experten setzen das Enzym darüber hinaus auch zur Unterstützung der Lokalanästhesie bei kleineren chirurgischen
Eingriffen wie der Liposuktion ein (vgl. Interview mit Prof. Dr. medic (RO) Alina Fratila, Bonn). [6, 8]
Vorteile überzeugen in der Praxis
Zusammenfassend zeigen die Erfahrungen, dass sich durch den gewebeauflockernden
Effekt der Hyaluronidase sowohl für den Arzt als auch für den Patienten Vorteile ergeben. Die bessere Diffusion des Lokalanästhetikums sorgt neben einem schnelleren Wirkeintritt für einen größeren schmerzunempfindlichen Bereich und weniger postoperative Schmerzen. „Bei ausreichender Anästhesie könnte so die Zahl der notwendigen Injektionen reduziert werden, woraus sich letztlich vor allem für den Patienten ein höherer Komfort ergibt“, erklärte Prof. Dr.
medic (RO) Alina Fratila, Bonn.
Literatur
1. Wohlrab J et al. (2012) Clinical trial for safety evaluation of hyaluronidase as diffusion enhancing adjuvant for infiltration analgesia of skin with lidocaine. Dermatol Surg 38: 91-6.
2. Wohlrab J et al. (2012) Efficacy study of hyaluronidase as a diffusion promoter for lidocaine in
infiltration analgesia of skin. Plast Reconstr Surg 129: 771e-2e.
3. Fechner PU (2000) Arch Ophthalmol 118: 445-6.
4. Remy M et al. (2008) J Cataract Refract Surg 34: 1966-9.
5. RIEMSER Arzneimittel AG , Potentialstudie Hylase® „Dessau“, Telefonumfrage bei 80 niedergelassenen Ärzten (40 Chirurgen und 40 Dermatologen), durchgeführt von emphasis Institut für Marktforschung im Gesundheitswesen GmbH im Auftrag der RIEMSER Arzneimittel AG . 2010.
6. Fratila A (2013) Einsatz von Hyaluronidase bei Blepharoplastiken. Aesthet Dermatol 2: 2-6.
7. Nowara E, Dahlem K (2014) Einsatz von Hyaluronidase bei Rhinoplastiken. MÄC 2: 1-4.
8. Fratila A (2014) Hyaluronidase zur Unterstützung der Tumeszenz-Lokalanästhesie – Auch bei
Liposuktion und in der Cellulite-Behandlung von Vorteil. Kosmet Med 35: 130-3.
Bitte beachten Sie auch den Pflichttext auf Seite 9.
Interview mit Prof. Dr. medic (RO)
Alina Fratila, Jungbrunnen-Klinik Bonn
KM: Sie setzen Hyaluronidase als Zusatz zu anderen Arzneimitteln auch
bei Liposuktionen und Cellulite ein.
AF: Ja, das stimmt. Durch die Ko-Applikation von Hyaluronidase wird das
Gesamtvolumen der TLA reduziert und gleichzeitig die anästhesierte Fläche
vergrößert. Dabei wird weder die Wirkdauer des Lokalanästhetikums noch die
Wundheilung beeinträchtigt. Sicherheitsrelevante unerwünschte Ereignisse
haben wir bisher nicht beobachtet.
KM: Was sind die weiteren Vorteile?
AF: Die Vorteile in der Praxis sind beeindruckend: Es kommt zu weniger postoperativen
Schmerzen, einer geringeren Hämatombildung und zu einer höheren
Patientenzufriedenheit. Der schnellere Wirkeintritt des Lokalanästhetikums spart
dem Operateur zudem Zeit.
KM: Welches Gerät setzen Sie dabei ein?
AF: Bei einer Unterbauchstraffung zum Beispiel setzen wir den SmartlipoTri-
Plex™ / Cellulaze™-Laser ein. Es ist ein Nd:YAG -Festkörper-Laser, der Laserstrahlen
in drei Wellenlängen emittiert (1064 nm, 1320 nm, 1440 nm). So können
die noch verbliebenen Fettdepots im Unterbauchbereich mit der Laser-Lipolyse-
Technologie effizient und schonend auf ein Minimum reduziert und die Haut nachhaltig gestrafft werden. Die Cellulaze™-Workstation ist ein System, das die Wellenlänge von 1440 nm
emittiert und damit das bisher effektivste System für die Behandlung von Cellulite ist.
KM: Welche TLA-Lösung setzen Sie ein?
AF: Meine preferierte TLA-Lösung setzt sich wie folgt zusammen: Lidocain: 1000 mg
(50 ml 2 % Xylocain®) Epinephrin: 1 mg (1 ml 1 : 1000 Suprarenin®) NaH2CO3: 20 meq
(20 ml Natriumhydrogencarbonat 8,4 % B. Braun 20 ml Amp.) NaCl: 920 ml NaCl 0,9 %
Hyaluronidase: 1500 I.E. (Hylase® „Dessau“)
KM: Wie sieht Ihr Fazit für den Einsatz von Hyaluronidase in der Praxis aus?
AF: Das Beimischen von Hyaluronidase in der TLA und die subkutane Infiltration
erweitern durch den Spreading-Effekt der Hyaluronidase das anästhesierte
Areal, so dass dieser OP-Bereich mit weniger TLA-Lösung infiltriert werden
muss und wir damit die erwünschte Behandlungstemperatur für eine optimale
Laserwirkung schneller und besser erreichen. Ein weiterer Vorteil
ist die reduzierte Gesamtmenge: Die TLA-Lösung kann sehr gering gehalten
werden, sodass es nicht zu extremen Dehnungen und ggf. Rupturen der
elastischen Fasern subkutanen Fettgewebes kommt. Außerdem stellen wir
geringere Schwellungen und deutlich weniger Blutergüsse fest und erhalten
die optimale Temperatur für die Laserwirkung. Das Ergebnis einer sichtbaren
und fühlbar strafferen Hautoberfläche kann durch den Zusatz von Hyaluronidase
deutlich früher beobachtet werden.